24. Mai 2019 - Start von St. Lucia zurück nach Europa
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15:52.400N
60:45.500W Wir sind also wieder unterwegs.
Zurzeit zwar sehr langsam und noch etwas in die falsche Richtung, aber immerhin,
es geht vorwärts und wir nähern uns Europa. Wir d.h. Barbara, Hans, Andreas und
ich sind heute morgen um 0600 von St. Lucia gestartet. Die Wetterlage ist etwas
verzwickt. Ein umfangreiches Hoch erstreckt sich aktuell von den Azoren bis weit
in den Süden auf dem zentralen Atlantik. Die Tiefdruckgebiete bei Neufundland
drängen das Hoch so weit in den Süden. Mit diesen Druckverhältnissen sollten wir
eigentlich einen stabilen E-Passat haben, aber eben, dieses Jahr ist alles etwas
anders. Der Wind heute war zum schreien. Manchmal kam er mit 4 Knoten daher und
dann für 10 Minuten mit 17 Knoten. Wir waren den ganzen Tag und jetzt auch in
der Nacht immer am Segel vergrössern und verkleinern. Genua ausrollen und
einrollen, Reff einziehen und Reff rauslassen, Segelwechsel auf die Fock und 3
Minuten später wieder auf die Genua. Zwischendurch wird auch mal der Motor
gestartet, aber wir müssen sehr sparsam mit dem Diesel umgehen. So wie es
aussieht, werden wir noch grosse Flautengebiete durchqueren müssen, und brauchen
dort den Diesel dann dringend (wir haben zusätzlich zu unseren eingebauten Tanks
noch 120 L in Kanistern gekauft). Im Moment dümpeln wir mit 4 Knoten Richtung
Norden. Wir müssen am westlichen Rand des Azorenhochs rauf bis wir dann mit den
Südausläufern der nördlichen Tiefs nach Osten segeln können. Im Moment heisst
das gerade hinauf Richtung Nordpol auf dem 60. Längengrad, etwas ein Umweg, der
sich aber nicht vemeiden lässt. Es ist heiss, trotz der Aussicht
auf den Nordpol.... Etwas kältere Luft würde uns wirklich freuen, denn es ist
heiss und stickig hier unten in der Kabine, ja sogar draussen. Morgens um 0200
und nur im T-Shirt. Die Luks können wir nicht öffenen, weil wir sonst sicher
wieder mal im falschen Moment einen Schwall Wasser in der Kabine hätten.
Wir sind vorgestern in St. Lucia
angekommen und haben dann gestern all die kleinen und grösseren Arbeiten
erledigt, welche anstanden. Die Dichtung zwischen Rumpf und Schale musste auf
der ganzen Bootslänge ersetzt werden (15m). Auf der Steuerbordseite, wurde dies
durch die Werft erledigt, aber auf der Backbordseite reichte die Zeit nicht
mehr, so haben sie dann zumindest mal die Dichtung rausgerissen.... Das habe ich
dann per Zufall entdeckt und mich sofort auf den Weg in den nächsten Segelladen
gemacht um Sikka 292i zu holen. Das ist die Dichtmasse, welche man in die Lücke
zwischen Rumpf und Deck drücken und dann mit Seifenwasser verstreichen muss. Es
sieht nicht wie ein Kunstwerk aus.... aber zumindest ist es wieder dicht. Dann
mussten wir den Wassermacher wieder in Betrieb nehmen, Leinen wieder einziehen
auf Deck, die Tanks und Toiletten spülen, das Frischwasser ersetzen, alle Geräte
kontrollieren, ob sie noch laufen... und siehe da, der Gefrierer streikt. Er
macht keinen Wank mehr. Eine eher unschöne Angelegenheit. Es gelingt uns
kurzfristig einen Elektriker zu finden, der dann ein Versagen des Thermostaten
feststellt. Er wird kurzerhand überbrückt und nun haben wir einen Gefrierer, der
einfach soweit runter kühlt wie er kann, und wir spielen nun den Thermostaten,
indem wir das Kühlelement ein und ausschalten, einfach nie vergessen wieder
einzuschalten...! Hans, Barbara und Andreas gehen
Einkaufen und kommen mit Bergen von Früchten und Gemüse zurück. Schönes Fleisch
ist etwas Mangelware hier auf St. Lucia und es scheint fast wie wir hier auf
dieser Überquerung noch zu Vegetariern werden könnten. Hmmm, meine Familie macht
sich sicher schon Sorgen, dass dies nachher so bleiben könnte. Währendessen lade ich noch die
neuesten Karten herunter. Das WIFI im Caffee-au-lait ist nicht besonders
schnell, dafür sind die Getränke schön kalt. Danach gehe ich durch die ganze
Zoll-, Hafen- und Immigrationsadministration. Ein Heer von Leuten auf Stühlen,
die, wenn man mal alle Formulare richtig ausgefüllt hat, einen Stempel drauf
machen und die Kopie in eine Kartonkiste werfen (ich nehme nicht an, dass diese
dort je wieder rauskommt). Wir beschliessen so schnell wie
möglich zu starten, damit wir noch einen zusätzlichen Reserventag haben, den wir
bei unserer Nordroute gut gebrauchen können. So wie es aussieht, ist alles
erledigt und bereit. Wir nehmen Abschied von St. Lucia mit einem feinen
Nachtessen im ‘Spinnakers’ - ich bin dort langsam Stammgast geworden in den
letzten zwei Jahren. Der heutige Tag war wie schon
gesagt geprägt von wechselnden Winden. Es hat aber auch geregnet und ist
mehrheitlich grau bis dunkelgrau. Uns geht es eigentlich gut, bis auf kleine
Angewöhnungsschwierigkeiten an die kurzen harten Wellen, welche nicht alle gut
vertragen, aber auch das wird sich in den nächsten Tagen ergeben. Übrigens, meine Rippen sind noch
nicht ganz verheilt aber es geht besser als ich befürchtet habe. Das war der
Unfall kurz vor Französisch Guyana, wo der Blog plötzlich eingeschlafen ist, und
dafür möchte ich mich bei allen Lesern entschuldigen. Ich werde in den nächsten
Tagen die Etappe von Capedelo bis Grenada nochmals kurz
beschreiben. |