Vollbericht von Gisela und letzter Tag in Marokko

Reise mit Mietwagen durch
Marokko 23. – 30.9.2010 Man könnte Bände füllen
über das was wir erlebt haben. Ausflug mit dem Auto ab
Donnerstag den 23. September. P. holt den Wagen gegen 8 Uhr, gegen 11 kommen wir los. Fahrt
zunächst nach Norden in einen „Jardin Exotique“. Nett angelegt, aber wir stellen
fest, dass wir heutzutage die Pflanzen bei uns in Töpfen kaufen können. Es ist
nichts Besonderes mehr exotische Pflanzen zu haben. Nördöstlich geht es dann
nach Meknès, eine der vier Königsstädte (die anderen sind Fes, Marrakesch,
Rabat. Wie bei uns früher die Kurpfalzen, wo die Könige abstiegen. D.h. jede
Stadt hat natürlich ihren riesigen streng bewachten Königspalast. Besichtigen
konnten wir keinen. Meknès hat uns nicht sehr gut gefallen, wir sind dann
schnell weiter nach Fes. Wahnsinniger Verkehr. Zuerst will uns ein Moped
begleiten, später klettert ein Junge ins Auto und bringt uns zum Parkplatz, er
will natürlich Dirham für seine „Leistung“ Und so geht das weiter in Marokko.
Die Führer drängen sich auf und auch Fotografieren nur gegen money. Das ist uns
schon etwas aufgestossen. Vom kleinen Parkplatz geht es dann zu Fuss ins Hotel
Palais de Fes Dar Tazi. Wie in 1001 Nacht. Der Hauptraum im Parterre wird auch
von einer Teppichcooperative als Verkaufsraum benutz. Teppiche ohne Ende! Die
Wirtin erzählt, sie bewirten da schon mal 200 Leute. Und alles aus einer relativ
kleinen Küche treppauf, treppab. Schwere Tabletts mit schwerem Geschirr. Unser
Raum ist unglaublich hoch, dunkle Holzbalkendecke, schummerige Lichter, 2
Diwane, tausend Kissen und die ganze Kemenate wird mit hohen Türen verschlossen.
Gegenüber gibt es nochmals ein solches Gästezimmer mit Dusche/WC , gemeinsam
wird ein Salon benutzt. Hat schon Charme, allerdings hätte ein Mensch mit
Klaustrophobie vermutlich Probleme. Zum Nachtessen sind wir dann auf der
Terrasse gesessen und haben den Anblick von Fes genossen. Und dann kommt das
Nachtessen!!! (Als Apéro übrigens Alkohol. War nie ein Problem in
Marokko.) 13 verschiedene Vorspeisen,
1 Pastete .Hochzeitskuchen hat man uns gesagt, Füllung aus Taube, Mandeln, Obst
…in dünnem Reispapier: super lecker. Als Hauptgericht kann man dann Tajine oder Couscous nehmen.
Tajine ist so ähnlich wie bei uns Römertopf, ein Tongefäss in Kegelform. Das
Gericht darin kocht quasi in eigenem Saft. Meistens Huhn oder Boef, mit Mandeln,
Pflaumen oder auch mal mit Quitten Schmeckte eigentlich immer gut. Couscous gibt
es auch in Variationen mit Fleisch oder nur mit
Gemüse. Freitag, den 24. September. Fes. Nach einem sehr sehr süssem und reichlichem
Frühstück( unglaublich! Kuchen, Galette (Eierpfannkuchen) Brot, Crèpes, Brioche
uam.) kommt unser Führer und zeigt und erklärt uns Fes. Wir gehen durch die
Medina (Altstadt mit ihren souks-Märkten). Wir schauen uns zwei Koranschulen an
mit den klitzekleinen Zimmern und unter welchen Bedingungen die Studenten da
gewohnt und studiert haben; erst den Koran und dann später ein Wissensgebiet wie
Medizin, Recht etc. Der guide hat uns natürlich auch durch Läden geführt (seine
Provision) um Messing, Leder Keramik oder Teppiche zu kaufen. Und tatsächlich,
Peter kauft zweiten Teppich. Die Teezeremonie dabei (Minztee, sehr süss ist das
Nationalgetränk) und das Handeln ist schon sehr sehr amusant. In Tanger haben
wir schon eine „Apotheke“ bzw. Epicerie erlebt. Wirklich erlebenswert. Von
Zahnwehmittel bis Kosmetika, Seifen, Öle, Parfüm, Gewürzen, Cremes und Salben
hat der Verkäufer im „weissen“ Kittel alles erklärt. Die Sachen seien fertig
(nimm 3 bezahl 2) Ich wollte einen bestimmten Tee, der wurde speziell
zusammengesucht. Imponierend ist eine
Färberei. Unglaubliche Arbeitsbedingungen. Ätzende Säuren. Kommt in irgendeinem
Film mit M.Douglas vor. Sieht von oben aus sicherer Distanz natürlich sehr
farbenfroh aus. Und unter welchen Umständen sie nicht nur Teppiche sondern auch
feine Stoffe weben. Bewundernswert. Schwere „Atlasseide“, wird aus Agaven
gemacht. Giselchen bekommt einen schönen nachtblauen
Schal. Nachmittags sind wir dann
mit dem Auto auf einen Hügel gefahren mit Ruinen von alten Königspalästen, und
haben ein sehr hübsches blaues Tor am Eingang der Medina besucht. Der Führer ist
sehr nett, hat unser Interesse bemerkt, und wir können ihn alles fragen ,er gibt
uns bereitwillig Auskunft. Samstag, 25. September. Wir fahren von Fes
nach Marrakesch. Über eine
Landstrasse. Es ist sehr anstrengend. Ganz viele Polizisten. Immer zu zweit.
