10 August 2018 – Hamilton Islan d – Paradis auf Erden??

Niki.schmidt.warc
Fri 10 Aug 2018 12:01

20:20.700S 148:56.700E

Die Nacht hindurch bläst es immer wieder mit ziemlicher Gewalt und die Aranui wird etwas durchgeschüttelt. Es sind Böen, welche durch die zwei Berge vor uns beschleunigt werden und dann voll in die Bucht hineinströmen, meist nicht in die Richtung in der die Aranui steht, sondern eben von der Seite. Dann legt sie sich leicht auf die Seite und deshalb bin ich auch ein paar mal erwacht. Es ist schon interessant wie man mit der Zeit das Meer und den Wind im Blut hat und im richtigen Moment aufwacht.

Auch am Morgen bläst der Wind nach wie vor. Heute geht niemand baden... Wir frühstücken wieder mal im Saloon und wollen früh los, auch wenn es nur etwa 15 Meilen sind bis Hamilton Island. Hamilton Island ist bekannt als exklusive Insel mit exklusiven Gästen, so etwas wie gewisse Orte an der Côte D’Azure. Wir lassen uns überraschen.

Wir holen den Anker rauf und setzen schon bald mal die Segel. Der Wind hat wieder zugenommen und wir fahren unter Schmetterlingsstellung direkt auf Hamilton Island zu. Heute ist die Navigation leicht, da keine Untiefen im Weg liegen. Kurz vor Hamilton, nehmen wir die Segel runter und laufen nur noch unter Genua in den kleinen Fjord rein, welcher Hamilton von Dent Island trennt. Wir funken die Marina an und werden gebeten, 20 Minuten zu warten da extrem viel Verkehr im Hafen herrscht. Anschliessend käme uns der Concièrge abholen. Normalerweise nennt man das den Hafenmeister oder die Hafenboys, aber eben hier ist das der Concièrege. Bald mal kommt ein netter Concièrge mit einem Schlauchboot angefahren und bittet uns mit ihm in den Hafen einzulaufen. Bei der Einfahrt kommen wir uns etwas mikrig vor, links und rechts von uns vor allem riesige mehrgeschossige Motorboote – und doch noch auch ein paar Segelboote... Wir fahren unter den strengen Augen des Hafenmeisters mit Seitenwind in den Platz ein – und bestehen.

Nach einem feinen Couscous Salat machen wir uns auf, die Gegend zu erkunden. Was erst mal auffällt ist, dass sich hier jeder in einem Golfcart fortbewegt, wir sind deshalb etwas Fremdkörper da wir laufen. Uns wird dann auch sogleich klar (siehe Tafel bei den Photos), dass hier die Fussgänger nie Vortritt haben. Golfcarts überall zu Hunderten.

Was wir entdecken ist erschreckend: Es sieht so aus wie man sich Mallorca vorstellt (von der wüsten Seite). Massenweise Leute, Selbstbedienungsrestaurants, Säle die aussehen wie Kantinen, Snackbuden etc. etc. Das ehemalige exklusive Resort auf der anderen Seite ist jetzt öffentlich für alle Inselbesucher und besteht ebenfalls vorwiegend aus Selbstbedienungsrestaurants, billigen Liegestühlen und rotgerösteten Touristen.

Wir finden kein Restaurant, welches der Aranui die Stange halten könnte und essen dann später auch ‘chez Hämpe & Regula. Fabienne und Adrian sind entdeckungsfreudig und machen sich unabhängig auf Wanderwege zu erkunden. Adrian macht eine Inselumrundung und Fabienne besteigt den  höchsten Punktes der Insel (und sie sieht sogar ein Wallabée – kleines Känguru – keine Ahnung wie sich dieses hierhin verirrt hat).

Abends ab 2100 dann natürlich die obligate, laute, hämmernde Musik, die durch die Bucht dröhnt, mit schrecklichen Karaokeversuchen der hiesigen Touristen... zum Glück ist es unten im Rumpf der Aranui ziemlich ruhig und gut gedämpft.

Ich denke ab morgen sind wir wieder in Buchten zu Hause.