Dumia Log 04.12.

Samstag, 04.12.2021,
23:00 Uhr
Alle sind wohlauf. ⎈ Wieder einmal „im Westen nichts Neues“ (Zitat
Tom). Himmel, Sonne, Wolken, Sterne und Wasser, immer nur Wasser … Es gibt wirklich,
wirklich viel davon. Und das im schönsten Dunkelblau. Da den ganzen Tag nichts Aufregendes passiert,
beschäftigt sich der heutige Logbuch-Eintrag der Dumia mit einer Reihe von
Themen, die bisher nicht zur Sprache kamen oder eines Nachschlags bedürfen. ⎈ Wir sind in der nächsten Zeitzone angekommen
und leben jetzt vier Stunden später als die meisten unserer Leser. Dem
Berichterstatter verschafft die Ankunft in UTC-3 glücklicherweise eine extra
Stunde, um seine Rückstände abbauen zu können. ⎈ Die ersten Rallyteilnehmer – vermutlich aus
der Racing Division – sind bereits am Ziel eingetroffen. Im Feld der Cruisers
hat sich die Dumia weiter nach vorne gearbeitet und jetzt bereits 64 Boote
hinter sich gelassen. Die Aussicht, bald in die Arme unserer Lieben
zurückkehren zu können, spornt uns zu Höchstleistungen an. ⎈ Das Team ist inzwischen eingespielt, die täglichen
Verrichtungen verlaufen routiniert und reibungslos. Rolf fragt nicht mehr nach
dem Verbleib seiner Lesebrille, Hans-Peter nach dem seiner Rettungsweste. Gottfried vergisst regelmäßig, nach
Sonnenuntergang seine Sonnenbrille abzusetzen. Das erinnert Hans-Peter an „Herrn
Heino“ (so der baden-württembergische Ministerpräsident anlässlich der Verleihung
des Bundesverdienstkreuzes). Unser Skipper hat zu dem Barden eine besondere Beziehung,
da er einmal im Flugzeug neben Herrn Heino sitzen durfte und seither das
Privileg genießt, diesen ohne Brille gesehen zu haben. Wir sind alle neidisch. ⎈ Irgendwie hat Franz-Josef von dem Recht auf
einen freien Tag doch Wind bekommen und heute die Zubereitung unserer
Abendverköstigung an den Souschef Rolf delegiert. Aber dieser als smart
empfundene Schuss könnte nach hinten losgehen. Rolf bekommt soviel Lob für
Gulasch, Ratatouille und Potatas Grenarias, dass sich Franz-Josef in den nächsten
Tagen mächtig anstrengen muss, um im Kochduell nicht als die Nummer 2 durchs
Ziel zu gehen. ⎈ Schon lange haben wir nichts mehr von Tom und
seinen Angelbemühungen gehört. Hierfür gibt es gleich mehrere Gründe: Keiner
will unsere flotte Fahrt unterbrechen (siehe oben). Darüber hinaus sind wir derzeit
sogar für die Fische zu schnell. Die kommen einfach nicht mehr hinter dem Köder
her. Auch die Hoffnung auf fangfrischen karibischen Fisch muss Tom wohl fallen
lassen: der ist oft mit dem von Algen ausgeschiedenen Gift Ciguatera verseucht,
dessen Wirkungen in unserem Karibikführer beginnend mit abdominal cramps und loss of
muscular control and balance bis hin zu loss
of hair and teeth, respiratory
paralysis and cardiac arrest beschrieben werden. Keiner von uns ist darauf erpicht,
allzumal manche hinsichtlich loss of hair
and teeth schon von bitteren Erfahrungen berichten können. ⎈ Zum Schluss, weil das immer schwer fällt, ein
Geständnis: Worauf der Chronist sich bei dieser Reise eingelassen hat wurde ihm
erst bei der Anreise auf der Autobahn zwischen dem Bad Homburger Kreuz und dem
Flughafen Frankfurt so richtig bewusst: Das Taxi geriet in einen Stau und kam
nur mit 15 bis 20 km/Stunde voran. Jeder kennt das Gefühl. Als ihr
Berichterstatter diese Geschwindigkeit in Seemeilen je Stunde umrechnete, wurde
ihm schlagartig bewusst: Das ist genau das Tempo, mit dem die Dumia hofft, die
5000 km über den großen Teich zurückzulegen. Er stellte sich vor, in seinem
Wagen auf einer Schlaglochpiste von Paris nach Moskau und wieder zurück
ununterbrochen im Stau fahren zu müssen. Das war mitnichten ein gutes Gefühl. Aber
es gab natürlich kein Zurück. ⎈ Gottlob muss er nach zwei Wochen auf See festhalten,
dass die damalige Betrachtung doch recht einseitig war. Was sie unterschlug
waren drei Wochen · frische
Seeluft · mit
ausreichend Zeit abzuschalten · zum
Nachdenken · ohne
Internet, soziale Netzwerke, Radio und Fernsehen · ohne
die lieben Kolleginnen und Kollegen 😉 · mit
vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen · ohne
nasskaltes Novemberwetter · mit
herzhafter, gesunder Ernährung · in
den immer gleichen (nicht unbedingt denselben) gemütlichen Klamotten · gute
Gespräche und · gute
Kameradschaft und Teamwork. ⎈ Dafür lohnt es sich doch allemal, im Stau zu
stehen. Nachahmung empfohlen! ⎈ Herzliche Grüße, Eure Crew von der
Dumia ⎈ gw
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