10. Juni 2019 - Reffen und Eisichten über Schwarze Löc her

38:08.800N 28:56.800W Wie schnell sich alles ändert.
Heute Nacht sind wir südlich der ersten Azoren Inseln durchgesegelt mit schönem
Wind und seit etwa morgens um 4 Uhr, nimmt der Wind konstant zu. Wir haben
bereits 2 Reffs einlegen müssen und die Genua ist leicht gerollt. Die Sonne
scheint und es geht ein guter konstanter Südwind. Die Aranui segelt noch
trocken, d.h. wir haben noch kein Ölzeug an. Wir segeln einen lockeren Amwind
Kurs, machen etwas Überhöhe, nicht, dass wir am Schluss noch aufkreuzen müssen.
Für das wären wir jetzt einfach etwas zu faul nach 18 Tagen auf hoher See. Gegen
morgen Mitternacht sollten wir in Ponta Delgada ankommen. So langsam sieht man
auf dem Kartenplotter wieder mal Boote. Man sieht zwar noch nicht was es für
welche sind, sie zeigen sich nur als AIS Dreiecke mit Nummern, aber immerhin; es
sieht so aus wie wenn rund um uns herum alles auf die Azoren zustrebt. Der
plötzlich sichtbare Schiffsverkehr lässt einem wieder etwas zurück in die
Zivilisation kommen – geistig :-) – und also nach wie vor an die Zweifler dieser
Überfahrt, wir sind noch nicht von einem Vulkan verschluckt worden - deshalb ein
kleiner Exkurs... Das letzte Buch, welches ich
gestern Abend in Angriff genommen habe ist: Einfach Hawking! – ich habe das
lange beiseite gelegt, weil ich ja nicht so für schwere Literatur bin. Einfach
Hawking ist Stephen Hawking ganz einfach erklärt... Nun gut, in der Annahme,
dass ich das verstehe habe ich mal angefangen. Nun muss ich leider konstatieren,
dass ich hier der Menschheit doch hinterher hinke mit meinen 7 Knoten Aranui
speed und meinem einfachen Verstand, denn nach 20 Seiten und der Einsicht (dass
ich’s doch nicht verstehe) oder Lernsicht, dass wir in einer Galaxie mit 100
Milliarden Sternen leben und, dass der nächte Stern, Proxima Centauri ca 40
Billionen Kilometer entfernt ist und, dass das weisse Fleckchen Licht im Sternbild Andromeda (sichtbar als
unsere Nachbarmilchstrasse Andromeda (auch eine von 100 Milliarden Galaxien!))
NUR 2.5 Millionen Lichtjahre lang unterwegs war, habe ich das Buch wieder
geschlossen... (nachdem ich auch noch gesehen habe, dass, wenn wir die gesamte
Masse der Erde zu einem ‘schwarzen Loch’ verdichten, dann hätte die Erde die
Grösse einer Murmel von 9mm Durchmesser). Nur noch ein Zitat von Hawkins:
«Es tut mir leid, dass ich die Hoffnungen künftiger Galaktischer Touristen
enttäuschen muss, aber dieses Szenario funktioniert nicht: Wenn Sie in ein
‘Schwarzes Loch’ springen, wird es sie zerreissen und umbringen. Doch in
gewissem Sinne könnten die Teilchen, aus denen ihr Körper besteht, in ein
anderes Universum gelangen. Ich weiss allerdings nicht, ob es für jemanden, der
in einem ‘Schwarzen Loch’ zu Spaghetti verarbeitet wird, ein grosser Trost ist,
zu wissen, dass seien Elementarteilchen möglicherweise
überleben!» Keine Angst, ich bin noch nicht
ganz durch den Wind, auch wenn wir jetzt dann gleich mal Wenden werden, und dann
gibt’s Lasagne (keine Spaghetti)! So gegen 12h00 sehen ganz leicht
im Dunst Faial und Pico, die zwei ersten Azoreninseln, welche auftauchen. Sie
sind allerdings noch etwa 80 km weit weg, aber trotzdem, der Mount Pico mit
seinen beachtlichen 2357m ist unverkennbar. Am Nachmittag bekommt die ARANUI
ein Lifting. Barbara nimmt sich der Treppe an und spitzt erst mal die alten
Rillen mit dem Schraubenzieher weg, dann wird geschliffen und neues
Anti-Rutschband montiert. Das sieht aus wie neu. Andreas macht die 4te Ettappe
des Entrostens draussen und auch dort: Wie neu! Der Herd kommt dran (den wir
leider nochmals brauchen werden) – und auch den könnte man fast als neu
verkaufen. Ein sehr guter Tag, vorallem wenn man bedenkt, dass es noch Wind bis
fast zum Abend hatte. Dann fällt er zusammen und wir starten wieder mal den
Motor. Chäs u Brot u Phare Breton
(Eierspeisekuchen) zum Nachtessen, wir zünden die Navigationslichter an und
schauen dem Sonnenuntergang zu. |