Schnieke in weiss und jeder hat ein Motorrad. Sie stehen an Tempo 60. Die
Reihenfolge 80- 60- Polizei. Einmal halten sie uns ein Gerät vor Augen mit 74,
wollen 400 Dirham (ungefähr 40€, haben wir schon mal bezahlen müssen) . Nach
Rücksprache miteinander geben sie uns das Geld überraschend und mit Verwarnung
zurück. Wie uns jemand später jemand erklärte, sie hätten wahrscheinlich Angst
bekommen: Presse oder was immer. Wir fahren durch Pinienwälder, Korkeichen
und Zedern. Abholzen von Bäumen ist streng verboten. Gelegentlich sieht man
Aufforstungen. Irgendwo hat es wieder eine Königsresidenz. Immer gut gepflegt
und streng bewacht. In der Nähe gibt es einen Skilift. Die Häuser haben wie bei
uns Spitzdächer wegen des Schnees. Sieht auf einmal seltsam aus in dieser
Gegend. Auf den Strassen treiben
sich Stinker herum, man glaubt es kaum. Alle uralten Deutschen Dieseltaxis sind
sowieso hier. Man wundert sich, dass die Autos überhaupt fahren. Dazwischen
Esel, jede Menge Mopeds, Motorräder und auch die Fussgänger gehen munter
querbeet. Selbst auf der Autobahn stehen Passanten am Rand und wollen queren.
Man sieht richtige Trampelpfade. Busse und Taxis halten einfach und lassen Leute ein- oder
aussteigen. Man betet auch schon mal neben seinem
Truck. Marrakesch erreichen wir
gegen 18 Uhr: Verkehrschaos. Ein Begleiter bringt uns – gegen cash- zu einer
Shelltankstelle, dort holt uns jemand ab vom Hotel: Zu Fuss geht es dann mit
Gepäck mitten durch die Medina, d.h. mitten durch die engen Gassen mit ihren
Verkaufsständen. Und dann das Riad Eniya. (geführt von einer Schweizerin, einem
Holländer, in Bern aufgewachsen und
die Tochter heisst Eniya) Ein Riad ist immer ein nobles Haus mit hohen
Räumen und Patio mit Blumen oder auch mal Bäume und vor allem Wasser. Wasser
bedeutet Reichtum und Macht. Wir essen zur Nacht im Patio, der fast ein Wald
ist, bei Kerzenlicht und Brunnengeplätscher. Unsere Kaninchentajine ist sehr
lecker, wir allerdings sehr müde, so dass wir alles gar nicht so recht geniessen
können. Wir waren von 8 bis 19 Uhr unterwegs mit kurzer Unterbrechung für einen
Imbiss am Strassenrand: Brochettes, Fleischspiesse auf Kohlenfeuer gegrillt. Ab
in die Kiste! Aber was für eine!!! Mehrere enge geflieste
Treppchen führen zu unserer alten Tür. Öffnet man sie, tritt man in einen
Vorraum, rechts das riesige Zimmer mit Himmelbett in Kingsize. Die drei Fenster
sind vergittert bzw. werden zur Nacht noch mit Rollläden geschlossen, gehen auf
den , nein einen Patio. An der einen Wand steht ein riesiger Diwan mit tausend
Kissen in allen Formen und die Bezüge in allen orientalischen Mustern. Ein alter
reich geschnitzter halbhoher Schrank dient als Anrichte. Hinter einer alten Tür
steckt ein Kleiderschrank. Dazu gibt es noch ein Beistelltischchen und mehrere
kleine Sessel. Der Himmel ist unglaublich hoch, geschnitztes Holz mit einem
Sandsteinfries darunter. Die Wände sind geweisst, der Boden mit alten Teppichen
belegt. 1001 Nacht! Gegenüber liegt das
Badezimmer, ein Traum in schwarzem Marmor. Badewanne freistehend mit vergoldeten
Füssen. Im Bad führt ein Treppchen auf unseren privaten Dachgarten mit Liegen,
Sonnenschirmen und vielen vielen Palmen, Kakteen, und blühenden Büschen in
Tontöpfen. Von dort geht es auf verschlungenen Pfaden zum Swimmingpool. Das
ganze ist eine Wucht! Die Adresse hatten wir von Franz und Ursula. Danke für den
Tipp. Sonntag, 26. September. Nach Bad im Pool und reichlichem Frühstück,
auch wenn nicht ganz so üppig wie in Fes geht es mit Führer in die Altstadt.
