celox² Newsletter #25 - Oh du lieber Augustin !

celox2
Gottfried Poessl
Mon 7 Dec 2009 17:18
Position:    14:20.21N 53:14.70W    ( http://blog.mailasail.com/celox )

Bordzeit:    07.12.2009 13:17  ( = UTC-4 )  

Logge:       6960,0

etmal:        149,0

Segelzeit:  15d 04h 17m 

ETA:         11.12.2009 - ca. 1200 UTC

 

Liebe Segelfreunde !

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Unser Crossing war bis jetzt ein Wechselbad der Gefühle und das bleibt es scheinbar auch. Konstant wie die Wellen suchen uns immer wieder Problemchen heim. Heute Nachmittag ist unser wichtigstes Fall gerissen. Bilder erspare ich mir, habe euch schon genug gerissene Leinen geschickt. Das Großfall. Einfach durchgescheuert, nichts weiter. Um die Scheuerstelle zu kontrollieren müssten wir regelmäßig in den Mast klettern. Der Ausflug von Manfred hat jedoch gereicht. Bei diesem Wellengang geht keiner mehr in den Mast.

 

Kommt ein Großsegel geflogen !

 

Konsequenz aus diesem Vorfall ist, dass wir ab heute nicht mehr in Ergebnisslisten schauen. Unsere Position im Klassement ist mittlerweile unwichtig. Einziges Ziel ist ab jetzt das Boot heil über die letzten 500 sm zu bringen.

 

Das Problem mit dem Großfall haben wir insofern gelöst, als wir die Dirk als Großfall verwenden. Das Spifall übernimmt die Funktion der Dirk. Wir haben mittlerweile das Groß in der Reff #2 Position wieder gesetzt und machen gute Fahrt. Der Kurs ist natürlich nicht berauschend, wir werden ca. einen Tag länger brauchen. Kein Problem. Für alle Eventualitäten haben wir auch für das Reff #3 Leinen eingezogen. Wir tun vorsorgend was wir können. Wir haben das Boot auch in einem perfekten Zustand am Start gehabt. Wir brauchen uns keine Vorwürfe machen. Die Dauerbelastungen in den Wellen am Atlantik fordern ihren Tribut. Ein lieber Segelfreund, der mit einer Swan den Atlantik überquerte, erzählte mir, dass bei ihnen das Spifall fünfmal durchgescheuert war. Auch wenn es manche "Hausskipper" in der Adria nicht glauben mögen, das hier draußen hat andere Gesetze. Am liebsten würde ich einem der größten Kritiker von Norbert Sedlacek im Yacht Revue Blog meine Sammlung von Leinen und Beschlägen schicken. Herr M.E. (Name der Redaktion bekannt) hat sich auf äußerst üble Weise über die materialschonende Fahrt von Norbert Sedlacek ausgelassen. Norbert, wenn du die Zeilen ließt, wir alle haben vollstes Verständnis für deine Entscheidungen das Rennen so anzulegen wie du es beim Vendee Globe gemacht hast. DU bist ins Ziel gekommen, viele andere nicht. Wir kommen trotz unserer Blessuren am Boot auch SICHER ins Ziel.

 

In der Rodney Bay wird uns der erste Weg in die Werft führen, um Leinen und Beschläge zu tauschen. Die nachfolgenden Crew´s werden wieder ein voll intaktes Schiff übernehmen. Die Leinen werden bessere Qualität haben und die Beschläge werden robuster sein. Alles andere wäre sinnlos.

 

Dabei hat der Tag heute so gut bégonnen. Wir haben heute unseren ersten Sonnenaufgang bekommen. Traumhaft schön. 

 

Echt kitschig ! 

 

 

Gott sei Dank ist die Stimmung in der Crew so gut. Damit können wir auch mit dieser Hochschaubahn der Gefühle gut umgehen. Keine Rede davon, dass man sich in diesen 2-3 Wochen gegenseitig nur auf die Nerven geht. Genau das Gegenteil ist der Fall. Jeder hilft jedem, das motiviert und läßt uns unser Ziel auch unter diesen materialmordenden Umgebungen SICHER erreichen.

 

Oh du lieber Augustin (fast) alles ist hin.

 

Euer 

Gottfried

 

P.S:  Was jetzt noch hilft ist ein ordentlicher Tarock.