17. Januar 2019 - 11o 00' 00'' - einmal rundherum!

Niki.schmidt.warc
Fri 18 Jan 2019 00:04

21:19.030S 009:58.600E

Um 6 Uhr schieben wir plötzlich zuviel Lage und ich wache auf. Es ist spannend, wie man einen 7. Sinn für solche Dinge entwickelt. Ich stehe auf und schaue mich draussen kurz um. Der Wind hat zugenommen auf 22 Knoten und wir legen ein zweites Reff ins Gross ein, rollen die Genua weg und ersetzen sie durch die Fock. Es wird sofort viel entspannter auf der Aranui, wir schieben weniger Lage sind aber fast gleich schnell. Ein kurzer Blick auf die Batterieanzeige verrät, dass wir eine gute Segelnacht hatten: Wenn wir schnell segeln, produziert der Hydrogenerator soviel Strom, dass die Batterien am morgen immer noch bei fast 100% sind. Jetzt gerade bei 98%. Ich schlafe nochmals ein, bis um 0930. Mike ist auf Wache.

Die Wolken verziehen sich gegen Mittag und wir haben den ganzen Tag über wunderschöne Bedingungen. Die Aranui pflügt durchs Wasser als ob es nichts wäre, dise 16 Tonnen Wasser zu verdrängen. Es ist schon unglaublich, was der Wind für eine Kraft erzeugt.

Das Wasser scheint wieder extrem klar zu sein, die Quallen sind weg, aber auch die anderen Tiere. Es ist fast einsam hier draussen. Ab und zu sieht man einen Tanker vorbeifahren, aber auch nicht allzu oft. Heute haben wir 2 davon gekreuzt, die ziehen an der W-Küste von Afrika hoch, nach Angola oder Nigeria.

Je nach Einstrahlung ist das Wasser stahlblau, silbrig oder wenn wir Richtung Sonne schauen Azurblau. Wenn die Wellenkämme sich brechen, sieht man geradezu hindurch. Wieder einmal ein unglaubliches Farbenspiel, verglichen mit dem Wasser vor der Namibianischen Küste, welches durch den Nebel eher braun/grünlich schien.

Wir haben 2 Reffs im Gross, die Fock und gegenüber die Genua ausgebaumt. Es läuft wunderbar. Wir verpacken den Code 0, der immer noch hochgezogen aber gerollt ist. So wie der Wind für die nächsten Tage angesagt wurde, brauchen wir dieses Leichtwindsegel kaum. Das Foliensegel ist empfindlich auf Sonneneinstrahlung, die Schot im Masttop scheuert sich gerne durch und dazu hängen nochmals 60 unnütze kg im Mast oben, welche wir nicht brauchen – alles Gründe ihn wegzupacken.

Gegen Abend ist es dann soweit: um punkt 5 Uhr überqueren wir den 11. Längengrad Ost. Das ist der gleiche Längengrad, auf welchem wir schon einmal waren (die Aranui und ich) im April 2017, als ich sie von der Werft übernehmen durfte in Dänemark. Seither sind wir immer nach Westen gesegelt und heute sind wir also einmal rundum: Weltumseglung längengradmässig geschafft, jetzt müssen wir einfach noch etwas höher hinaufkommen, Richtung Karibik und Europa.... Aber zuerst gehts noch an den Karneval in Brasilien! Zur Feier des Tages gibt es Englischen Lemon Spunge Cake von Karen gebacken – eine richtige Kalorienbombe: 250 gr. Butter / 250 gr. Zucker / 250 gr. Mehl / 250 gr. Eier / Backpulver und mit Zucker eingekochter Zitronensaft! Dazu GingerAle (da wir unterwegs sind kein Champagner)!

Es ist jetzt ein Uhr morgens und gerade zieht die Cayuse etwa 2 Meilen auf steuerbord an uns vorbei. Das ist ein schneller Katameran, er gehört guten Freunden von mir. 4 Pixel gross ist die Anzeige auf dem Radarbilschirm, also kaum zu sehen, wenn man nicht genau hinschaut. Da sein AIS System defekt ist, wird er nicht mit dem üblichen kleinen Dreieck angezeigt. Er schleicht sich vorbei.

Der Mond beleuchtet die ganze Umgebung wieder einmal wunderschön. Es hat Wolken am Himmel und durch die Reflektion des Mondes ist es extrem hell. Das Wasser ist sehr bewegt und glitzert wie flüssiges Silber. Eine wunderschöne Nacht, dazu noch mit gutem Wind.

St. Helena, wir sind unterwegs!

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