31. Mai 2019 - schön, mild, azurblaues Wasser und de r Gennacker steht

31:06.900N 56:16.300W Heute schlief ich wirklich tief
bis um 0700. Die Schiffsbewegungen waren trotz der querlaufenden Dünung
erträglich. Wir haben individuell gefrühstückt. Beim Essen versuchen wir
generell immer miteinander zu essen, was es aber etwas schwierig macht für
diejenen, die gerade frei haben und am Schlafen sind. Meistens schaffen wir aber
zumindest Mittag- und Abendessen zusammen einzunehmen. Es ist wieder ein Prachtstag, mal
vom Wind abgesehen. Der kriecht wieder mal mit 5-6, mit Glück mal mit 7 Knoten
von hinten hinter der Aranui her. Wenn wir etwas abfallen könnten, d.h. noch
mehr E fahren, dann würde der Code 0 vielleicht stehen und wir könnten
einigermassen vorwärtskommen. Ich lade die neuesten Grib Files
herunter (darauf sieht man, wo der Wind herkommt und wo das Azorenhoch genau
steht). Leider verschiebt es sich mit jedem Tag Richtung Norden, was sehr
unerfreulich ist, da wir ja im Norden mit schön achterlichem Wind durchsegeln
wollten. Das Azorenhoch, wie so vieles im Klimabereich, verhält sich dieses Jahr
sehr atypisch. Jetzt sieht es fast aus, dass wir eher im Süden durchsegeln
müssen, resp. bis fast in die Mitte mit räumlichem Wind reinsegeln und dann per
Motor nochmals vor den Azoren durch den Kern durchfahren werden. Aber eben,
warten wir noch den Tip oder die Empfehlung von Sebastian, unserem unsichtbaren
Crewmitglied ab (Wetter Router) bevor wir wirklich auf 90 Grad
schwenken. Ich habe gerade einen Schweizer
Krimi gelesen und wieder mal 440 Seiten aufgesogen. Manchmal habe ich diese
Leseattacken, aber manchmal kann ich auch wochenlang ohne Buch auskommen,
einfach aufs Meer blicken, das faszinierende Blau geniessen und den Wolken
zuschauen. Noch schöner natürlich, wenn das alles unter Segel geschieht und
nicht mit dem dröhnenden Motor. Zum Zmittag wieder mal ein
Zauberstreich aus dem Nichts: Wraps mit Curry-, Apfel-, Peanutbutter-, Nuss- und
Birnenfüllung. Perfekt inszeniert! Am Nachmittag kommt der neueste
Wetterbericht. Unbedingt nördich fahren max. 40 Grad NE für die nächsten 2-3
Tage. Ok, das ‘warum’ entzieht sich jetzt meinem genauen Verständnis für die
Tücken des Azorenhochs. Da wir aber mit Sebastian meist sehr gut gefahren sind,
verlassen wir uns auf ihn. Ich hoffe er behält recht. Ich ersetzte die Flaggenleinen,
welche langsam durchgescheuert sind und nehme endlich die WARC Fahne runter,
auch die Nummer auf der BB Seite ist weg. Andreas wechselt das Luk, welches ich
mit Araldit und einer Holzplatte notdürftig geklebt habe nachdem es gesprungen
war. Jetzt sieht es aus wie neu. Am Nachmittag kommt tatsächlich
etwas Wind auf, nicht viel, aber genügend um den Code 0 und die Segel zu setzen.
Wir segeln etwa eine Stunde und wechseln dann auf den Gennacker. Wunderschön
zieht er uns Richtung NE. Es windet mit 8 Knoten und wir machen etwa 5 Knoten
fahrt. Sobald der Wind auffrischt auf 10 Knoten fahren wir mit 6 Knoten. Es
bräuchte also nur dieses Häuchlein mehr zum fast vollkommenen Seglerglück. Es
ist wunderbar, so ohne Motor unterwegs zu sein. Hoffentlich bleibt es so. Die
Sonne geht wieder mit einem wunderschönen Sonnenuntergang unter und die Aranui
gleitet in die Nacht hinein. Leise plätschert es an den Bordwänden. Was uns
eigentlich lieber wäre, wäre ein ungestümes Rauschen, aber eben, wir sind schon
mal mit wenig zufrieden. |