53:17.52N 006:08.16W Dublin: Kinder, Kinder, Düsenjäger und Austern

SY HIGH YIELD
Dr. Hanns Ostmeier
Mon 25 Jul 2016 10:00
Am Vormittag kam HIGH YIELD nach erneut unter Motor durchfahrender Nacht im großartigen Yachthafen von "Dún Laoghaire", 10 kn südlich von Dublin an. Das ist der größte Yachthafen Irlands und Sitz des ältesten (!) Yachtclubs der Welt. Das Örtchen mit ca. 25.000 Einwohnern ist sehr gepflegt, und bietet neben einer Bahnlinie in die Innenstadt von Dublin auch eine Reihe eigenen Attraktionen. So findet hier zur Zeit die Weltmeisterschaft der Segelbootsklasse  "Laser Radial" statt. Aus diesem Anlass spielten am Nachmittag eine original Irische Jazzband (alle Mitglieder zwischen 70 und 80 Jahren) mit einem zugereisten Dudelsack Orchester aus Schottland um die Wette. Im akustischen Schnittpunkt der beiden Darbietungen entstand ein so (zum Glück) nur selten zu erlebender Klangwirbel äusserster Intensität.

Im Zug nach Dublin wurden wir eindrucksvoll daran gemahnt, dass wir uns jetzt nicht mehr im protestantischen Nordirland, sondern in der streng katholischen Irischen Republik befinden. Der Zug war rappelvoll mit Familien mit jeweils mindestens 3, oftmals auch 5 Kinder (Mutter schon wieder schwanger, Vater und Säugling in der Karre im Partnerlook (FC Liverpool Trikot)). Offenbar an die Verhältnisse gewohnt haben zahlreiche Kinder nonchalant schon mal auf dem Boden Platz genommen. Wir haben erfahren, dass im unserem Hafen benachbarten Örtchen "Baye" eine offenbar bei Familien sehr beliebte Flugshow stattgefunden hat. Das erklärte auch die Düsenbomber Formationen die am Nachmittag auch über unserem Hafen ihre Rollen und Loopings gedreht haben.

Fynn hat dann Kontakt zu dem fruchtbaren Herren im Liverpool Trikot aufgenommen, und der nur vage an das Schulenglisch erinnernden Antwort auf seine Frage nach dem geeigneten Ausstiegsbahnhof in Dublin die Station "Connolly" herausgefiltert.  Dort angekommen konnten wir auf der dem Bahnsteig abgewandten Seite beobachten, wie sich ein lokaler Rauschgiftsüchtiger entspannt in aller Öffentlichkeit eine Spritze mit vermutlich unter das Betäubungsmittelgesetz fallender Substanz injizierte. Wir sind dann zur anderen Seite ausgestiegen, und haben uns zunächst durch ein Viertel protzig anmutender Banken- und Versicherungstürme Richtung Altstadt vorgearbeitet. Wir erinnern uns: Irland hat sich in der EU als Standort für nicht ganz so doll regulierte Finanzprodukte einen Namen gemacht. Auch die von der HSH Nordbank an der Bilanz vorbei abgewickelten sogenannten "Omega Geschäfte", die dem Geldhaus einen satten Verlust von mindestens € 500.000.000.- eingetragen haben, wurden hier administriert. 

Schließlich haben wir aber Stahl und Glas hinter uns gelassen, und erreichten den Fluss und die vielgerühmte Altstadt von Dublin. Sie zeichnet sich - wie kann es anders sein - vor allem durch ihre gemütlichen Pubs aus. Aus Belfast vorgebildet hat sich die Crew sofort in ein vielversprechendes Lokal verholt. Bei Live Musik und Bier haben wir hier ein herzhaftes Mittagessen (Irish Stew, Burger und Fish Chowder) nebst einer obligaten Runde Bier zu uns genommen, um die richtige Grundlage für den sich anschliessenden "Pub Crawl" zu schaffen. Anders als in Belfast, wo die Szene von Einheimischen beherrscht wird, finden sich in Dublin viele Pub Touristen wieder. So auch eine muntere Herrengruppe aus dem schönen Köln, die sich durch einheimische Gesänge auch gleich als solche zu erkennen gab.

Nach diesem gelungen Auftakt sind wir dann tiefer in das Gassengewirr vorgedrungen, und haben der Verlockung so mancher vielversprechender Pub Fassade widerstanden, bis wir schliesslich ins Herz der Irischen Gastronomie, der weltberühmten "Temple Bar", vorgestossen sind. Hier war wirklich was los! Die "Temple Bar" rühmt sich das älteste Pub Etablissement von Dublin zu sein, und erstreckt sich über einige, durch offene Innenhöfe (Raucherzonen) verbundene Gebäude. Hier gab es dann endlich auch die vielgelobten "Galway Austern". Mit saurem Essig serviert harmonieren sie unglaublich gut zu leichtem Irischen Bier. Auch wurde der interessierte Gast hier darüber aufgeklärt, dass der Whiskey ja eigentlich eine Irische Erfindung sei, die von den "Besetzern" von den benachbarten Inseln übernommen, und in ihre Heimatländer exportiert wurden. Die von unserer Gruppe sogleich vor Ort  durchgeführte Verkostung mit einem Glässchen der Hausmarke  "Temple Bar Single Malt" hat ergeben, dass der irische Whiskey sehr viel leichter ausnimmt als der im Geschmack schwerere Whiskey des schottischen Hochlandes.

Aus Sorge darüber, ob wir den Bahnhof zu späterer Stunde überhaupt wiederfinden würden, haben wir dann noch bei Hellem den Rückweg nach "Dún Laoghaire" angetreten, um dort im lokalen Pub noch ein paar Absacker zu nehmen. Als die Jugend dann den dort vorhandenen "Dart Room" zum sportlichen Wettstreit aufgesucht hat, haben Rüdiger und ich uns schon mal zum Boot verabschiedet. Irgendwann in der Nacht hat dann nochmal eine kleine Abordnung unserer Jungsegler einen kleinen Biernachschub von Bord geholt. Wann die Truppe endgültig in die Koje gekommen ist, kann niemand mehr so genau sagen. Bis zum späten Vormittag ist jedenfalls noch keiner von ihnen wach geworden.

Mit der Tide geht es entweder heute Nachmittag oder heute Nacht weiter über die Irische See nach Plymouth in Südengland. Dem Vernehmen nach soll da die Sonne bei Temperaturen über 20 Grad scheinen. Wollen mal sehen.

Beste Grüße

Hanns und Crew