Peter ersteht mal wieder einen
Teppich! sein dritter, ein Kelim. Wir haben ja so viel Platz im Schiff
und zuhause gar keinen Teppich!!! Lustig, lustig. Leider schlägt Montezuma zu
und wir gehen zur Siesta ins Riad. Nachmittags gehen wir noch ins Judenviertel,
ins neue Marrakesch und auf den grossen Hauptplatz von Marrakesch, wo der Bär
tobt. Wir halten einen Weinplausch mit Björn, er gibt uns Tipps für einen
Ausflug in die Berge. Spaghetti steht auf dem Speiseplan. Bitte keine
marokkanischen Gewürze. Montag, 27. September Ausflug in die Berge.
8 Uhr Abfahrt mit Fahrer und
fourwheeldrive. Abends um 19 Uhr und nach 360km sind wir zurück. Todmüde. Der
Fahrer fährt wie ein Berserker und was wir sehen ist Schotterwüste und
unglaubliche Landschaften. Die Strecke ist kurvenreich, dass einem fast schlecht
wird. Die Häuser sind je nach Landschaft aus Stein und hell oder aus Lehm und
rot. Wir fahren über Baustellen – gewühlt wird in Marokko überall- und fast
durch ein Flussbett, weil wir einer Brücke nicht trauen. Wir besichtigen eine
ziemlich verfallene Kasbah, bei der der Führer dann auch Teppiche von den
Berbern verkaufen möchte. Eine andere Kasbah in rot und ziemlich gross und
imponierend , können wir nur erreichen, indem wir durch ein Flussbett stapfen.
Giselas Premiere auf einem Esel. Jürg rutscht vom Stein ins Wasser und auf dem
Rückweg ziehen dann gleich alle die
Schuhe aus. Leider hier ganz besonders das Betteln bzw. Anhauen. Unglaublich wie
die Berber hier leben. Mittags essen wir dann in so einer Touristenfalle. Aber
da rächt sich Montezuma auch bei mir. Zum Nachtessen gibt es dann Gemüsecouscous
nach Art des Hauses Riad Eniya. Dienstag, 28.September Abfahrt nach
Essaouira .Nach ausgiebigem
Plausch mit Björn kommen wir gegen 12 Uhr los. Der Gepäckträger nimmt 2 falsche
Gepäckstücke mit und wir merken das gottlob beim Stauen bei der Garage. Gegen 15
Uhr sind wir in Essaouira und finden auch relativ schnell das Riad Villa de l’O,
ein wunderbares kleines Riad im Kolonialstil. Jedes Zimmer war anders. Wir
erhalten ein relativ kleines Zimmer, das fast wie eine Schiffskabine aussieht
mit Blick aufs Meer und privater Liegeterrasse. Wir bummeln dann noch durch die
Stadt - eine weisse Stadt am Meer-
mit Badetouristen und sind zum Nachtessen im El Elzir, ein ital.marokanisches
Restaurant, das zunächst aussieht, als seien wir in einem Trödelladen gelandet.,
ein fantastischer Trödelmix. Das Steak und die Tajine schmecken gut, allerdings
machen wir einen grossen Bogen um Salat und
Zitronensorbet. Es ist hier an der See abends recht kühl
und wir haben zum ersten Mal eine lange Hose und ein langärmeliges Tshirt
an. Mittwoch, 29. September Nach Frühstück auf der Dachterrasse fahren
wir an der Küste entlang nach Hause. In Safi schauen wir uns den Hafen an:
Industrie, riesig gross und dreckig aber für uns wohl möglich. El Jadida zu
klein und zu flach. Die Landschaft an dieser Küstenstrasse ist sehr
abwechslungsreich und gefällt uns sehr gut. Zum Teil gibt es eine Geröllwüste
mit absolut nix wie beim devils golfcourse, dann hat es ein Hochufer und eine
fruchtbare Ebene mit Landwirtschaft. Wunderhübsch ist eine Lagune, grün und mit
Flamingos. Ein Stückchen weiter wird Salz in Salinen gewonnen. Highlight ist
unser Mittagsmahl: Brochettes (Fleischspiesse) mit Brot und gegrillten Tomaten.
