Blog 17: Andere Breiten, andere Sitten - und Geduld ist wieder gefordert
SY HIGH YIELD
Dr. Hanns Ostmeier
Fri 18 Jul 2014 03:29
43:44.524N 021:13.792W
Seit drei Tagen nun haben wir uns auf den Weg nach
Nord Nord Osten begeben. Mit dem Überschreiten des 40. Breitengrades haben wir
die subtropischen Gefilde verlassen, und befinden uns wieder auf europäischen
Breiten. Die hat zur Folge, das neue Ausrüstungsgegenstände zu Tage gefördert
werden, die auf der bisherigen Reise ab Bermuda sicher verstaut im Schiff
gelegen haben. Hierzu gehört z.B. der Schlafsack. In den ersten Wochen war jeder
bestrebt bei mehr als 30 Grad alle Viere von sich zu strecken, und möglichst
viel Luft an den Körper zu bringen. Seit zwei Nächten finden sich nachts in den
Kojen eher zusammengerollte Gestalten, die ihre Füsse tief im molligen
Schlafsack vergraben.
Auch diverse Ölzeug Erzeugnisse, wie "Smocks",
"Salopetten" oder schlicht "HPX Jacken", werden zu den Nachtwachen, z.T elegant
kombiniert mit Pullovern und Sweatshirts, angelegt. Gott sei dank noch nicht
gesichtet wurden Wollmützen, Handschuhe oder schwere Seestiefel. Das
unterscheidet diese Reise nun doch noch von der sogenanten "Barfussroute" von
Las Palmas nach St. Lucia, wo 12 der 15 Tage Reisezeit im vollen Ölzeug mit
Seestiefeln (allerdings meistens ohne Socken getragen) verbracht
wurden.
Der Wind ist uns tagsüber erstmal treu geblieben.
Unser Etmal um 17:00 Bordzeit betrug heute 192 Meilen. In die Nacht hinein hat
der Wind allerdings wieder abgeflaut. Möglicherweise ist dies der Vorbote einern
Umstellung auf nördliche Winde. Das wäre gut für uns, denn La Coruna liegt jetzt
fast genau östlich von unserer Position. Momentan laufen wir mal wieder unter
Motor, 3-5 Knoten Wind und Regen! Die armen Nachtwachen lassen sich in
stockfinsterer Nacht durchweichen, aber wir machen Ost auf der Kurslinie zu
unserem Ziel. Immerhin was, und der Wind wird ja auch irgendwann wieder
kommen...
Unter diesen Bedingungen werden wir La Coruna aber
in keinem Falle vor Sonntag erreichen können. Vieles hängt jetzt davon ab, wann
der (für Freitag früh prognostizierte) Winddreher auf Nord wirklich kommt,
und wie stark der Wind dann ist. So ist das eben mit der Langstreckensegelei.
Wir halten Euch auf dem Laufenden.
Grüße von der derzeit eher bedröppelten Crew
und
Hanns
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