9. October 2018 – Sonnenstrahlen und Azurblaues Wasser

Niki.schmidt.warc
Tue 9 Oct 2018 21:08

9. October 2018 – Sonnenstrahlen und Azurblaues Wasser

17:48.400S 072:31.300E

Heute werde ich von der Sonne geweckt. Sie strahlt durch mein kleines Fenster im Bug rein, aber natürlich nur, wenn die Aranui sich mit der Backbordseite gegen Osten dreht (wir segeln ja gegen Westen). Ich nehme jetzt mal an, dass ich vor allem von der Schräglage geweckt worden bin, die durch eine Böe erzeugt wurde, resp. durch unser ‘fast in den Wind schiessen’. Aber auch dieses Manöver kontert der Autopilot mit Bravour und wir sind schon bald wieder auf dem richtigen Kurs unterwegs.

Nach einer kurzen Dusche, ich werde zwar heute ziemlich hin- und hergeworfen und hole mir ein paar blaue Flecken mehr (aber darauf kommt es nicht mehr an), mache ich Frühstück. Karen ist auf und im Cockpit, während Celine tief schläft. Wir lassen sie schlafen und stellen den Rest des Müesli nach dem Frühstück im Kühlschrank kalt. Es ist interessant, heute haben alle irgendwie ein Schlafmanko nachzuholen. Celine am Morgen, Karen verabschiedet sich gegen Mittag und wacht erst wieder gege 1600 auf und ich verschlafe abends die Funkrunde, welche aber natürlich automatisch von Karen übernommen wurde, ohne, dass ich etwas sagen musste. Aus irgendeinem organisatorischen Grund wurde die Frequenz der Kurzwelle gewechselt und es wird nicht mehr auf 4 Charly (eine def. fixe Frequenz) gefunkt sondern auf 6 Bravo, aber auf 6 Bravo verstehen wir praktisch nichts mehr. Auch andere Boote hören nichts mehr und über Nacht ergibt sich dann auch ein relativ ‘kühler’ E-mail Verkehr mit den Organisatoren des WARC: Theoretiker, die die Frequenz wechseln, weil wir ja jetzt über längere Distanzen verteilt sind (der vorderste ist 140 Meilen vor uns und der hinterste etwa 200 hinter uns). Praktisch gesehen funktioniert aber die alte Frequenz perfekt für praktisch alle. Neu will man jetzt morgen noch auf 8 Bravo schalten, das ist noch viel extremer und wir haben gemerkt, dass jedes mal, wenn ich den Sprechknopf drücke, unsere Geräte aussteigen, allen voran der Autopilot – was jedes mal ein ‘in den Wind schiessen’ bedeutet. Also ab Morgen ist die Aranui mal nicht mehr dabei beim Funkverkehr.

Seit zwei Tagen liefern wir uns ein kleines Privatrennen mit Mad Monkey, die Yacht ‘gleich nebenan’. Man sagt das so einfach, weil 12 Seemeilen entfernt hier im Indischen Ozean eben ‘gleich nebenan’ ist. Wenn man das aber mal anschaut, dann ist das wie wenn eine Yacht in Zug segelt und eine andere in Luzern: gerade nebenan! Mad Monkey hatte Pech die letzten paar Tage. Sie hatten erst einen Salzwassereinbruch durch ein korrodiertes Seeventil und als dieses Loch im Rumpf dann erst mal mit einem Holzpfropfen gestopft war, hatten sie plötzlich Süsswasser in der Bilge. Nach 24h suchen, war dann klar, dass der Duschablauf durchkorrodiert war und das Wasser in die Bilge floss statt ins Meer. Ich bin froh, dass es bei uns zurzeit sehr gut läuft, ohne technische Probleme.

Der Tag ist heute wunderschön und wir geniessen wieder mal die Sonne. Trotzdem sitzen wir teils mit langen Hosen und langärmligen Shirts an Deck. Es ist merklich kühler geworden über die letzten Tage.

Heute habe ich einen neuen Wetterbericht bekommen mit Voraussagen für die nächsten 4 Tage. Es scheint wie wenn es nochmals tüchtig Wind geben wird. In Böen spricht man von 7-8 Beaufort. Das würde dann heissen, nur noch mit dem 3. Reff segeln, ev. einen ganz kleinen Teil der Fock stehen lassen zum Stabilisieren. Da der Wind aber nach wie vor von hinten kommen wird, wird dies wohl zu einer Achterbahn Gleitfahrt Richtung Mauritius werden. Sollte also ausser dem unangenehmen Wellengang kein Problem sein.

1467 Meilen von 2400...