4. September 2018 – Durch die Ti mor See Richtung Lombok

Niki.schmidt.warc
Tue 4 Sep 2018 18:23

12:33.900S 129:21.800E

Wir kommen Abends um 1700 in der Fanny Bay an, die liegt gerade vor dem Ponton, welcher vor der Schleuse zum Cullan Hafen liegt. Da es zu viele Boote am Ponton hat, müssen wir warten und können erst bei Dunkelheit einfahren. Wir legen am Ponton an und tanken erst mal, da dies später hier in Darwin schwierig sein wir. Dieser Ponton ist die einzige Tankstelle und meist von Booten besetzt, welche das Dekontaminationsprozedere abwarten müssen.

Auch wir sind morgen früh dran. Die Taucher kommen um 8 und sind an allen Durchlässen im Boot interessiert, wo Salzwasser reinfliesst. Die Muscheln setzten sich offenbar nur in fliessendem Wasser fest.

Wir werden dekontaminiert. Der Hauptgrund dafür ist offenbar die vor etwa 10 Jahren zerstörte Perlenzucht im Norden Australiens, welche durch eingewanderte Muscheln erfolgt ist. Seit dieses Prozedere eingeführt wurde, hat es nie mehr Probleme gegeben. Was dies allerdings für die Umwelt hier bedeutet, das ist eine andere Frage. Generell fällt auf, dass in Australien sehr viel Wert darauf gelegt wird, alles ‘Unschöne’ fernzuhalten koste es was es wolle, aber was dies global für Auswirkungen hat, interessiert niemanden. Da sind z.B. die Muscheln, da sind aber auch die Autos, welche während dem Einkaufen oder Restaurantbesuch laufen, damit es nacher schön kühl ist oder dann eben auch die Migranten. Für die Aborigines, die Urbevölkerung von Australien, wird vordergründig sehr viel gemacht mit Ausstellungen, Unterstützung, ‘Reservaten’ und Hervorheben wie wichtig diese für Australien sind – wenn man aber den mit Leuten spricht, dann ist generell eine sehr negative Haltung heraus zu spüren.

Schliesslich, nach 10 Stunden sind wir ‘sauber’ und können raus und in die Tiperary Marina reinfahren. Natürlich wieder durch eine Schleuse, da der Tidenunterschied etwa 5 m ist. Dani, die sehr freundliche und zuvorkommende Lockmasterin und Hafenmeisterin, lässt uns auch im Dunkeln noch rein und weist uns unseren Platz zu. Die Marina ist umgeben von luxuriösen Wohnsitzen, selber für die Yachties ist das Angebot aber eher beschränkt, ausser dem besten ‘Fish and Chips’ Selfservice im Norden von Australien.... – und den freizügig offerierten Wasserflöhen und Moskitos.

Es ist sehr heiss, hier im Norden von Australien. Ich verbringe 3 Tage im Kakadu Nationalpark. Die Hauptattraktion dieses Parks, der halb so gross wie die Schweiz ist sind die unglaublich schönen Landschaften – was ich wirklich bestätigen kann – und dann aber vor allem die Malereien, welche seit tausenden von Jahren dort sind (interessant ist, dass es in einer Höhle eine Schusswaffe auf einem Bild gibt, und obwohl diese Malerei von Stil her genau gleich aussieht wie die anderen, wird diese natürlich ins letzte Jahrhundert datiert, während alles andere viel früher gemalt wurde.......) – Hmmmm....

Erwähnt seien hier nochmals die unglaublich vielen kleinen Tasks, welche Ani und Peter noch vollbracht haben, sei dies nun der Ausbau der Waschmaschine, damit der Schwarzwassertanksensor ausgewechselt werden kann, oder die vielen neuen schon lange benötigten Curryklemmen etc. etc. – Vielen Dank nochmals!

Dann kommt die weniger schöne Nachricht. Petra, die mich über einen grossen Teil der restlichen Reise begleigen sollte, ist in Lombok gelandet und hat sich beim Surfen die Schulter so schwer verletzt, dass sie zurück nach Deutschland zum Operieren muss. Das stellt mich jetzt gerade etwas vor ein Problem, da wir in nächster Zeit relativ lange Überfahrtsetappen haben und ich dort sicher noch jemanden Erfahrenen brauche.

Ich höre von Karen, welche eigentlich seit Saint Lucia auf verschiedenen Booten mitfährt und einiges an Erfahrung gesammelt hat, dass Sie einen Platz ab Lombok sucht... Gestern Abend hat Karen zugesagt und wir sind demzufolge wieder fit für die Weiterfahrt.

