18. Jan. 18 - Tag 2 – Wind, We llen und Wolken – grau in grau!

Niki.schmidt.warc
Fri 19 Jan 2018 07:37

09:41.500N 78:30.100W

Die Nacht war relativ ruhig bezüglich Manöver und Segeltrimm. Ab und zu die Genua etwas ein- oder ausrollen genügte um den Windbedingungen gerecht zu werden. Am frühen Abend kam es noch fast zu einem ‘Treffen’ mit einem anderen Boot. Kurz nach Wachtübernahme meldet sich Thomas, dass die ‘Emily Morgan’ ziemlich nahe an uns vorbeiziehen will und zwar im Luv. Da aber hier nicht Regattarecht herrscht (dann wären wir nämlich auf Backbord Bug mit jemandem der im Luv von uns durchwill) sondern ‘Antikollisionsrecht’, d.h. heisst, wer von rechts kommt hat Vortritt, hat also die ‘Emily Morgan’ Vortritt, nur..... sie kommt von hinten und als sie schräg hinter uns ist, fällt sie plötzlich steil auf uns ab. Thomas fällt sofort auch ab und wir gehen erst wieder in sicherem Abstand auf den alten Kurs. Emily Morgan fährt mit Chartergästen, das Besitzerpaar sind Segellehrer, aber wie wir gehört haben, schlafen die Nachts. Ich denke jetzt mal, die haben vom ganzen Vorfall gar nicths mitbekommen. Und es hätte doch soviel Platz auf dem Meer...

Der Wind nimmt während der Nacht etwas ab und am morgen haben wir noch bei 18-20 Knoten. Die Wellen nehmen eher etwas zu. Plötzlich sehen wir grosse Delphine, aber bei genauerem Hinschauen sind es vermutlich eher Wale. Sie sind pechschwarz. Wir müssen die mal googeln, wenn wir wieder Empfang haben. Wir frühstücken, natürlich mit frischem Brot und verbringen einen ruhigen Morgen, wenn da nicht jede halbe Stunde der Alarm käme, dass Wasser in die Bilge gelaufen ist (welches hinten durch die Rollenkästen der Badeplattform reinkommt - Konstruktionsfehler).

Eigentlich geniesse ich es mal, nicht der direkten Sonne ausgesetzt zu sein. Wolken sind schon auch etwas Schönes, und es ist etwas weniger heiss.

Im Laufe des Morgens halsen wir. Wir können leider keinen direkten Kurs auf San Blas nehmen, sondern kreuzen vor dem Wind. Es ist zu viel Wind um die Genua auf der Luvseite auszubaumen. Durch dieses Ausbaumen wird dann ‘manövrierträge’, vor allem in der Nacht, d.h. es ist nicht ganz einfach, den Gennakerbaum nachts umzuhängen oder zu entfernen, wenn es plötzlich mehr Wind gibt.

Auch der Nachmittag ist geprägt von grossen Wolkenfeldern und nur ganz wenig Sonne. Wir setzten 2 Wegpunkte für die virtuelle Ziellinie, welche wir dann nachts durchfahren müssen.

Zum Nachtessen gibt es feinen Risotto von Thomas gekocht. Dazu ein Glas Wein resp. ein Bier. Und schon kurz nach dem Essen sind alle, die nicht wach sein müssen wieder in ihren Kojen am Schlafen.

Um Mitternacht dann wieder meine Wache. Es ist extrem warm und feucht. Ich sitze im T-Shirt und der Schwimmweste da und schwitze trotz 20 Knoten Wind. Ich lege den Spritzschutz über dem Eingang zusammen, damit wir am frühen morgen beim Ankern mehr Sicht haben. Das dauert 5 Minuten – und ich bin schweissgebadet. Die Schwimmweste agiert als Heizkragen um meinen Hals herum....

Und dann sehe ich es plötzlich auf dem Radar. Wie in kleiner Geist ist die Wolke erschienen. Winzig, aber oho – innert Sekunden prasselt der Regen nieder und ich flüchte nach unten. Der Wind nimmt stark zu und der Regen peitscht mir beim Runtergehen richtig ins Gesicht. Ich verschliesse den Eingang. Der ganze Spuk dauert ca 2 Minuten. Dann ist es wieder genau so ruhig wie vorher, ein ganz wenig kühler, und im Cockpit natürlich alles pflotschnass, angenehm zum Sitzen....

In einer halben Stunde sind wir da, dann kommt die Einfahrt in die unbeleuchteten Gewässer, aber darüber morgen sicher mehr.