20. Juni 2018 – Levuka, die alte Hauptstadt Fiji

17:41.450S 178:50.350E Was wir bis jetzt von Suva, der Hauptstadt von Fiji gehört haben, ist nicht gerade positiv. Schon beim Einklarieren warnten uns die Zöllner, sehr vorsichtig zu sein vor Suva, da die Dinghis gerne gestohlen werden, und man auch in den Strassen mit Pickpocketers rechnen muss. Mit all diesen negativen Schlagzeilen haben wir beschlossen einen Bogen um Suva zu machen und die Insel im Norden zu besuchen, also von Osten nach Westen. Ganz im Osten, auf der vorgelagerten Insel Ovalau, liegt die alten Hauptstadt von Fiji, Levuka. Die hat heute nur noch etwa 5000 Einwohner, sei aber die schönste Kolonialstadt im Pazifik. Die schönste Kolonialstadt müssen wir natürlich sehen und deshalb ist unser Ziel heute Levuka. Erst müssen wir aber mal wieder durch dieses Riff in den offenen Pazifik rauskommen. Die Navionicskarte zeigt nur 0.5 m an, dort wo wir durchfahren wollen, aber der Track, welchen wir auf dem Isailor App haben, zeigt ganz klar, dass man dort durch eine Lücke im Riff fahren kann. Da diese Tracks von den Fiji-Seglern bis jetzt haargenau richtig waren, folgen wir ihm auch dieses Mal, obwohl er direkt über ein normalerweise unbefahrbares Riff geht... Wir fahren ganz langsam auf die kritische Stelle zu, mit einem Knoten Fahrt und 0.5 Knoten Gegenströmung. Und tatsächlich, nach 10 Minuten Schleichfahrt, während dem es links und rechts an den Felsen spritzt.... sind wir durch und die Tiefe fällt innerhalb einer halben Minute wieder auf unter 200m ab. Leider auch heute, spiegelglatte See. Der Motor brummt, ich habe heute morgen noch Öl und Wasser kontrolliert und natürlich auch das Getriebeöl. Gestern hat uns Freddie von der Lunatix nämlich gesagt, dass bei ihm Wasser ins Getriebe fliesst... d.h.: Dichtung auswechseln, dafür muss aber das Boot aus dem Wasser. Um 1400 kommen wir vor dem Aussenriff von Levuka an. Ausnahmsweise gibt es hier mal eine richtige Einfahrtsbefeuerung. Eine rote und eine grüne Boje, die nachts sogar blinken. Wir fahren hinein hinter das Riff (man muss sich dieses Aussenriff so vorstellen: Rund um die Insel, im Abstand von etwa 500m gibt es ein Riff, welches je nach Tide etwas unter oder etwas über Wasser ist. Zwischendurch gibt es Stellen, wo man reinfahren kann. Wir folgen der Insel etwas Richtung Süden und ankern dann auf 10m Tiefe im Schlamm und Schlick. Mit dem Dinghi fahren wir in die Stadt und wollen anlegen. Das Problem ist nur, wo legt man an? Die Stadt hat zum Wasser runter eine Mauer, welche etwa 1m hoch ist, was eigentlich ideal wäre, wäre da nicht die 1.4 m hohe Tide. Schliesslich finden wir eine Mauer, wo wir sehen, dass wir ca. 3h an Land gehen können, ehe das Dinghi unten ansteht. Normalerweise kann man das Schlauchboot einfach ins tiefere Wasser ziehen oder tragen, aber hier ist alles voller kleiner neugewachsener Korallen. Wir sind am nördlichen Ende des Dorfes gelandet und machen uns nun auf Entdeckungsreise der Hauptstrasse entlang. Was wir antreffen ist von mir aus gesehen wirklich nicht UNESCO Inheritage Status würdig... Das Dorf ist alt und vergammelt, dazu kommt noch, dass der Winston (Wirbelsturm 2016) das seine dazu beigetragen hat. Die ganze Uferpromenade ist gerade wieder im Aufbau. Viele Dächer noch abgedeckt und verschiedene Häuser verlassen. Dazwischen aber findet das Leben einer Kleinstadt statt. Plötzlich kommen aus einer Gasse mindestens 100 Primarschüler, der Ort hat also sicher kein Nachswuchsproblem. Wir laufen an verschiedenen kleinen Läden vorbei, richtige Tante Emma Läden mit sehr skurilem Angebot (für uns auf jeden Fall): Ein Laden hat z.B. allerhand Waschmittel und Seifen, dazu Kartoffeln und Bananen. Ein anderer ‘Supermarkt’ voller Getränke und Kleider.... etc. Ein Coiffoirsalon, welcher innerhalb des Hauses nochmals eine Wildwest Schwingtüre hat und dahinter 2 Coiffoirstühle, welche etwa 1930 produziert wurden. Wir statten der Post einen Besuch ab und finden dort unter anderem wie bei uns noch ein weites Angebot an Schreibmaterialien etc. und da liegt doch tatsächlich ein ‘Testbuch’ über Heidi von Johanna Spirig! Näme mich wunder, ob es hier nicht noch Wichtigeres gäbe als zu wissen, was der Alpöhi denn am liebsten zum Nachtessen hat (eine der Testfragen). Der Beamte am Schalter ist sehr effizient und freundlich und wir verlassen das Postgebäude um ins lokale Museum zu gehen. Eine sehr verstaubte Sache, mit Berichten über das frühe 20. Jahrhundert – aber wie gesagt, auf allem liegt eine Staubschicht... Das Museum ist in einem original alten Haus situiert. Diese alten Häuser sind mehr oder weniger mit Dachlatten und Täfer gebaut (was schon eine Verbesserung ist gegenüber dem Pavatex in den Tuamotos). Was aber über der ganzen Stadt liegt, ist der Duft von Lebertran aus der Fabrik, welche mitten in der Stadt liegt. Nach 2 h muss ich sagen, dass ich es gesehen habe und mir auch klar ist, warum hier keine Landestelle für Freizeitboote existiert: nur ganz verwegene Touristen verirren sich hier hin. Wir haben heute gerade mal 5 andere gesehen. Zurück auf dem Schiff offeriert Susu, die Schuhe zu reinigen. Sie bückt sich über die Badeplattform mit der Bürste und einem Schuh und beginnt zu schruppen, bis sie eine Schrei ausstösst: Eine Wasserschlange hebt ihren Kopf neben ihrer Hand zum Wasser raus! Die schwarz weiss geringelte etwa 70cm lange Schlange verschwindet in der Tiefe und hinterlässt ausser einem kleinen Schreck keine bleibenden Doppelpunkte: Die Schlange hat nämlich nur einen kleinen Kopf und kann offenbar nur zwischen Daumen und Zeigfinger, Ohrläppchen und Nase beissen, alles andere ist zu gross oder zu ‘zäh. Noch zwei weitere Boote haben den Weg nach Levuka gefunden, Lunatix und Bijoux. Wir trinken einen gemeinsamen Apéroz auf der Lunatix. Ich bekomme einen ‘Black and Stormy’ – Gingerbier mit Rum – aber ich glaube es hat etwas zu viel Rum drin. Ich bin froh als wir zurück auf der Aranui sind und ich nur noch Essen muss. Dann bin ich bald mal in meiner Koje. |