Das Essen wird auf einem grossen Teller serviert, ohne Besteck. Also benutzen
wir unsere Hände. Surprise,surprise! Der Tee ist nicht gesüsst- und die
Pfefferminze fehlt auch mehr oder weniger. Wir stellen fest, dass der marok.
Minztee wirklich grüner Tee ist und pur wie Mate schmeckt. (Zimmerli hast du das
gewusst?) Um 18 Uhr sind wir in Rabat und quälen uns durch den Verkehr. Peter
fährt inzwischen wie ein Marokkaner! Schlichter Reis mit Gemüse schmeckt
uns abends
köstlich. Donnerstag 30.September Peter und ich fahren nach Casablanca und zum
Flughafen,. Der Verkehr in Rabat ist gegen den in Casablanca gesittet und
ordentlich. Am nächsten Tag besteht Peter sein Stempelabenteuer s.o. Zur Nacht
essen wir im Hafenrestaurant. Es gibt keinen Alkohol, also für mich “Jus de
Pomme“. Da ich schon einmal daraufhin ein weisses schaumiges zuckersüsses
Getränk bekommen habe, also meine Frage“pure?“ Qui: Es kommt natürlich wieder so
ein Milch/Schaum/Getränk und nachdem wir moniert haben bekomme ich frisch
gepressten Apfelschaum, der zuckersüss schmeckt und ein Tütchen Zucker gibt es
noch extra. Für Montezumas Rache auch nicht gerade
ideal. Ein Tag mit TeApiti of Chriska in
Essauira Montag,4.Oktober Die Nacht war etwas schaukelig.
Tagsüber wird am Boot gebastelt. Der Erhaltungsaufwand für ein Schiff
dieser Grösse ist unglaublich. In Portugal hat Peter die Wasserfilter vom Motor
und Kühlschrank gereinigt, jetzt sind sie schon wieder zu, wohl weil wir uns so
lange nicht bewegt haben, hatten sich schon Barnacles festgesetzt. Jürg muss den
Stecker der Fernsteuerung reparieren der Tags zuvor durch Peter demoliert wurde.
Mit der Fernsteuerung lässt sich das Boot von irgend einem Platz aus wo die
Sicht am besten ist, steuern. So z.B. wenn die Sicht vom Steuer aus, durch
Bimini und Babyverdeck nicht ausreichend ist, können wir lässig im Stehen auf
der Sitzbank, manövrieren. Um 15 Uhr ist Landgang angesagt. Da wir von hier aus
den Sprung auf die Kanaren machen, brauchen wir noch Brot und wir müssen uns ja
auch abmelden. Ein- und Ausklarieren am gleichen Tag war ja nicht möglich! Die Partie gestaltet sich etwas schwierig. Es
nieselt (in Marokko!) und der Schwell hat so zugelegt, dass man gerade durchs
Schiff fliegt. Bei der Schaukelei Gummiwilli runterlassen und den Outbord
hineinhieven, geschweige denn uns selber, das ist schon fast ein Hochseilakt.
Der Fischerhafen ist voll und geschäftig. Polizei geht erstaunlich schnell.
Jetzt sind 6 marokkanische Stempel im Pass. Die letzten Dirhams in Euros
umtauschen geht nicht (!) nur in eine Richtung, zumindest bei einer
Wechselstube. Peter hat Glück, Amerikaner wollen einheimische Währung und wir
brauchen irgendwann Dollars. Die letzten Dirhams werden noch in Tomaten, Brot
und Eier angelegt, in Souvenirs (wunderbare Holzgegenstände aus Thuja) und dann
geht es zurück zum Hafen. Ein kleiner Schreck, das Dingi ist weg. Klärt sich
aber auf, war nur verlegt, von dem Typ, der gestern nicht aufgepasst hatte. Heute bekommt er dann doch ein
kleines Trinkgeld, Jetzt ist Schluss mit Dirhams. Morgen fahren wir los Richtung
Lanzarote. Wir rechnen ca 40 Stunden, also zwei Nächte. Wobei diese heute wird
ganz furchtbar werden, wir schaukeln unglaublich, ohne Antirutschmatten geht gar
nichts. Ich weiss nicht, wie es den beiden andern geht, aber mir reicht Marokko
jetzt auch und ich freue mich mal auf eine Super-Marina auf Lanzarote, die ist
so vornehm, dass man keine Wäsche aufhängen darf, was wir selbst im königlichen
Yachthafen von Rabat an einem Freitag gemacht
haben. |