Gestern sind noch zwei Taucher gekommen und haben unsere Schwarzwassertankschläuche durchgeschruppt, diese sollten jetzt also wieder frei sein und nicht mehr blockieren – was ich sehr schätze, war doch die letzte Aktion umgeben von Krokodilen nicht so ganz angenehm, auch wenn ich  nur die Arme im Wasser hatte..... (die Schnippi-Schnappis im Kakadu Nationalpark waren schon beeindruckend).

Und dann kam noch Naifa, der freundliche Ägypter, offizieller Yanmar Service Mann, um unseren Alarm anzuschauen, welchen wir kurz vor Ankunft noch sehen und hören konnten. Leider findet er nichts raus und die Yanmar Zentrale hat als Antwort an ihn nur, er solle doch einen offiziellen Yanmar Service Mann kommen lassen, der sich das anschaut....!! Naifa macht den Service am Motor und findet einen abgebrochenen Impellerteil (aber nicht Grund für den Alarm). Was sehr interessant ist, er informiert uns, dass wir den Motor nie mehr als 8 h am Stück laufen lassen dürfen, dafür sei er nicht gemacht. Hmmm, bei uns läuft der aber auch mal 72 Stunden durch - oder sollen wir einfach ‘Mach mal Pause’ zelebrieren, wenn wir bei Flaute auf Überfahrt sind? Dieser Kommentar löst bei all meinen Kollegen hier nur Kopfschütteln aus. Auch von Ihnen haben viele Yanmar Motoren.

Heute  Morgen dann das lange ersehnte Triton Anzeigegerät, welches seit Monaten defekt ist (zu viel Wasser abbekommen) -  (48 h On Bord Service Garantie.....). Um 8 erscheint der Techniker und entschuldigt sich, dass er erst jetzt kommt. Um 0945 haben wir unseren Schleusentermin, danach wird es zu wenig tief draussen. Jetzt muss er sich aber sputen. Als erstes stellen wir fest, dass der Ausschnitt, in welchen das Gerät rein muss jetzt nicht mehr rund ist, sondern eckig! Immerhin, nachdem er es angeschlossen hat, und das Setup gemacht hat, funktioniert dieses tatsächlich. Also den Ausschnitt muss ich irgendwie selber hinkriegen, ich habe ja Zeit. Dann das Update des Kartenplotters, welcher ab und zu einfriert, vor allem wenn er heiss hat. Das Update wird runtergeladen und .... kann nicht installiert werden. Nach vielen und langen Telefonaten mit dem Backoffice und wahrscheinlich dem Supergurutechniker, funktioniert es dann doch (eigentlich sollte man das als Anwender ganz einfach machen können – wurde mir immer wieder gesagt). Es ist jetzt 0935! Leinen los und raus.

Und jetzt erst mal noch ein herzliches Willkommen für Bettina, welche mich auf den nächsten 1000 Meilen begleiten wird. Sie wird etwas ins kalte Wasser geworfen, da ich bis zur Abfahrt relativ wenig Zeit habe sie mit der Aranui vertraut zu machen, aber es geht auch so.

Wir starten heute Richtung Lombok. Die Windansage ist gleich 0. Beim Start um 1100 gehen wir zwar unter Segel mit etwa 5 Knoten Brise als erste über die Startlinie, aber dann wird es fast unmöglich diesen Kanal hinaufzukreuzen mit all dem Berufs-, Armee- und privaten Verkehr. Dazu noch all die Untiefen und Bojen. Wir Motoren also erst einmal eine Stunde und können dann abdrehen Richtung Westen. Der Wind hat aufgefrischt auf 8 Knoten und schon bald sind wir mit ebenfalls 8 Knoten unter Code 0 unterwegs Richtung Lombok. Wunderschönes Segeln nach all den Darwin Strapazen!

Der Wind ist räumlich und wir kommen gut voran. Gegen Abend ändert das dann bald mal, weil der Wind plötzlich nicht mehr von NE kommt sondern von NW, also gerade auf die Nase. Code 0 runter und an die Kreuz. Wir fahren einen harten Amwindkurs (trotz etwas ausgelatscher Genua – sie ist das Segel, welches am meisten gelitten hat auf den letzten 17000 Seemeilen). Es ist ein richtiges Vergnügen, wieder mal mit Schräglage Amwind zu segeln. Lange Zeit sind wir das vorderste Boot. Der Wind dreht leider immer mehr auf Westen, was uns immer mehr nach Südwesten drängt. Um Mitternacht kommt dann die Wende um wieder etwas Richtung NW zu kommen, aber dann schläft der Wind ein.

Wir sind zurzeit am Motoren mit nur 2 Knoten wahrem Wind. Die Nacht ist stockdunkel und erst um 2 geht eine ganz kleine Mondsichel auf. Wir machen Wasser und laden die Batterien. Um 4 werde ich Bettina wecken und dann ab in die Koje (in welcher sich ein Moskito versteckt hält, welches mir beim letzten Schlaf 6 Stiche zugefügt hat...).