Tuamotos - Tahanea - Teuakiri
![](/static/images/logos/site-logo.png)
Blog von Outer Rim
Thomas
Fri 7 Apr 2017 19:11
16:51.013S 144:41.599W
Das
hätte richtig schief gehen können. Um ein Haar hätten wir unser Schiff verloren,
wären wir im Starkwind in den Korallen zerschellt. Aber alles der Reihe nach ...
am Nordwestpass von Makemo gibt es keinen gut geschützten Ankerplatz. Alles
schön offen nach Ost und insbesondere Südost. Aber das macht ja nichts, wenn nur
Wind von 5-10 Knoten vorhergesagt ist. Also ankerten wir in Mitten von
Korallenköpfen mit der Korallenküste im Lee, also hinter uns. Wir wollen
eigentlich am Donnerstag ganz früh morgens lossegeln, entscheiden uns aber dann
am Abend vorher um, da der Wetterbericht zu leichten Wind vorhersagt. Das
Ablegen Richtung Tahanea verlegen wir auf den Donnerstagabend, um dann über
Nacht zu segeln. Fehlentscheidung. Am Mittwochabend kommt ein kleines
Regengebiet vorbei und der Wind frischt kurz auf. Wir stecken noch etwas mehr
Kette, aber viel Spielraum haben wir nicht mehr. Zu nah sind achtern die
Korallen. Am Morgen dann wieder Wind ... aus Südost. 15 Meilen Fetsch sind eine
Menge. Der Wind frischt auf, weiße Pferde kommen uns entgegen. Alles noch gut,
aber wir stehen schon an Deck und beobachten das Schauspiel. Wind wird mehr und
mehr. Thomas steht am Heck, beobachtet die Korallen um uns herum. Dann bei ca.35
Knoten Wind kommt der Ruf “Anker slipt!”. Wir rutschen achteraus auf die
Korallen. Gut, dass unser Motor schnell anspringt. Unter unserem Heck ist
bereits ein Korallenkopf. Wie tief, ist nicht zu erkennen. Aber Zögern ist nicht
angesagt. Selbst auf mit der Gefahr einer Grundberührung gibt Thomas Vollgas
voraus. Es gibt einen Schlag, aber vermutlich nur eine Welle, die ans Heck
geschlagen ist. Ganz langsam schiebt sich die Outer Rim vorwärts gegen 40 Knoten
Wind und Wellen, die mittlerweile sogar über das Deck schlagen. Das Sonnensegel
zerreißt beim Versuch, es abzunehmen. Egal, jetzt heißt es erst Mal Schiff
retten. Der Anker hängt in den Korallen, der Wind drückt das Schiff immer wieder
weg, Thomas kämpft am Ruder. Natalya und Franka stehen am Vordeck und versuchen
den Anker schrittweise hoch zu holen. Eine der Bojen, die wir zum Floaten der
Kette nutzen reißt sich los. Immer wieder verhakt sich die Kette am Grund. Das
Schiff lässt sich kaum gerade halten. Ein Kampf um jeden Meter Ankerkette. Gar
nicht hilfreich ist dabei die Elektronik des Motors, die bei Kavitation die
Drehzahl herunterregelt. So läuft der Motor nur mit 1100 rpm. Wir lösen uns ganz
schwer von der Küste, ganz nah hinter uns sind die Korallen. Irgendwann schaffen
wir es dann den Anker frei zu bekommen und an Deck zu holen. Fast eine Stunde
dauert der Kampf, und das bei heftigem Regen ... und wir in Schlafklamotten.
Aber selbst ohne Anker lässt sich das Schiff nicht durch den kräftigen Wind
drehen. Wir müssen Vollgas rückwärts gehen, um von einer Untiefe weg zu steuern.
Dabei schlagen Wellen über das Heck ins Cockpit bis ins Schiffsinnere. Aber
irgendwann stehen wir im Wind und können uns von der Küste lösen. Verschnaufen,
Wunden lecken. Außer Sonnensegel und Boje ist alles heil geblieben. Vor allem
geht es der Crew gut. Knapp war das schon. Wir sind dankbar, dass wir da gut
raus gekommen sind. Das Ganze hat uns dann die Entscheidung abgenommen, ob wir
am Abend oder am Morgen ablegen. Wir fahren gegen 9 Uhr aus dem NW-Pass von
Makemo aus aufs offene Meer. Dort ist es wesentlich ruhiger als in der Lagune.
Frühstück und dann segeln wir Richtung Tahanea los. Der Wind ist recht gut und
wir überlegen erst, ob wir mit Motorunterstützung für 2-3 Stunden es versuchen
sollten, am Abend noch durch den PAss von Tahanea zu fahren, entscheiden uns
aber dann dagegen. Wir nehmen Geschwindigkeit raus, liegen in der Nacht bei (mit
etwas Segel seitwärts treiben lassen) und fahren dann morgens durch den Pass. In
der Nacht immer wieder Regenwolken, aber bei weitem keine 40 Knoten mehr. Das
war wohl eine einmalige Angelegenheit. Jetzt liegen wir hier ordentlich
geschützt in der Lagune und ruhen uns wieder
aus. |