Dumia Log 29.11.
Montag, 29. November 2021,
23:00 Uhr
Alle sind wohlauf … … und nach einer ruppigen
Nacht noch ein wenig schlaftrunken. ⎈ Die Dumia kämpft sich
bravourös durch die aufgewühlte See und wir sind die gesamte Nacht mit 8-9 kn flott
unterwegs. Weil der Wind aus 60-70° kommt, müssen wir allerdings von unserem
Idealkurs abweichend einen etwas südlicheren Kurs steuern. Wir konsultieren
unsere Wetterdienste, um unsere Alternativen abzuwägen: (a)
Weiter
mit zügiger Geschwindigkeit auf Windkurs, um schnell Strecke zu machen, oder (b)
Kurskorrektur
in direkter Richtung Karibik bei dann weniger Windunterstützung, um nicht allzu
viel Umweg aufzubauen Die Prognosen stimmen
dahingehend überein, dass (a)
die
Windverhältisse bis Ende der Woche anhalten werden, (b)
der
Wellenaufbau sich noch einen Tag fortsetzen wird, und (c)
eine
gute Chance besteht, dass der Wind mehr Richtung Westen drehen wird. Unsere zu Luft, zu Lande
und zu Wasser erprobten Navigatoren bündeln ihren Sachverstand und beschließen
einmütig, weiter dem Wind zu folgen. Da die Entscheidung mit der Gravitas päpstlicher
Unfehlbarkeit kommuniziert wird, fügt sich der Rest der Mannschaft ohne weitere
Nachfrage. ⎈ Dies hat natürlich zur Folge, dass der seit
den Kapverden ununterbrochen unruhige Ritt unvermindert weitergeht. Glücklicherweise
reiten wir auf der Welle, da diese von Achtern (hinten) kommt und müssen nicht
dagegen ankämpfen. Man kann doch Allem einen positiven Aspekt abgewinnen, was den
Berichterstatter an die Anekdote von den zwei Dachdeckern erinnert, die vom
Dach fielen: Der eine hatte Pech und war tot, der andere hatte Glück und blieb
mit dem Auge an einem Nagel hängen. ⎈ Objektiv muss
festgehalten werden, dass an ein normales Bordleben nicht mehr zu denken ist. Alles,
was nicht niet- und nagelfest ist, fliegt durch die Gegend. Beim Öffnen der Staufächer
besteht die Gefahr, dass dem Mutigen der gesamte Inhalt entgegenkommt. Man
überlässt das geschickterweise einem weniger Risiko-aversen Kollegen. ⎈ Als Ersten erwischt es
Hans-Peter, der unsere gesamten Cookies-Vorräte über den Kabinenboden verstreut.
Da Gebäck und Kaffee nun einmal gut zusammenpassen, entbehrt es natürlich nicht
einer gewissen inneren Stimmigkeit, wenn Hendrik danach eine volle Tasse frisch
angemachten Kaffees verschüttet. Aber irgendwie, lieber Hendrik, führt logisches
Denken nicht immer zu brauchbaren Ergebnissen. ⎈ Abgesehen davon ist Hendriks Ankunft eine
Wohltat. Wir verfügen nun über drei vollwertige Wachen, wodurch sich das Schlaf-
und Freizeitbudget jedes einzelnen deutlich verbessert. Der Chronist hofft, so
auch seine Rückstände aufzuholen und zeitnäher berichten zu können.
Gleichzeitig bittet er um Verständnis: Das Konzentrationsvermögen – altersbedingt
ohnehin bereits auf einem besorgniserregenden Niveau - lässt während einer Achterbahnfahrt
nochmals sichtlich nach und erschwert das Abfassen sinnvoller Texte. ⎈ Hinsichtlich unserer
Verpflegung zwingen die Umstände weiterhin zu einer für gehobene Wohnlagen im
Vordertaunus untypischen Bescheidenheit, ja Anspruchslosigkeit. Um sein Frühstück
muss sich heute jeder selbst kümmern und zum „Mittagessen“ überrascht uns der
werdende Hausmann Rolf M. mit einer Obstplatte. Franz-Josef unternimmt dann zum
Abendessen den nahezu heroischen Versuch, eine Kartoffelsuppe a lá Bofrost,
gekocht und tiefgefroren in einer von ihm selbst betriebenen kanarischen Suppenküche,
zu servieren. Deren Zubereitung gelingt dank der problemlos (!) funktionierenden
kardanischen Aufhängung unseres Ofens, ohne Zwischenfälle. Wie am Vorabend den
heute allerdings heißen Topf rundum gehen zu lassen, verbietet sich. Also kommt
die Suppe nach und nach in vier Schälchen und zwei kleine Töpfe, die Hans-Peter
dann mit bewundernswerter Körperbeherrschung der darbenden Crew anreicht. Nachdem
wir unsere Suppe ausgelöffelt haben, das Übliche: „Franz-Josef, sehr sehr gut! An Dir ist ein Koch verloren gegangen! Das ist Sterneküche mitten auf dem Atlantik! usw.).“ Nun ja, nach einem anstrengenden Tag an frischer Atlantikluft stimmt
das wohl auch. ⎈ Jetzt um 19:00 Uhr ist es bereits stockdunkel.
Die erste Nachtwache macht es sich auf Deck gemütlich. Die, die später dran
sind, begeben sich gerne in ihre Kojen. Es wird keine ruhige Nacht werden. ⎈ Da haben es unsere Leser(-innen) hoffentlich
gemütlicher. Also genießt, was ihr habt und lasst Euch nicht beunruhigen:
Manchmal übertreibt der Chronist auch ein wenig. Liebe Grüße, Eure Crew von der Dumia ⎈ gw
|