Barfussroute revisited

SY HIGH YIELD
Dr. Hanns Ostmeier
Thu 21 Dec 2017 08:19
12:02.65N 061:44.81W

Unsere Ankunft auf Grenada war noch von einem dramatischen Finish begleitet. 2 Meilen vor der Ziellinie ist noch der Schäkel am Wirbel der Fock gebrochen, die dann aber nach dem Bergen sofort wieder an der Topnante gesetzt wurde, so dass wir mit voller Besegelung um exakt 16:45 UTC am Samstag über die Ziellinie gerauscht sind. Im Hafen wurde uns von Vertretern des RORC und der lokalen Behörden sowie einigen Freunden vom HVS ein sehr netter Empfang mit kühlem Bier und einem üppigen Präsentkorb bereitet. Mit Wonne sind wir danach erst einmal alle unter die Dusche und in den Swimmingpool gesprungen. Herrlich, nach drei Wochen Duschabstinenz. Dann wurde das Boot von aussen erst einmal gründlich von der angesammelten Dreck- und Salzkruste befreit. Der Skipper hat währenddessen eine weitere alptraumhafte Einklarierungsprozedur (2 Stunden) absolviert. Am Abend wurde dann mit Freunden ein ausgiebiges Sushi Dinner eingenommen. Nachdem Martin und Fynn schon früh am Samstag auf ihren Rückflug gefahren sind wurde HIGH YIELD von innen auf links gedreht. Jedes Polster, jedes Bodenbratt und jedes Stück Bilge wurde mit Seifenwasser geschrubbt. Jetzt ist sie wieder sauber wie am ersten Tag.
Auf unserer Reise von Lanzarote haben wir in 21 Tagen genau 3.796 nautische Meilen durchs Wasser zurückgelegt. Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,5 Knoten auf einer Strecke von 7.028 km. Durch die unsinnige Routenvorgabe des RORC beim Start und die ungünstigen Windverhältnisse auf der Strecke haben wir einen „Umweg“ von fast 900 nautischen Meilen (1.600km) segeln müssen. Der Löwenanteil davon geht auf Kosten der Windrichtung. Die hat uns die ganze Zeit dazu gezwungen vor dem Wind mit maximaler Tiefe zu kreuzen, und nicht auf gerader Linie auf das Ziel zu zu fahren. Das fordert den Steuerleuten äußerste Konzentration ab, da bei zu tiefen Kursen die gefürchtete Patenthalse droht. Dabei kann dann das Rigg stark beschädigt werden, was 1.000 Meilen auf See sehr gefährlich sein kann. Alle Steuerleute haben diese Prüfung aber mit Bravour gemeistert. Vielen Dank nochmals dafür! Opfer hat der oftmals schwache Wind gefordert. Wenn weniger als 12 Knoten Wind vorhanden sind, dann wird das Schiff in der doch recht stattlichen Atlantikwelle instabil, und die Segel fangen an zu schlagen. Das hat unser geliebter S2 Spinnacker (John Lennon)leider nicht überlebt, und ist nach 36 Stunden Dauerschlagen dann doch aus dem Stb. Liek geplatzt ist. Darüber hinaus hat unser fractional Fall die Fahrten mit dem A2 ebenfalls nicht überlebt. An unserem Großsegel ist der Rutscher der zweiten Segellatte gebrochen. Sah dann nicht sehr schön aus, und wird das neue Segel im Topbereich wohl etwas verzogen haben. Ansonsten hielt sich aber alles in Grenzen des normalen Verschleisses auf einer solchen langen Reise.
Eindeutig positiv zu vermerken ist, dass wir nicht einen einzigen Squall erlebt haben. Das ist sehr ungewöhnlich, da die allermeisten anderen Boote zwischen 4 und 10 solcher hässlichen Boenwolken über sich haben ergehen lassen. Fynn muss also nochmal über den Atlantik segeln, um endlich seinen ersten Squall zu erleben. Er hat ja doch des Nachts stündlich damit gerechnet.
An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an alle Crewmitglieder, die sich alle Mühe gegeben haben HIGH YIELD sicher und ohne Schaden über den Nordatlantik zu bringen. Auch Lena gebührt Dank für die zuverlässige Unterstützung als Landstelle der Kommunikation. Last but not Least ist noch der „Windarzt" zu nennen, dessen tägliche Wetterberichte uns schliesslich auch ohne funktionierende e-mail und hochgerüstete Routing Software an Bord einen sicheren Weg über den Teich haben finden lassen.
In einer Hinsicht aber hat die Barfussroute ganz klar gehalten, was man sich davon verspricht: wir hatten immer Sonne, Sonne, Sonne und kein schweres Wetter. Das ist doch auch schon mal was wert!
Abschliessende Grüße von der heile angekommenden HIGH YIELD Crew!