57:19.832N 004:25.359W Hitzewelle und Haggis am Loch Ness

SY HIGH YIELD
Dr. Hanns Ostmeier
Thu 21 Jul 2016 13:49
Bereits am Donnerstag letzter Woche wurde es auf allen medialen Kanälen (sogar im Seefunk) verkündet: am Dienstag wird Schottland von einer "Heatwave" heimgesucht werden. Nach einem regenreichen Montag in Inverness lagen wir mit High Yield am Montag Abend in Dochgarroch vor der Schleuse und harrten der Dinge die da kommen mögen. Am Dienstag Morgen schlugen wir die Augen auf, und sehen: Blauen Himmel! Dieses schon seit Tagen besungene, und in Schottland offenbar sehr seltene Wetterphänomen ermunterte uns zum zeitigen Aufbruch, und wir schleusten als erstes Boot in den Loch Dochfour, dem "Vorhof" zum Loch Ness, ein. 

Der sehr kleine Loch Dochfour fungiert als eine Art Überlaufbecken für den riesigen Loch Ness, und ist durch eine Reihe von großen Wehren gesäumt, die den hohen Wasserstand des Loch Ness in den "River Ness" abfliessen, und somit regulieren lassen. Entgegen der Höhe des Wasserstandes, der sich dank dieser Anordnung immer auf einem konstanten Niveau befindet, gilt dies für den Untergrund leider nicht. High Yield fand also prompt diejenige Stelle, an der der Untergrund von den kartierten 4m Tiefe durch eine vom Querstrom auf das Wehr zu eingetragenen Kieslinse auf gerade mal 2.5m absinkt. Mit sanftem Knirschen kamen wir fest, was aber nicht einmal zum Verschütten des gerade eingeschenkten "Schleusen Whiskys" (eine Schottische Tradition erfordert nach jeder erfolgreichen Schleusung ein Glas Whisky zu trinken) führte. Durch das geistreiche Getränk gestärkt, stürzte sich Fynn mutig in die kühlen Fluten und befestigte unser Großfall an einer Leitplanke der benachbarten Küstenstrasse. So konnten wir uns ohne viel Mühe wieder frei kurbeln, und unseren Weg in den Loch Ness fortsetzen.

Der Loch Ness ist der größte und mächtigste See im sogenannten "Great Glenn". Hier reihen sich drei Seen wie die Perlen an der Schnur im schottischen Hochland aneinander. Durch kurze künstliche Kanaldurchbrüche verbunden formen sie den "Caledonischen Kanal". Bei angenehm sommerliche Temperaturen so um die 25 Grad war uns leider kein Wind beschert. So haben wir also auf der Mitte des Loch Ness vor der malerischen Kulisse der Ruine des "Urqhart Castle" die Maschine ausgestellt, und uns bei völliger Stille treiben lassen. Hier gab es dann bei strahlendem Sonnenschein ein monströs gutes Frühstück mit Rührei, Zwiebeln und gebratenem Speck. Zur Krönung dieser Idylle ertönten aus den fernen Hängen auch noch sanft einige Dudelsackklänge auf den ansonsten totenstillen See. Besser geht es wohl nicht!

Gegen Mittag, pünktlich zu hier streng beachteten Mittagspause der Schleusenwärter erreichten wir dann Fort Augustus, den Hauptort des Great Glenn, und Heimat unserer ersten mehrstufigen Fünfkammerschleuse. Diese konnten wir aber erst gegen 16:00 Uhr passieren. In der Zwischenzeit haben wir die Hitzewelle (so um die 27 Grad) mit einem kühlen Bier in einem der lauschigen lichtlosen Pubs des Ortes bekämpft, und ein paar Souveniers eingekauft. Auf diesem Bummel trafen wir auch auf die Traditionsmetzgerei "Mac Dougal". Dieser sehr aufgeräumte Handwerksbetrieb ermunterte uns das Schottische Traditionsgericht, den "Haggis" zum Abendbrot einzukaufen. Haggis ist eine Art Schottischer Saumagen, der zusätzlich zu den zweifellos auch enthaltenen Fleischanteilen auch mit Grütze gefüllt ist.

Am Abend (das ist hier um 18:00 Uhr, wenn die Schleusenwärter Feierabend haben) endete unsere Reise dann am Cullochy Lock. Eine Plakette erinnert daran, das hier im Jahre 1958 Queen Elizabeth II und ihr Gemahl der Duke of Edinburgh mit ihren Kindern offenbar einmal an Land gegangen sind. Good Save the Queen auch in den Highlands! An diesem traumhaftem Sommerabend (Temperatur so um die 25 Grad und Sonne) kam dann der Haggis mit Kartoffelstampf und Speck auf den Tisch: zu unser Aller Überraschung ein wirklicher Genuss! Der Lipper Fynn fühlte sich an den Geschmack von Lippischem Wurstebrei erinnert. Neben der für beide Bevölkerungsgruppen ja sprichwörtlichen Sparsamkeit also die zweite Gemeinsamkeit zwischen Lippern und Schotten! 

Beste Grüße von der High Yield Crew