celox² Newsletter #17 - 1. Advent ein Lichtlein brennt !

celox2
Gottfried Poessl
Sun 29 Nov 2009 17:07
Position:    20:29.82N 32:49.08W    ( http://blog.mailasail.com/celox )

Bordzeit:    29.11.2009 15:04  ( = UTC-2 )  

Logge:       5749,0

etmal:        149,0

Segelzeit:  07d 04h 04m 

ETA:         11.12.2009

 

Liebe Segelfreunde !

 

Nach unserem köstlichen Abendessen gestern Abend, mit gegrillter Truthahnbrust und Speckfisolen, hat sich die Crew noch eine Flasche Wein genehmigt. Gläser am Tisch und gleichzeitig Essgeschirr funktioniert überhaupt nicht. Man müßte 5 Hände haben um alles halten zu könnten. Das Boot bewegt sich in den Wellen so stark, dass entweder essen oder trinken angesagt ist. Auch Gerhard glaubt das mittlerweile. Ich glaube einige Gläser Wein oder Bierdosen fielen ihm zum Opfer. Warum immer Manfred das Zeug auf die Hose bekommt muss noch bei einer Seegerichtsverhandlung geklärt werden.

 

Unter dem Wellengang leidet auch mein extra für unseren Törn entwickeltes Fitnessprogramm. Von meiner Physiotherapeutin Elisabeth Gahleitner und unserer Fitnesstrainerin Birgit Sedelmeier habe ich perfekt ausgearbeitete Übungen mitbekommen. Leider sind diese Übungen an Deck bei diesen Wellen nicht durchführbar. Ein Ausflug auf das Übungsvordeck ohne Sicherheitsleine ist nicht erlaubt. Sich am Vorschiff sicher zu bewegen ist schon Fitnessprogramm genug. Die Rückseite des letzten Übungsblattes zeigt die "Girls" des "Wolford Kalenders 2009". Ich glaube die Girls werde ich für die Crew an das Schwarze Brett hängen. 

 

Das Fitnessprogramm des Abends war dann noch das Kürzen des Fockfalls. Wie schon berichtet, hat Manfred bei seinem Ausflug in den Mast gesichtet, dass das Fockfall auch schon knapp am abreissen ist. Die Genua wird ausgerollt, das Fockfall schnell gefiert. In Windeseile wird der Schäkel vom Fockfall geschnitten. Der Knoten ist nicht mehr zum Öffnen. Da ist es gut, immer ein schafes Messer "am Mann" zu haben. Fockfall abschneiden, neuer Knoten in den Schäkel, Genua wieder aufziehen. Die Crew an Vordeck, Christian, Robert und Manfred arbeitet perfekt. Mittlerweile haben wir schon eine schöne Sammlung von durchgescheuerten Leinen. Wir kontrollieren täglich die wichtigsten Punkte. Noch einmal in den Mast wollen wir sicher nicht.

 

Spifall, Spischot und Fockfall ! 

 

In der Nacht, exakt um 01:00 UTC haben wir heute die 1000sm übersegelt. Ein gutes Drittel der Reise liegt hinter uns. Der Skipper und die Wache, Christian und Walter, genehmigen sich einen kleinen Schluck "Captain Morgans". Wenn ich schon dem Bier und Wein an Bord entsage, dann bleibt wenigsten ein kleiner Schluck aus der Rum-Bottle.  

 

Damit wir immer wieder etwas zum Reparieren haben, hat sich das nächste Projekt angekündigt. Unser Spi "Erwin" vulgo "Niederösterreich", oder war es nicht umgekehrt, hat einen ca. einen Meter langen Riss im unteren Teil. Also rauf mit dem Spi auf den Operationstisch im Cockpit. Die OP Gehilfen Robert und Christian richten das OP Besteck. Robert steckt noch schnell den Kopf durch den Riss um die exakten Maße für das Spi-Tape zu vermessen.

 

Wieviel Meter Tape brauchen wir ?

 

Dann ein riesiger Aufschrei. WAAAAAAALE ! Tatsächlich ein kleine Schule von Orca´s schwimmt direkt neben unserm Boot. Ich stürze den Niedergang hinunter um meine Videokamera zu holen. Als ich in Rekordzeit wieder zurück am Vorschiff bin kann ich noch filmen, wie sich zwei Orca´s vor Vergnügen in die Luft schrauben und echte Luftsprünge vorführen. Ein Naturschauspiel der Extraklasse. Alle an Bord haben noch nie einen Orca in freier Wildbahn gesehen. Einfach beeindruckend, unglaublich.

 

Nach der Spi Reparatur wurde er natürlich sofort in Einsatz gebracht. Das bringt uns ca. 2 sm mehr in der Stunde. Gute Sache.

 

Dann beginnen die Vorbereitungen für unser heutiges Festmahl am Abend. Wir haben uns vorgenommen den 1. Adventsonntag auch feierlich zu begehen. Während ich hier am Navi Tisch den Newsletter schreibe, hat Manfred seine Buchteln im Rohr. Es duftet herrlich im gesamten Salon. Er hat schon nach der Mittagsjause begonnen einen Germteig zu kneten. Leider musste dabei unser einziger Kochlöffel dran glauben. Die unglaublichen Kräfte von Manfred hat das Teil nicht ausgehalten und ist auseinandergebrochen. Man sieht, nicht nur bei den Leinen ist das Revier am Atlantik ein wenig härter als in der Adria. Auch Kochlöffel sind sehr gefährdet.

 

"Buchteln" am Atlantik !

 

Theo und Manfred haben gestern schon eine kurze Tarockeinschulung erhalten. Auf einmal mischt sich auch Christian in die Runde. Unbestätigten Gerüchten zufolge, soll er von seiner Frau Christine fernmündlich über Satellit den Auftraqg erhalten haben auch Tarock zu lernen. Das wird noch genau zu hinterfragen sein. Warum will Christine, dass sich Christian in Zukunft die Nächte bei Tarockrunden um die Ohren schlagen soll. Seltsam, sehr seltsam. 

 

Ich muss jetzt zu meinen Tarockschülern,

 

Frohen Adventsonntag, 

 

Euer 

Gottfried