12. August 2019 – Es wird immer besser!
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42:09.000N 21:55.900W Der Motor läuft auch am Morgen
noch. Ich bin ab 0800 wieder auf meiner Wache und habe Hunger – staun, staun!
Frische Luft macht eben sehr hungrig, vor allem wenn man fast 24h draussen ist.
Ich mache wieder ein Früchtemüesli und esse. Während dem Essen duftet mir die
Ananas entgegen, nein, besser gesagt ich rieche die Ananas – und wenn sie so
richt, weiss man, dass sie bald mal gegessen werden muss. Die anderen sind noch am
Schlafen. Irgendwann gibt es Leben unter
Deck und beim einen oder anderen regt sich ebefalls der Hunger. Es ist ruhig vom
Wetter her und auch die Wellen halten sich im Rahmen. Einzig, der Wind fehlt und
der Motor begleitet uns bis in den späteren Nachmittag hinein. Zum Mittagessen gibt es Spatz
(für die, welche das nicht kennen: Ein schweizer Militärgericht mit Kartoffeln,
Karrotten, Zwiebeln und was es sonst noch so hat in einer Bouillon gekocht. Je
nach vorhanden sein, Fleisch – bei uns Wienerli). Für die einen ist dies das
erste richtige Essen seit den Magenproblemen, es schmeckt sehr. Seit ein paar Stunden ziehen
wieder portugiesische Galeeren an uns vorbei, das sind die gefürchteten (aber
schönen) Quallen, welche wir schon vor den Azoren zuhauf gesehen haben. Hier
kommen sie nur vereinzelt vor, was erfreulich ist für die Europäischen Strände
und Küsten. Nick sieht plötzlich eine
Delphinschule vorbeiziehen. Sie machen einen kleinen Besuch, springen ein
paarmal und dann sind sie weg. Gegen Abend kommt dann etwas Wind
auf, und er kommt aus einer neuen Richtung. Der ersehnte SW Wind bläst uns
vorwärts. Zeit Segel zu setzen. Mit etwa 11 Knoten Wind platt von hinten,
setzten wir das Grossegel und baumen die Genua aus - Schmetterlingstellung. Es
ist warm und wir segeln in T-Shirts, die Sonne und den Wind im Rücken, so wie es
auf der Barfussroute sein sollte. Mit guten 5-6 Knoten segeln wir
immer noch etwas zu hoch (Irland liegt an), aber trotzdem einigermassen Richtung
Ziel, dem Englischen Kanal. Der Strom schiebt uns mit fast einem ganzen Konten
von hinten, was natürlich erfreulich ist. Erfreulich auch, dass der Wassermacher
wirklich funktioniert. Nachdem er sich heute einmal selbst blockiert hat, im
laufenden Betrieb (und das hat er noch nie gemacht) scheint er nun doch zu
funktionieren. Ein wunderschöner Sonnenuntergang
schliesst den Tag ab. Um 2100 legen wir ein Reff ein
für die Nacht. Das Wetter ist nicht allzu stabil und wir wappnen uns für
etwelche Böen oder nächtliche Wetterwechsel. So ein Reff ist für mich wie eine
Schlaftablette, man schläft dann einfach viel besser. Frühmorgens um 0100 ist der Wind
nach wie vor konstant, platt von hinten, zwischen 12 und 14 Knoten. Wir
schaukeln von links nach rechts und von rechts nach links. Ansonsten
wunderschönes, ereignisloses Segeln. Leider haben die Woken zugenommen und der
Mond ist nur noch umrisshaft hinter den Wolken zu sehen. Aber Europa rückt
langsam aber sicher näher (faktisch sind wir natürlich schon lange in Europa,
die Azoren gehören zu Portugal). |