19. Jan. 18 - Tag 3 – Palmenin seln, Sandstrände und türkisgrau es Wasser im Dauerregen!

Niki.schmidt.warc
Fri 19 Jan 2018 22:39

09:35.140N 78:40.900W

Es ist stockdunkel, Sichtweite gleich null, Wolken und Gewitterregen. Rund um uns herum blitzt es und ab und zu hören wir auch den Donner. Wir sind kurz vor der Zielline und segeln nur noch mit gerefftem gross. Um uns herum sind noch 6 andere Boote, welche mit gleichem Ziel unterwegs sind. Um 03h28 passieren wir die virtuelle Zielline und es prasselt gerade in Strömen runter. Zum ersten mal seit Europa trage ich eine Segeljacke, aber innerhalb von Minuten wird es mir fast schlecht: Ich fühle mich wie in einem Backofen in dieser Jacke mit Fleezekragen....

Wir stellen den Motor an und fahren in den Wind um das Grosssegel herunterzunehmen. Es hat ziemlich Wellen und der Wind bläst gerade wieder mal mit 23 Knoten. Also rauf in den Mast: um das Gross herunterzunehmen muss ich ca 3 m in den Mast hoch, damit ich das Fall erwische, welches ich dann runterspannen kann. Es schlägt mich am Mast hin und her. Endlich hab ich das Segel unten und erwische das Fall. Mit einer Hand halte ich mich fest und mit der anderen versuche ich zentimeterweise eine Schlaufe runterzuziehen. Ich bin froh, als ich wieder ‘festen Boden’ unter den Füssen habe. Wir lassen das Segel wie es ist, d.h. wir versorgen es nicht komplett. Das wäre bei diesem Wellengang zu viel Anstrengung und Arbeit auf Deck. Bei schlechten Bedinguingen versuchen wir die Zeit ausserhalb des Cockpits zu minimieren.

Wir fallen ab und fahren Richtung Süden auf der östlichen Seite der Inselgruppe durch. Mit der elektronischen Karte und dem GPS ist es möglich an so einem Ort auch nachts reinzufahren. Es hat viele Riffe und links und rechts von uns bricht die Brandung – man hört es nur zu gut. Ich konzentriere mich strikt auf die Karte und solange die Amerikaner nicht gerade beschliessen, das GPS abzustellen, oder die Genauigkeit einzuschränken (was sie jeweils bei Bombenangriffen machen – und die ganze Welt leidet dann drunter während Stunden oder Tagen) sollten wir es durch die Inselchen durch schaffen. Auf einen Schlag sind die Wellen weg. Jetzt sind wir im Lee der Insel. Unser Ziel ist ein relativ kleiner See umrundet von Inseln und Riffen. Wir fahren durch einen Kanal hindurch und es ist eigentlich schon faszinierend: wir sehen absolut nichts und bewegen uns langsam vorwärts. Das Einzige was uns noch als Kontrolle dient, ist unser Tiefenmesser. Mit dem sehen wir, dass wir wirklich mehr oder weniger dort sind wo wir glauben zu sein. Jetzt müssste es eigentlich rapide von 20 auf 10m Wassertiefe steigen und siehe da, es steigt. Wir motoren auf eine Art Sandbank zu, welche etw 50x250m gross ist und das Ziel ist den Anker in der Mitte fallen zu lassen. Nach wie vor sehen wir nichts, der Anker geht runter, 35m Kette raus und dann lassen wir die Aranui in den Wind treiben. Die Kette ist bald mal gestreckt und der Anker scheint zu halten, da es ja mit 20-25 Knoten Wind bläst und nach wie vor immer wieder regnet. Um ganz sicher zu sein, gebe ich mit dem Motor noch 2000 Touren Retourschub – die Kette spannt sich und vibriert. Der Anker hält! Jetzt muss nur noch die Trosse mit dem Gummipuffer an der Kette angemacht werden, damit wir möglichst viel Elastizität in der Kette drin behalten wenn die ARANUI nach links und rechts schwojt. Motor aus, runter and die Wärme, würde man normalerweise sagen aber hier kann man ruhig sagen runter in der Backofen...

Es ist 0500 und erst mal schlafen wir jetzt eine Runde. Um 0830 erwache ich und sehe zum ersten Mal die Umgebung. Wunderschöne Inselchen mit Palmen und Sandständen, Aussenriffe wo die Wellen brechen und schönes Wasser. Leider nach wie vor Regen und Wolken.

Wir werden hier den Tag verbringen und nach dem Nachtessen lossegeln Richtung Port Linton, ca 60 Seemeilen von hier. Port Linton ist unsere Destination, wo wir die Aranui in Panama einklarieren müssen und wo Markus, Rita und Thomas durch die Immigration vom Schiff ausklariert werden müssen. Für sie wartet bereits der Flug von Panama zurück in die Schweiz, resp. nach Florida. Wir hatten eine super Zeit zusammen und ich wünsche Euch eine gute Heimreise.

Am Montag wird die neue Crew zu uns stossen.