Dumia Log 24.11.

Dumia
Thu 25 Nov 2021 13:50

Mitwoch, 24. November 2021, 19:00 Uhr GMT

Alle sind wohlauf.

In der Nacht frischt der Wind auf. 15 bis 20 kn Windgeschwindigkeit bringen die Dumia mit in der Spitze 7,5 kn pro Stunde ihrem Ziel näher. Bis Mindelo auf den Kapverden sind es noch rund 400 Seemeilen. Bei unserer derzeitigen Geschwindigkeit rechnen wir mit einer Ankunft am Samstagvormittag und hoffen, dass uns dort ein Corona-negativer Hendrik die Mooring-Leine anreicht. Noch wissen wir nicht, mit welchem Flug und wann er ankommen wird. Spät nachmittags am Samstag wäre wunderbar, da uns der Wetterbericht eine rasche Abreise nahelegt, um auf der Weiterfahrt gen Westen möglichst lange von einem dann als günstig vorhergesagten Passatwind profitieren zu können.

Die Dumia läuft nicht nur nachts, sondern auch tagsüber mit der gestern Abend gewählten Takelage (Genua und Selbstwendefock) wie an der Schnur gezogen. Nur einmal wird die Fock durch ein Vorbringen des Spinnackerbaums nachjustiert, um das Segel bauchiger in den Wind stellen zu können.

Arbeit gibt es trotzdem genug: Hans-Peter und Rolf zerlegen in den schwer zugänglichen Katakomben der Dumia den Water Maker, um den Ursachen für dessen Arbeitsverweigerung auf die Spur zu kommen. Sie finden einen total festgefressenen Ventilator, der die Low Pressure Pump stillgelegt hat. Der Skipper hält eine Reparatur für aussichtslos und setzt zur Beschaffung einer Ersatzpumpe Gott und die Welt (seine Gattin und Hendrik) in Bewegung. Zuvor ist es Franz-Josef nach einer einstündigen Fieselarbeit noch gelungen, das auf der schwer zugänglichen Rückseite der Pumpe angebrachte Typenschild zu fotografieren. Der Corona-geschwächte Hendrik soll nun das mindestens 5 kg schwere Teil im Reisegepäck mitbringen. Die Bestellliste wird länger und länger …

Denn schon sehen wir uns mit dem nächsten Problem konfrontiert: die Steuerbord-Toilette ist verstopft - und das trotz sparsamsten Papierverbrauchs (Franz-Josefs Forderung nach einem Blatt pro Toilettengang ist uns allen noch in frischer Erinnerung, auch wenn er damit nach leidenschaftlicher Debatte keine Mehrheit fand). Der Abfluss wird mit dem Nasssauger zwar frei gekärchert, die Ursache des Problems liegt allem Anschein nach aber tiefer. Die Bordtechniker geloben, weiter dorthin vorzudringen; der Enthusiasmus für diese Expedition in den Orkus der Dumia scheint jedoch nicht besonders ausgeprägt. Das stille Örtchen wird erst einmal wirklich still gelegt.

Am späteren Nachmittag verfolgen wir deutlich amüsiert den Funkverkehr einiger Rallyteilnehmer, die sich über ihre seit Tagen erfolglosen Angelversuche austauschen. Als ein Funkspruch neidvoll von einem Boot berichtet, das einen großen Mahimahi gefangen haben soll, schwillt Toms Brust trotz angeknackter Rippen deutlich. Deflatorisch wirkt dann am späten Nachmittag das Einbringen der beiden Angelleinen: Bei einem Tintenfischköder fehlt der halbe Tintenfisch, bei der zweiten Leine fehlt der Köder gänzlich. Immerhin weist das auf zwei Bisse hin und lässt hoffen, dass sich Toms Anglertraum von einem tuna catch auf dieser Reise erfüllen wird. Unser Koch wetzt vorausschauend bereits die Messer und die ökologisch verantwortungsbewusste Crew fordert fangfrisches Sashimi aus regionaler Aufzucht.

Wie am Vortag geraten wir am frühen Abend wieder in einen riesigen Schwarm von Delfinen. Denen sind wir offensichtlich sympathisch und es bereitet ihnen ein sichtliches Vergnügen, unser Boot zu begleiten und von allen Seiten in Augenschein zu nehmen. Tom erleidet einen Rückfall in unsere TV-Kindheit und beginnt die Hymne aller Delfinfreunde anzustimmen:

Wir rufen Flpper, Flipper

Freund aller Kinder

Jeder kennt ihn

Den klugen Delfin

Wir rufen Flipper, Flipper

Freund aller Kinder

Großer nicht minder

Jeder liebt ihn

(zitiert aus Toms Gedächtnis - please feel free to sing along)

Eine Stunde lang bieten sich dem Berichterstatter hunderte von spektakulären Fotomotiven. Dass die Flippers allerdings immer gerade dort auftauchen, wohin er mit der Kamera gerade nicht fokusiert, treibt ihn zur Verzweiflung und lässt ihn langsam an seiner Kompetenz als Bildberichterstatter zweifeln. Aber keine Sorge: eine Stunde war lange genug, um doch einige bemerkenswerte Eindrücke von diesem Naturschauspiel auf Bild und Video festzuhalten.

Bleibt abschließend noch zu berichten, dass es der Kombüse weiterhin gelingt, den hohen Ansprüchen ihres verwöhnten Publikums gerecht zu werden: Zum Frühstück gibt es erstmals selbst gebackenes Baguette und ofenfrische Brötchen, die uns Don Pan (siehe Logbucheintrag vom 22.11.2021) schnell vergessen lassen. Einem gehaltvollen Mittagstisch (Crêpe Salmon an (noch) frischer Salatgurke) folgt ein gut ausbalanciertes Kartoffel-Kohlrabi-Gratin zum Abendbrot.  Solange Franz-Josef unseren Geschmack derart gut trifft, halten wir uns mit Forderungen nach einem à la carte Angebot zurück.

Spruch des Tages für alle Segler:

„Segeln ist Reparatur an ständig wechselnden Orten“

Mit weiterhin unveränderter Takelage und regelmäßigem Ausbesserungsbedarf segeln wir mit gleichmäßiger Geschwindigkeit von rund 5,5 kn in die Nacht - weiterhin geduldig unserem fernen Ziel entgegen.

Geht es uns nicht allen so?

Liebe Grüße von der Dumia!

gw