celox² Newsletter #12 - Unser täglich Problem !

celox2
Gottfried Poessl
Wed 25 Nov 2009 15:16
Position:    25:45.54N 19:55.58W    ( http://blog.mailasail.com/celox )

Bordzeit:    25.11.2009 15:10  

Logge:       5151,0

etmal:        175,0

Segelzeit:  03d 02h 10m 

ETA:          n.a.

 

Liebe Segelfreunde !

 

Ein ausgezeichnetes Abendessen, wird noch komplettiert von im Rohr gebratenen Bananen. Für den Saft opfert der Skipper einen Schluck aus der Whiskey Flasche. Scheckt einfach köstlich.

 

Nach dem Abwasch bricht relativ rasch die Nacht herein. Die heutige Nacht ist sehr hell. Mond uns Sterne meinen es gut mit unserer ersten Spinnaker Nacht. Wir sehen "Niederösterreich" gut und können daher auch gut trimmen. Bei 15-20 kt wahren Wind unglaubliches segeln. Spitzenwert im Surf 11,2 kt. Die Spileinen sind wie Drahrseile gespannt und haben einen ungeheuren Zug. Hoffentlich geht das gut. 

 

Wir segeln weiter tief in die Nacht, der Mond verschwindet. Mit dem Restlicht der Sterne ist der Spi auch noch einigermaßen gut zu erkennen. Wir rauschen unserem besten etmal entgehen.

 

Nach dem Frühstück mit Müsli und Mandarinen, habe ich mir vorgenommen, mir heute eine Genussrasur zu genehmigen. Ich mache es mir in der vorderen Stb. Naßzelle gemütlich und rasiere meinen 3 Tage Bart. 

 

Doch plötzlich der Knall. die Achterholer Leine des Spinnaker hat sich verabschiedet. "All Hands On Deck". Da zahlt es sich aus, dass man auch in der Naßzelle die Schwimmweste trägt. Ich ziehe den Barberholer zu mir und kann dadurch den Hals des Spinnakers erreichen. Gleichzeitig fiert Gerhard das Spifall. Mittlerweise sind Manfred und Christian auch bei mir am Vorschiff und wir bergen den Spi. Ab in den Sack.

 

Theo am Ruder hat versucht das Manöver möglicherweise mit Maschinenkraft zu unterstützen. Er startet den Motor, der stirbt beim Gangeinlegen ab. Böse Vorahnung. Wo ist die Fischleine? Zum Teufel mit dem Thunfisch! Wir haben einen Teil der Fischerleine in der Schiffschraube.

 

Jetzt langt es aber. Situationsanalyse. Rolle des Spifalls am Mast gebrochen. Achterholer durch schamfilen an dem Auslösehaken des Spibaumes gerissen und der Motor ist nicht mehr zur Verfügung. Gott sei Dank haben wir wenigstens den Generator zum Strom erzeugen.

 

Wir setzen uns im  Cockpit zusammen um unsere Möglichkeiten zu prüfen. Zurück zu den Kanaren ist gegen die Wellen und den Wind nur bedingt machbar. Runter zu den Cap Verden wäre eine andere Alternative. Einfach weitersegeln die Dritte. Nach allem abwägen von Risiken haben wir uns für die Dritte Alternative entschieden. Wie haben ein funktionierendes "Segelboot". Wir können nur unsere Spezialsegel solange nicht mehr verwenden, bis wir in einer Flaute im Masttop das Spifall wieder repariert haben. Im worst case können wir unseren Gennaker und Spinnaker gar nicht mehr benutzen. Damit sind auf jeden Fall unsere sportlichen Ziele erledigt. Mein Schluss daraus,  "Rennfahren soll man mit Renngeräten", die sind dafür gebaut.

 

Wir werden daher ab heute der Gruppe der gemütlichen Atlantiküberquerer anschließen. Wir haben genügend Wasser, Lebensmittel und Strom an Bord um sicher über den Teich zu kommen. Es dauert eben 2-3 Tage länger.

 

Wir genehmigen uns jetzt eine ordentliche Portion Frustschokolade, dann werden wir uns wieder der Tagesarbeit zu.

 

Euer

Gottfried