celox² Newsletter #28 - Wir sind im Ziel !

celox2
Gottfried Poessl
Fri 11 Dec 2009 04:11
Position:    14:04.90N 60:57.71   W    ( http://blog.mailasail.com/celox )

Bordzeit:    10.12.2009 21:42      ( = UTC-4 )  

Logge:       7418,0

Segelzeit:  18d 12h 42m 

Speed:       6,22 kt

Distance:    2769sm

 

Liebe Segelfreunde !

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Heute, Do 10.12.2009 um 21:42 Ortszeit haben wir die Ziellinie passiert.  Die Freude ist sehr groß, wir haben uns unseren Traum von der Atlantiküberquerung  erfüllt. Ins Ziel sind wir bei völliger Dunkelheit gesegelt. Noch kein Mond, der die Nacht erhellt, die Sterne sieht man auch sehr schlecht. Für ein Foto mit Selbstauslöser reicht die Zeit.

 

Wir haben es geschafft !!!!!!! 

 

Aber zuerst die Dinge der Reihe nach. Seit gestern Nachmittag haben sich die Gespräche an Bord nur mehr um den bevorstehenden Landfall gedreht. Überraschenderweise wurde nicht nur über das aufkommende Caribic Feeling geträumt, sondern auch über die bevorstehende Skisaison gesprochen. Wir sind dann doch ein Bergvolk. Vor allem freuen wir uns aber auf das zuhause bei unseren Familien. Die Satellitentechnik macht es zwar möglich eMails zu schicken und zu telefonieren, unsere Frauen und Kid´s fehlen uns doch schon sehr.

 

Die letzte Nachtfahrt hat uns noch einmal die ganze Kraft des Atlantiks gezeigt. Mit unserem waidwunden Großsegel und den improvisierten Fallen wollten wir eigentlich eine eher ruhige Nacht verleben. Es sollte jedoch die Nacht mit dem stärksten Wind in den letzten 19 Tagen werden. Von 22 - 02 Uhr gemütliches anblasen bis 30 kt wahrer Wind. Ab 04 Uhr morgens dann wie vorhergesagt gust 30-40 kt. Unser Spitzenwert lag bei 38,5kt. Das Reff #2 und die Leinen haben gehalten. Mit der Morgendämmerung ließ der Wind wieder ein wenig nach, 25kt waren trotzdem auf der Windlupe.

 

Dann die Unterschreitung der letzten 100sm. Wir setzen uns viele kleine Detailziele, um uns wieder zu motivieren und um uns zu zeigen, dass wir wieder dem Ziel näher sind. Dann die nicht auszubleibende Geschichte mit dem "Land in Sicht". Jeder wollte der Erste sein, der "Land in Sicht" sieht. Ab einer Distanz von ca. 60 sm wurde immer wieder die Kimm abgesucht. Nichts zu sehen. Die Luft ist viel zu dunstig, als dass man einen 1000m hohen Berg, langsam aus der Kimm emporsteigen sieht. Dann um 16:30 Lokalzeit war es dann soweit. Manfred unser Späher sieht Land. Es kann sich nur um einen Scherz handeln, St. Lucia ist doch viel weiter südlich. Kein Scherz, wir sehen aus dem Dunst heraus die Südspitze von Martinique. Der Kanal zwischen Martinique und St. Lucia ist unser Navigationsziel. Von dort haben wir nur mehr 3sm zum eigentlichen Ziel in der Rodney Bay. Kurz darauf, sehen wir auch die ersten Hügel von St. Lucia. Wir haben unser Ziel vor Augen. Nur mehr gut 35 sm zu segeln.

 

Ab jetzt sind wir nicht mehr zu halten, jede kleinste Erscheinung wird kommentiert. Man merkt, dass wir alle dem Ziel entgegenfiebern. Nach dem "Land in Sicht" war dann wieder kochen an der Reihe. Für den heutigen Tag haben wir uns, Gefrierschrank und Generator sei Dank, einen schönen großen Rindslungenbraten aufgehoben. Heute gibt es noch einmal zum Abschluss Steaks mit Kartoffelwedges. Christian, Theo und Walter zaubern unser Abendessen. Ich brauche nicht zu betonen, wie perfekt unsere Küche wieder gearbeitet hat. Aus einigen Mails kam der Hinweis, ein Atlantik Kochbuch zu schreiben, Walter unser Chefkoch überlegt noch.

 

Nach dem Essen geht es mit Rauschefahrt Richtung Ziel. Wir passieren das große Leuchtfeuer im Süden von Martinique und biegen in den St. Lucia Channel ein. Wir sind auf der Zielgeraden. Da es stockfinster ist, halten wir eine Respektabstand von der "unsauberen" Küstenlinie. Wir haben es bis hier her geschafft, wir wollen auch noch über die Ziellinie.

 

Fünf Seemeilen vor dem Ziel kündige ich uns über Funk bei "ARC Finishing Line" an. Gleicher Funkspruch bei 2sm.

Die Ziellinie zwischen einer Boje und dem Zielschiff ist in der stockfinsteren Nacht nicht leicht auszumachen. Ein Fotoboot kommt längsseits zu uns und schießt ein offizielles Zieleinlauffoto. Das wars, oder doch nicht?

 

Da wir ja keinen Motor haben, müssen wir jetzt in der Rodney Bay unser Segel einen Ankerplatz suchen und ankern. Erst bei Tageslicht können wir dann zur Schiffschraube tauchen um die Fischerleine zu kappen. Das aber alles Morgen.

 

Jetzt wird gefeiert !!!!!!!!!

 

 

Euer 

Gottfried