Was für ein Tag!

Blog 29.05.11 Man könnte mehrere draus machen! 6.30 Uhr holt uns Mario, ein englisch sprechender Taxifahrer, am
Hafeneingang ab. Es regnet. Als ich auf dem Markt die Wagentür öffne, weiss
ich, die falschen Schuhe! Nur ein Teil des Marktes ist geteert, aber auch dort
hat es grosse Pfützen, ansonsten ist der Boden aufgeweicht und matschig. Ich
werde hinterher bis zu den Knien Dreckspritzer haben, aber das weiss ich jetzt
noch nicht. Wir kaufen Gemüse: Zwiebeln, Kartoffeln, Möhren, Paprika und und
und. Als unsere beiden Fahrradtaschen voll sind und wir noch Säcke tragen geht
es zum „Depot“, Marios trunk. Noch ein Rundgang für Obst. Wir
wollen natürlich grünes Obst, was manchmal etwas schwer zu vermitteln ist.
Nächster Anlaufmarkt ist ein chinesischer Laden, der exquisites anderes Obst
hat und auch noch eine ganze Menge andere Dinge. Und dann ist der Supermarkt
dran. Wir fahren die Gänge ab, laden ein und als zwei Wagen voll sind,
beschleichen uns Zweifel, ob wir alles in Marios Auto bekommen. An der Kasse
gibt es boys, die einladen, die Tüten alle an einen fahrbares Gestell hängen
und nach draussen bringen. Gegen 11.30 Uhr sind wir wieder in Flamenco. Es regnet immer noch.
Viele Hände entladen die Tüten auf zwei Wagen, es geht einen steilen Weg
hinunter – es ist Ebbe – und wird dann in eine „barge“
umgeladen und per Wasserweg zum Boot transportiert. Dort ist Jimmy-der
Mechanikerboss himself, mit zwei boys, die den Rahmen der neuen Vangpumpe im
Cockpit installieren. Mir werden die tausend Plastiksäcke nach unten gereicht
und ich fange an zu sortieren und zu verstauen. Überall steht etwas im Weg. Und
dann fängt es an zu giessen. Ich habe es unten kühl, trotzdem rinnt der
Schweiss. Ich bräuchte Peter, aber der ist oben gefordert, also muss ich allein
wurschteln. Wir sind dabei gewesen Fleisch einzuschweissen. Ich koche parallel
noch Gulasch für schweres Wetter. Ich putze Frühlingszwiebeln, Porree –
um die Ausmasse zu verringern- und Petersilie, ein Riesenstrauss. Zunächst
werden kleine Portionen gemacht und dann kommt eine „Petersilienmühle“
ins Spiel, dank sei Betti Bossi.Wir hätten nicht gedacht, dass dieses Ding
wirklich mal in Aktion tritt. Aber es ist toll und gehackte Peterli kann ja gut
eingefroren werden. Der Kühlschrank ist inzwischen voll und auch die Kühltruhe.
Trotzdem steht noch ganz viel Gemüse und Obst herum. Muss man Möhren,
Auberginen, Gurken, Paprika in den Kühlschrank tun? Wohin damit. Ich probiere
unser bewährtes Obstnetz im Vorschiff aus, aber das ist unbefriedigend, man
kann es nicht recht ausbreiten. Und dann kommt von oben die Hiobsbotschaft: der neue Vang funktioniert
nicht! Kann doch nicht möglich sein! Er ist neu und die Fabrik hat alle Masse
gehabt. Er hebt den Baum weniger als der alte, nämlich nur 10 cm, soll aber 21
heben, damit unser neues Segel besser eingerollt werden kann. Freitagnachmittag
um 4 Uhr, Wochenende und am Montag in den USA auch noch Labourday, also
Feiertag. Wir sind k.o., haben ausser Muesli am Morgen noch nichts gegessen,
und sind eigentlich zu sprachlos um uns aufzuregen. Und es giesst immer mehr.
Jimmy, er ist leicht behindert, kommt dann endlich nach unten, geniesst es als
alter Segler hier an Bord zu sein. Sie machen smalltalk „working without
bones“(das sei ein spanisches Sprichwort), derweil ich mich weiter
unserem Gemüse widme. Es schüttet dermassen, so haben wir es erst einmal auf
unserer Tour erlebt. Als es irgendwann etwas abebbt, frage ich, was denn noch
zu machen sei? Nein, Jimmy hat nur keine Lust im Regen die 300 m Steg zu gehen.
Ich biete ihm dann einen Schirm an und der wird dankend angenommen. Jetzt
können wir zu zweit noch weiter stauen: Büchsen, Obstdosen, Pelati, Mehl,
Zucker, und und und Jetzt haben wir schon ein 55feet-Schiff und alles ist
voll! Die Obstnetzfrage wird dahingehend beantwortet: es muss wieder an die
Haken bei uns in der Aftcabin. Morgen. Wir sind hungrig, aber haben keine Lust mehr zu kochen und essen das
frisch gemachte Gulasch. Ist ja egal. Als bis auf das Obst und das Gemüse alles
verstaut ist, falle ich k.o. ins fast zu kühle Bett. Peter geht noch ins
internet. Morgen ist Netz aufhängen dran und Liste machen, wo was
„versteckt“ ist. Und der Realität ins Auge sehen: wir hängen
weiterhin hier herum. Wir sollten spätestens im November in Neuseeland sein,
weil sonst die Hurrikan-Saison beginnt. Und die Entfernungen sind riesengross.
Warum haben wir immer so viel Pech?! |