Dumia Log 30.11.2021

Dumia
Thu 2 Dec 2021 17:47

Dienstag, 30.11.2021, 23:00 Uhr

 

Alle sind wohlauf.

Der Tag beginnt vielversprechend. Franz-Josef will versuchen, die übernächtigte Stimmung mit Rührei zum Frühstück zu heben. Die Komplimente des Vorabends klingen ihm noch in den Ohren und er fühlt sich seinem Ruf verpflichtet.

Ein lauter (untertrieben) Fluch (nicht zitierfähig) aus der Küche lässt uns Ungemach ahnen. Unserem Küchenakrobaten ist der Behälter mit dem frischgerührten Ei entglitten, das sich jetzt, unterstützt durch ein heftig schwankendes Boot, über den Kombüsenboden verteilt. Dazu gesellen sich bei der nächsten Welle noch die gewürfelten Tomaten.

[Kunstpause, während derer sich der Leser die Situation im Kopf ausmalen kann]

Eigentlich muss es nicht erwähnt werden: Franz-Josef bewältigt auch diese Herausforderung mit Bravour. Als wir uns nach geraumer Zeit wieder in die Kochnische trauen, ist von diesem ehrrührigen Fauxpas nichts mehr zu sehen. Im Gegenteil: Jeder erhält eine Portion Rührei (“von frisch geschlagenen Eiern”, versichert Franz-Josef) - wir können dem Tag gestärkt entgegensehen.

Wir sitzen auf unserer schwankenden Frühstücksterrasse und bewundern die Landschaft. Tiefblaue Berge und Täler strömen unter uns hindurch, heben uns fortwährend auf schaumgekrönte Gipfel und lassen uns dann wieder in abgründige Wasserschluchten stürzen. [Es ist beabsichtigt, dass es dem Leser bei dieser Formulierung leicht übel wird; er kann sich so besser in unsere Situation versetzen]. Seit Tagen geht das nun so und laut Wetterbericht wird es bis zum Wochenende andauern.

Hans-Peter wünscht sich einen lebhafteren Vordergrund für die Bordterrasse und erhält die Empfehlung, doch bei nächster sich bietender Gelegenheit die Reling durchgängig mit Geranientöpfen zu behängen. Er findet die Vorstellung einerseits erheiternd, andererseits uncool. Ist sie wohl auch.

Gegen Mittag erhalten wir von der Rallyleitung die aktuellen Positionsdaten. Seit unserer Abreise von den Kapverden haben wir uns Tag für Tag um jeweils 10 Plätze nach vorne gearbeitet. Wir klopfen uns ob dieser Leistung auf die Brust. [Frage an die Germanisten unter unseren Lesern: Da wir mehrere sind, muss es nicht korrekterweise „Brüste“ heißen? Klingt aber irgendwie seltsam.]

An Bord beginnen die politischen Diskussionen, heute mit den Schwerpunkten

(a) neues Kabinett (insbesondere unsere purzelbaumschlagende Außenministerin erfährt eine kritische Rezeption)

(b) Energiewende (als Segler gehören wir natürlich zur klimabewussten Avantgarde)

(c) China (wie Bundesligaprofis flüstern wir mit vorgehaltener Hand, um unsere Landerechte in St. Lucia nicht zu gefährden)

Zum Abendessen nur kurz, um dem Eindruck entgegenzuwirken, wir wären für eine neue Kochshow von RTL unterwegs: Shepherd‘s Pie aus unserer kanarischen Suppenküche. Franz-Josef wird eine weitere goldene Nadel ans imaginäre Revers geheftet.

Zu guter Letzt ein Wort an eine unserer fleißigsten Leserinnen: Liebe Olivia, Du hast Deinem Papi, den von uns allen bewunderten Skipper der Dumia, offensichtlich gebeten, auf fotografischen Ablichtungen den Schlapphut abzunehmen (siehe z.B. den Logbucheintrag vom 28.11.). Der wäre, kurz gesagt, nicht cool.

Diese Empfehlung schmerzt uns alle, die Deinen Papi gerade zu ihrer Stil-Ikone erwählt haben (siehe beigefügtes Foto vom Tage). Alles an ihm ist ober-cool und wenn er sich als Rudergänger eine Nikolausmütze aufsetzen würde, würden wir das postwendend natürlich auch tun.

Abgesehen davon freuen wir uns natürlich über das Interesse aller, die unserer Überfahrt mit der Lektüre dieser Logbucheinträge folgen. Bleibt in Gedanken bei uns, so wie wir oft an Euch denken.

Herzliche Grüße,

Eure Crew von der Dumia