6. September 2018 – Das grosse W arten auf den Wind, immer noch.. ...

Niki.schmidt.warc
Sat 8 Sep 2018 01:05

11:10.900S 124:55.800E

Gegen morgen um 0400 frischt der Wind etwas auf. Was ich damit meine ist, dass wir statt 1-2 Knoten jetzt doch tatsächlich bereits 5 Knoten und in ‘Böen’ 6 Knoten Wind haben. Das ist ein Versuch wert und ich hisse den Code 0 (das grösste Vorwindsegel – 110 m2) und rolle ihn aus. Schon bald fahren wir mit 6.5 oder manchmal sogar 7 Knoten einen lockeren Amwind Kurs (60 Grad). Aber schon bald dreht auch der Wind wieder und ich muss den Code 0 wieder einrollen, da wir härter an den Wind müssen. Also Genua raus. Um 5 wecke ich Bettina und sie kann noch 2 Stunden weitersegeln, aber dann höre ich, wie sie alles wieder einrollt und den Motor startet. Das wars dann wohl mit unserer heutigen Ration Wind. Den ganzen restlichen Tag verbringen wir wieder unter Motor. In diesem Gebiet hier herrscht zu allem hinzu noch ein konstanter Gegenstrom von 0,4-0,8 Knoten, was uns auch nicht gerade schneller voranbringt. Zum Glück haben wir genügend Diesel, es hat offenbar Boote, die jetzt schon mit Dieselproblemen kämpfen, obwohl wir erst die Hälfte der Strecke nach Lombok hinter uns haben.

Ich verbringe den Morgen mit dem Umbau der Triton Geräte (die kleinen Anzeigen, welche sich am Kartentisch und im Cockpit befinden). Ich hatte nämlich die brillante Idee (man muss sich an so einem schitteren Windtag schon mal selber etwas loben), das Gerät am Kartentisch auszubauen und hinten an der Steuerkonsole wieder einzubauen. Dann kann ich nämlich das neue Gerät oben am Kartentisch montieren, weil da die neue Aussparung zum Einbau, welche ja jetzt viereckig sein muss, nur im Holz gemacht werden muss. Gesagt und getan. Nach einer Stunde sind die Geräte alle wieder eingebaut und, was noch viel besser ist, sie funktionieren auch.

Der Vorteil des Motorens ist hierbei übrigens unüberschaubar; ich kann bohren, sägen und schleifen und Bettina kann trotzdem in ihrer Koje seelenruhig schlafen, ohne gestört zu werden. Ist doch auch etwas wert oder?

Ausser einer Lasagne zum Nachessen und einem wiederum wunderbaren Sonnenuntergang, gibt es heute nichts zu berichten. Das Wasser ist nach wie vor wie flüssiges Blei.

Inzwischen ist es morgens um 3 und wir haben beschlossen durch die Timor Sea zu fahren und dann im Süden der Hauptinsel durch den engen Kanal zu segeln, in der Hoffnung auf etwas Thermik wenn wir näher an den Indonesischen Inseln sind. Timor ist ja unterteilt in West Timor (Indonesien) und Timor Leste, welches ein eigenständiger Staat ist (dort würde ich aus politischen und Sicherheitsgründen nicht so nahe durchsegeln).

Wir sind heute Nacht in Indonesische Gewässer eingefahren und müssen nun sowieso mit einer Kontrolle der Küstenwache rechnen, ob wir jetzt näher oder etwas weiter von West Timor entfernt durchfahren.

Heute Nacht müssen wir neben Fischerbooten ebenfalls auf Ölplattformen aufpassen, welche hier im Gebiet sein sollen. Sie sind offenbar gut beleuchtet, aber ändern immer etwa wieder ihre Position, deshalb sind sie auch nirgends auf den Karten eingezeichnet.

Wieder eine sternenklare Nacht ohne Mond. Wir fahren nach Westen, ein Grad nach dem andern.