Log Dumia 25.11.
Donnerstag, 25.
November 2021, 23:00 Uhr GMT Alle sind wohlauf. ⎈ Hinter uns liegt eine ruhige und erträglich
kühle Nacht, die nur durch viermaliges Schnarchen unseres Skippers währen seiner
Nachtwache gestört wurde (der Chronist hat peinlich Buch geführt). Wir bewegen
uns mit 4,5 bis 5 kn auf Südsüdwest-Kurs und nähern uns langsam wärmeren, aber
auch luftfeuchteren Breitengraden. Der Nordost-Wind ist bis in den Vormittag
hinein mäßig aber stabil und beschert uns eine gleichmäßig ruhige Fahrt. Als
der Wind abflaut, müssen wir gegen 10:00h die Segel einholen und mit dem Volvo
weiterdieseln. Erfreulicherweise bestätigt sich die Prognose des Wetterdienstes
nicht: Statt einer länger anhaltenden Flaute beglückt uns Poseidon ab 13:30h mit
einer veritablen Privatbrise. Mit Groß und Genua nehmen wir anständig Fahrt auf
(7,5 kn). Nach einer knappen Stunde wieder Flaute: Segel runter, Motor an. Nach
einer weiteren halben Stunde frischt der Wind wieder kräftig auf: Motor aus, Segel
wieder hoch. Akkordarbeit ist für Senioren eigentlich nicht zugelassen;
Professoren wie immer natürlich ausgenommen). Immerhin liegen wir jetzt gut in einem
Halbwind von Steuerbord, der uns bis nach Mindelo begleiten soll. Als der
Berichterstatter spätnachts die Hundewache übernimmt, machen wir bei weiterhin
ruhiger Welle anständige 8 bis 9 kn. Hans-Peter befürchtet bereits, dass wir zu
früh ankommen und bei Nacht in den Hafen einlaufen müssen. Den Hinweis, dass
wir mit Rolf einen gerade in den Ruhestand verabschiedeten Lufthansa-Piloten
mit langjähriger Erfahrung im Drehen von Warteschleifen an Bord hätten, weist
er als unqualifiziert zurück. Segeln ist halt doch anspruchsvoller als Fliegen.
⎈ Von den verschiedenen Baustellen auf der
Dumia ist heute nur Positives zu berichten. Zunächst sieht es zwar nach einer
neuerlichen Unannehmlichkeit aus, als das Wasser in den Duschen nicht abläuft
und droht, bei Seegang überzuschwappen und die Kabinen zu fluten. Die schnelle Eingreiftruppe
der Bordmechaniker erweist sich dieses Mal jedoch als analytisch scharfsinnig und
handwerklich schlagkräftig: Die nicht funktionierenden Pumpen hängen an der
gleichen Sicherung wie der defekte Water Maker! Sicherung rein und die Pumpen
schnurren wieder. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Großer Beifall für diese Meisterleistung
vom Rest der Crew. Danach gelingt es der jetzt hochmotivierten Reparaturtruppe
um Hans-Peter noch, eine fehlende Niete an der Verriegelung des Vorpieks zu ersetzen.
Die über den Bug spritzende Gischt kann jetzt keine Feuchteschäden mehr
anrichten. Zu aller Erleichterung löst sich überdies
noch das Problem der verstopften Steuerbord-Toilette von selbst: Rolf geht
davon aus, dass Verdauungsbakterien über Nacht ihre Arbeit fortgesetzt und den
Abflussstollen freigelegt haben. Das riecht nach einer plausiblen Erklärung. Und
ganz nebenbei: Kompliment an jeden, der sich nicht mit fremden Federn schmückt.
Zu guter Letzt hat Hendrik – Dank sei dem Internet
– eine Ersatzpumpe für den Water Maker bei einem Händler gleich um die Ecke in
Nantes (F) ausfindig gemacht. Wie er seine Gattin überzeugen konnte, das
Ersatzteil dort abzuholen, muss er seinen Mitseglern bei Gelegenheit im Detail verraten.
Sie kennen das nur umgekehrt. Wir sind wie immer aufgeschlossen und lernbereit.
⎈ Rolf sucht wieder einmal seine Lesebrille … ⎈ Ansonsten verläuft unsere Fahrt unaufgeregt: rundum,
tags wie nachts, bis zum Horizont keine Fische oder Fischer, keine Segler oder
andere Schiffe: Wir befinden uns allein in einer ausnahmslos blauen wundersamen
Welt. Tiefblaues Tintenwasser, darüber die Kuppel eines leicht diesigen hellblauen
Himmels, mit der Dumia und ihrer Crew im Zentrum, aus dem wir uns trotz zügiger
Fahrt nicht fortbewegen. Nachts bis zum Mondaufgang ein klarer Sternenhimmel, der
unverändert über Jahrhunderte hinweg die Nachtwache alle Seefahrer begleitete
und ihnen den Weg wies. (Hinweis: Dieser Abschnitt wurde ausschließlich für unsere
sentimental veranlagten Leser eingefügt.) ⎈ Hans-Peter sucht wieder einmal seine Rettungsweste
… ⎈ Wegen einer ausgewogenen Ernährung müssen
sich die zuhause Gebliebenen weiterhin nicht sorgen: Obst und Gemüse sind noch gut
erhalten und frisch, die Mahlzeiten vom deutschen Frühstücksei, einem üppigen
Obstteller bis zu mit Käse überbackenen italienischen Rigatonis werden den ernährungsphysiologischen
Ansprüchen eines harten Seemannsalltags vollauf gerecht. Alkoholische Getränke
werden mit Ausnahme eines Schluck Weins zum Abendessen nicht angefasst. Unbeteiligte
könnte man überzeugen, dass es sich um einen Betriebsausflug der Anonymen Alkoholiker
handelt. ⎈ Folgt unserem Beispiel, liebe Leser, auch
wenn Euch der Kummer über unsere mehrwöchige Abwesenheit überwältigt. Herzliche
Grüße, Eure Crew von der Dumia! ⎈ PS: Bitte entschuldigt den späten Versand! Der
Freitagvormittag war ereignisreich und hat den Logführer an anderer Stelle gefordert.
Mehr dazu morgen. Bis dann. ⎈ gw |