Log 22.11.
Montag, 22.
November 2021, 19:00 Uhr GMT
Alle sind wohlauf.
Tom hat sich ein
wenig überarbeitet (siehe unten) und braucht ein paar Tropfen, um seine
angeknackten Rippen zu beruhigen. Segeln bekommt ihm besser als das
Mountain-Bike. ⎈ Die
Nacht war neblig und feucht. Wind ist mit weniger als 3 kn weiterhin recht
schwach und zwingt uns zu dieseln. Der Versuch, eine leichte Brise am Morgen
mit Großsegel und der Code 0 auszunutzen, scheitert kläglich. Auf
spiegelglatter bleierner See kommen wir nur mit Motor weiter. ⎈ Zum
Frühstück um 10.00 Uhr gibt es zum letzten Mal (aufgebackene) Brötchen und
Croissants von Don Pan, unserem Lieblingsbäcker in Las Palmas. Franz-Josef
genießt den Applaus für ein grandioses Rührei mit Speck. Seine Kochkünste
lassen uns auf eine kulinarische Entdeckungsreise hoffen. Mal sehen, ob er
diesem Erwartungsdruck gewachsen ist. ⎈ Kurz
nach dem Frühstück entdeckt Franz-Josef das erste Malheur: Der Water Maker streikt:
„The system needs service“. Mit einem simplen Reset ist es nicht getan und die
Ingenieure an Bord vertiefen sich mit Handbüchern und fachtechnisch
anspruchsvollen Diskussionen in die Ursachenanalyse. Zwei Lösungsansätze
konkurrieren miteinander: (a) Filter austauschen oder (b) Frederico anrufen. ⎈ Zu
einer Lösung gelangen wir nicht, da der Bordausguck auf 300m Backbord etwas
ausmacht, das wie ein zerstörtes Floß mit Wasserkanistern, überragt von einem
blauen Wimpel aussieht. Der Skipper entscheidet sich für einen Kurswechsel. Wir
wollen sicherzustellen, dass es sich nicht um die traurigen Überreste eines
Flüchtlingsboots handelt. Gottseidank nein - was wir vorfinden ist laut Rolf
(rätselhaft woher er das weiß) eine primitive Hummer-Reuse afrikanischer
Fischer. Dann überschlagen sich die Ereignisse: ·
Eine
unserer Angeln saust raus - und in der Nähe der Reuse und am Ende der Leine –
so scheint es - springt ein mächtiger Fisch aus dem Wasser. ·
Wir
glauben schon an einen prächtigen Fang, erkennen beim Einholen aber, dass wir
bei unserem Annäherungsmanöver die beiden Angeln total vergessen und sich beide
Leinen offensichtlich in der Reuse verhakt haben. ·
Eine
Leine reißt und der Angelhaken ist verloren - schon der zweite in zwei Tagen;
den anderen Köder können wir aus der Reuse lösen und retten. ·
Wir
wollen schon enttäuscht wieder auf Kurs gehen, als Tom knapp unter der Wasseroberfläche
um das Boot einen Schwarm Mahimahis (Goldmakrelen) entdeckt. Ein wunderbares
Farbenspiel, das uns an Unterwasserfilme aus der Südsee erinnert. ·
Schon
wieder auf Kurs erwacht in Tom der Jagdinstinkt und er schlägt vor, umzukehren
und uns einen dieser Kerle zum Abendessen zu holen. ·
Es
dauert tatsächlich keine drei Minuten und entweder der dümmste, der gefräßigste
oder einfach nur der unglücklichste aus dem Schwarm zappelt an der Leine -
knapp einen Meter lang und rund 5 kg schwer. Der
Rest der Aktion sei dem Leser erspart - es war eine ziemlich blutige
Angelegenheit, die Tom mit der routinierten Bravour des leidenschaftlichen
Anglers erledigte. Das
Ergebnis sind vier grätenlose Filets, die für 2 Mahlzeiten ausreichen. Schon 1
Stunde später ist die erste Portion in der Pfanne und Franz-Josef serviert
Fisch frischer als ihn sich ein Gourmet erträumen kann. ⎈ Bereits
seit 18:25 Uhr ist die Sonne hinter dem Horizont verschwunden. Der
Wetterbericht prophezeit eine ruhige Nacht mit Windstärken von nicht mehr als
10 kn. Wir richten uns auf die anstehenden Nachtwachen ein und die 23:00 bis
03:00 Uhr-Schicht begibt sich zu Bett. Good
night everybody! Schön, dass ihr vorbeigeschaut habt. ⎈ gw |