54:79.79N 001:26.84W Pokemon Go und trä gerloses Schulterfrei in Newcastle upon Tyne

SY HIGH YIELD
Dr. Hanns Ostmeier
Mon 18 Jul 2016 10:18
Freitag Vormittag lief HIGH YIELD die sehr empfehlenswerte "Royal Quay Marina" im Tyne Fluss, 9nm südlich von Newcastle an. Hier wurden zunächst die durch die Dogger Bank Passage notwendigen Reparaturen z.B der Batteriebank Halterung, Mastmanschette etc., durchgeführt. Anschliessend benötigte unser Schiffchen eine gründliche Reinigung, um das auf der Nordsee reichlich überkommende Salzwasser loszuwerden. Danach glänzte das Boot wieder in gewohnter Pracht.

Newcastle upon Tyne und Umgebung, im späten 19. Jahrhundert eine Perle der frühindustriellen britischen Stahl und Kohle Zeit, hat eine bemerkenswerte Metamorphose hinter sich. Die "Royal Quay Marina" ist in einem erst 1889 vom damaligen Prinzen Albert Edward eingeweihten Kohlehafen untergebracht. Dank einer echten Schleuse (entgegen den sonst üblichen Siltoren, die nur bei Hochwasser kurz geöffnet werden können) ist der Hafen bei jeder Tide anzulaufen und besitzt eine im Hafenbecken konstante Tiefe von 7 (!) Metern. Ein für unseren Tiefgang beruhigender Umstand, sind doch die allermeisten Yachthäfen an der Englischen Nord-Ost Küste bei Niedrigwasser oftmals nur um die 2 m tief. 

In einem östlichen Vorort von Newcastle gelegen, ermöglichte uns die Fahrt mit der S-Bahn in die Stadt erste Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Randbezirke einer mittelgroßen Stadt, die selbst einen Randbezirk im Britischen Königreich darstellt. Bei Dunkelheit mochten wir selbst als recht kräftige Männergruppe hier nicht mehr durchgehen, und haben uns für den Rückweg schon in der Bahn auf die Taxivariante festgelegt. Ankunft In Newcastle City war direkt unter dem Heimstadion der Newcastle Rangers, einem Premier League Club, in welchem auch der große Harry Redknap einst als Fussballehrer gewirkt hat. Solide Ein- und Ausgangsgitter scheinen den Strom der Hooligans an Spieltagen offenbar direkt aus dem S-Bahn Keller in die Arena und zurück zu schleusen. Da kein Spieltag war, konnten wir ungehindert in den Nordteil der Stadt abbiegen, wo man dann direkt in Chinatown landet. Ein Asia Restaurant reiht sich hier an das Andere, aufgelockert durch einen bemerkenswert groß angelegten "Gentlemans Club", behütet von einer roten Laterne und zwei bis drei beeindruckenden Türstehern. Türsteher scheint in Newcastle übrigens ein Beruf mit Dauerperspektive zu sein, haben doch auch normale Restaurants und Imbissbuden einen solchen. Offenbar scheinen Gesichtskontrollen am Freitag Abend auch ausserhalb der Fussballsaison hier durchaus angebracht zu sein. Interessant.

Dem städtischen Randbezirk entronnen, nähern wir uns der Altstadt der einstmals so stolzen Industriemetropole. Stattliche Gründerzeit Häuser säumen die Straßen, in denen in der Vergangenheit sicherlich noble Geschäfte ihre betuchte Kundschaft auch ausserhalb der Hauptstadt London mit erlesen Waren bedient haben. Man kann sich das durchaus noch vorstellen. Heute werden die Ladenlokale entweder von Wettbüros, Esslokalen und Imbissen (auch Nichtasiatischen) benutzt. Eine bemerkenswerte Ausnahme bildetet ein Ladengeschäft das entfernt an den bekannten Comicbook Laden aus "Big Bang Theory" erinnert: mit Tischen neben Regalen mit Spielen und Comics vollgestellt, an denen junge Briten mit nerdigem Aussehen Karten spielten (oder tauschten). Nice!

Das Herz von Newcastle liegt aber am Fluss "Tyne". Der wird überspannt von einer Reihe beindruckender Straßen- und Eisenbahnbrücken von über 30 Meter Durchfahrthöhe. Das hat in dem am Flussufer stehenden Hotel zur Folge, dass man in seinem Zimmer im 10. Stock auf Augenhöhe mit dem vielbefahrenen Schienenstrang der Eisenhahn nächtigt. Ein Umstand, den man bei der Reservierung besser beachtet. Die Perle des neuen Newcastle ist eine hochinteressante und sehr moderne Klappbrücke über den Fluss. Hier ist offenbar auch der Schwerpunkt des gesellschaftlichen Lebens von Newcastle. Wie auch schon in den übrigen Teilen der Stadt auffällig, findet sich eine in C&A- (Männer) und H&M- (Frauen) Chic gekleidete Population, die in die zahlreichen Lokale an den Türstehern vorbei strömen. Das modisch auffälligste Detail ist eindeutig die bei Damen unausgesprochen erkennbare Pflicht zu träger- und schulterfreien Kleidern und ein offenbar striktes Verbot von Feinstrumpfhosen. Die in makellosem, von keinem Sonnenstrahl verfärbten Weiß dargebotenen Schultern, Dekoltees und Fahrgestelle kontrastieren auffällig mit den zumeist in dunkel gehaltenen synthetischen Kleiderstoffen. Auch ist anzumerken, das diese den ostenglischen Mann von Welt offenbar anregenden Outfits in allen Größen von 36 bis weit über 45 getragen werden (die Wirkung auf die anwesenden norddeutsche Männer ist demgegenüber eher verstörend, nicht zu reden von hier allerdings selten anzutreffenden Männern aus Italien oder Paris (qed.)).

An der besagten, wirklich sehr schönen modernen Klappbrücke konnten wir ein weiteres zeitgemäßes Phänomen bestaunen: gut über 100 Menschen, offenbar vorwiegend Chinesen, starren gebannt auf ihre Smartphones in Richtung Brücke. Hierbei handelte es sich nach unserer Analyse um Spieler des seit neuesten beliebten Computerspiels "Pokemon Go" (in Deutschland leider noch nicht auf dem Markt). Hier können die Spieler in einem "Virtual Reality" Modus in der "freien Natur" an von der Spielleitung an bestimmten Plätzen verstecket Pokemon fangen, und dann durch möglichst viele gelaufene Kilometer zur nächsten weiteren Entwicklungsstufe "ausbrüten". Offensichtlich verbergen sich an der Brücke einige hochattraktive Wasser Pokemon, die von den extra zugereisten Asiaten konsequent bejagt werden. Endlich macht Reisen auch für diese Personengruppen Sinn, hat man doch schon alle Sehenswürdigkeiten entweder selbst fotografiert, oder einfacher, über Google Earth per Screenshot ins sein privates Fotoalbum (oder in den FACEBOOK Blog) heruntergeladen.

Nach Verdrücken einer Monstermahlzeit mit Baked Beans und viel Fleisch auf Brot (in einem Imbiss ohne Türsteher, nachdem uns in einigen bürgerlichen Lokalen mit scheelem Blick auf unsere Crewjacken der Zutritt verweigert wurde (angeblich alles reserviert)) sind wir dann mit dem Taxi (!) zurück zum Hafen, wo wir Timo und Lena so gegen Mitternacht erwarten. Morgen geht es dann weiter nach Inverness.

Beste Grüße

Hanns und Crew   
Dr. Hanns Ostmeier
Owner Swan45 "HIGH YIELD" GER5335
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