Landfall Südwest-England

SY Magic on Atlantic Cruise
Sun 18 May 2014 12:43
Hallo alle miteinander,
unsere Querung des Englischen Kanals geschah unter schwierigen und ständigen wechselnden Windverhältnissen. Am Kap Finistere wehte ein frischer Wind - nur nicht aus der vorhergesagten Richtung. Wir mussten hoch am Wind nach Nordosten segeln und wurden ausserdem durch den West laufenden Tidenstrom mehr als 10 M versetzt. Als der Strom kenterte wurden wir nicht wie berechnet diesselbe Strecke nach Osten geschoben, sondern "segelten" einen Nordkurs. Also mussten wir in der Spring-Tide auf die Kreuz... mit einem Wendewinkel von anfangs "ungelogen" 140° segelten wir zwar nach Osten (langsam), aber auch "etwas"zurück.... Erst auf der Höhe von Guernsey passten Strom und Kurs gut zueinander und wir konnten zeitweise mehr als 8 Kn laufen. Doch wir lagen schlecht in der Zeit...und so klappte es nicht mit dem angedachten Besuch von Alderney-wir wären da nicht vor 4 Uhr morgends angekommen...Also ohne Zwischenstopp über den Kanal.
Auf der Höhe des Verkehrstrennungsgebietes Casquets kreuzten Frachter nach Frachter und Tanker nach Tanker unseren NE -Kurs. Einen Vorgeschmack bekamen wir bereits am unteren Rand als der erste Frachter unbeeindruckt und ohne jeden Kurswechsel 150 m vor unserem Bug durch ging. Und so sollte es auch bleiben: Bis 0200 morgens hatten wir alle 15 Min. eine Nahbereichslage nach der anderen...Und einmal eine interessante Konstellation mit sechs Frachtern, die uns alle mit CPA 0,2 Meilen passierten und sich gegenseitig nichts , aber auch gar nichts schenkten.....Und dann gab es da noch eine entgegenkommende Segelyacht, die Rundumlicht und Dampferlaterne gesetzt hatte und uns in 100 m Abstand passierte...Nun ja, es war ja kein Nebel, sondern sternenklar und kalt. Wir konnten Alle Schiffe auch direkt peilen. So gab es viel zu sehen...
Irgendwann musste in der Nacht ein Windsprung erfolgen, denn wir durchfuhren ja ein Hoch. Die Frage war nur wann? Um 03:00 war es dann soweit, der Wind drehte von NE auf N-NNW um mehr als 40 Grad und wir konnten einen fast direkten Kurs am Rand des TSS anliegen. Leider wurde der Wind dann auch immer schwächer...
Und so starteten wir morgends um 10:00 den Motor um in der Flaute mal mit Strom mal gegen den Strom an der Bill of Portland (in gehörigem Abstand) vorbei bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein nach Weymouth zu laufen...Ja wir haben uns gesonnt, es war richtig warm! Und zwischendurch hatten wir auch eine Stunde Wind, der plötzlich aus Westen kam...Wie das halt in einem Doppelhoch so ist.
Um 15 Uhr haben wir festgemacht. (Wir hatten einen Platz vorgebucht und das er wies sich als eher klug!).In Weymouth steppte am Samstag Nachmittag bei herrlichem Wetter und über 20°im Schatten der Bär. Solches Wetter haben die Briten ja nicht so häufig und da geraten sie dann auch ausser Rand und Band.... Auch die Besatzung des Rettungskreuzers trug kurze Hose mit modischem Karo...
Wir haben ca 31 Stunden für die Querung des Englischen Kanals von Roscoff nach Weymouth gebraucht. Die direkte Entfernung ist ca. 135 M, aber da wir Wind und Strömmung folgen mussten zick-zackten wir rund 170 M zusammen, bis wir da waren- und wir hatten wenig Schlaf. Und nun ist britisches Südküsten-Riviera-Feeling angesagt...