6. Tag auf See - Atlantiknews Mittagsausgabe

Santa Isabella
Gerda und Ralph Heilig
Sat 28 Nov 2009 15:01
6. Tag auf See - Atlantiknews Mittagsausgabe
 

Position : 23:05.00N 29:41.00W

Datum: 28.11.2009

Uhrzeit: 1200 UTC

Kurs: 250 Grad

Geschwindigkeit: 7 SOG

Wind: 21 Knoten aus 60 Grad

Wellen: 3-4 Meter

Luftdruck: 1017 hPA

 

 

Mahlzeit,

 

wir führen akriebisch Logbuch um die wesentlichen Ereignisse der Nachwelt zu hinterlassen. Hier ein Beispiel eines Logbucheintrages unserer Holländerin von Gestern:

 

1255 UTC Klein Vögelchen hat misslungen Landung und sturtzt voll in der Wellen )-:

 

Der Wind steht tagsüber ziemlich konstant bei 20+ Knoten und flaut Nachts unter 20 Knoten ab. Je nach gesetzten Segeln laufen wir so zwischen 5,5 und 7,5 Knoten. Der Wind steht bei unserem Kurs von 250 wie fast immer ziemlich achterlich.

 

Joerg hat seine Geheimwaffe ausgepackt. Ein Makrelensuizid Koeder. Damit hat er seit gestern zwei praechtige Goldmakrelen ergattert. Auch ein neues Mitglied in der erfolgreichen Fischereifraktion ist zu vermelden. Klaus hat seinen erste Monstermakrele an Bord gezogen. Somit ergibt sich für heute ein ganz neuer Zwischenstand.

 

Fischstand total: Andreas :Joerg : Klaus / 2:4:1

 

Wir haben beschlossen nur noch nach Bedarf zu fischen um der Berufslizenz zu entgehen. Ab jetzt funktioniert das so: Einer geht in die Küche, bereitet die Beilagen vor, deckt den Tisch, holt da Bier aus dem Kuehlschrank, stellt die Platte auf den Herd und dann wir das Kommando "Fisch frei" ausgegeben bei dem unsere Angler die Leinen auswerfen. In der Regel sitzen wir 10 Minuten spaeter beim Essen.

 

(Beweisphoto: Joerg bei seiner Nummer 4 - Goldmakrele)

 

 

Ich freue mich immer wenn ich mal wieder Neuigkeiten von Zuhause Bekomme. So beruhigt es mich doch sehr wenn ich höre das alles ok ist. Hier ein kleiner Auzug einer Nachricht von meinen lieben freunden Claudia und Herbert W.:

 

"Mach Dir keine Sorgen, daheim ist alles soweit in Ordnung....bis auf ein paar Kleinigkeiten: Das Haus ist leider abgebrannt, Dein Auto in Bulgarien, Deine Frau hat die Konton leergeräumt und ist mit Eurem Briefträger abgehaut, Deine Tochter hat die Schule geschmissen und am  Firmeneingang klebt der Kuckuck....aber mach Dir keine Sorgen, den Katzen geht es gut!"

 

Vielen Dank. 

Ansonsten nimmt alles seinen täglichen Lauf.

 

Ralph

 

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Heute wendet sich mal  Thomas mit einer kleinen Geschichte aus der gestrigen Nachtwache an die werte Felicita-Atlantik-Fan-Gemeinde:

 

Iris und ich gingen die Abend-/Nachtwache von 06-10 Uhr, wie immer nach besten Wissen und Gewissen. Da der Wind gerade auf ca. 25 knoten aufgefrischt hatte, überlegten wir, ob die Genua zu bergen sei. Iris sah plötzlich irgendeinen dunklen Steifen vorbeifliegen. Ich kramte meine Taschenlampe hervor und wir sahen, dass dies keine Fatamorgana war, sondern ein Fliegender Fisch war am Cockpitboden gelandet. Nun ist ja bekannt, dass Frauen beiAuftauchen einer Maus in der heimischen Küche mit hellem Kreischen auf den nächsten Stuhl hüpfen. Dass auch langjährige Seglerinnen bei Aufschlagen eines Fliegenden Fisches am Boden der Plicht genauso kreischend auf die Backskiste hüpfen, hat Iris eindrucksvoll gestern nacht unter Beweis gestellt.

 

Ich habe nun das Filmen der Fischerfolge eingestellt. Sollte ich jemals die Gnade erwiesen bekommen den Film irgendjemanden vorführen zu dürfen, wird dieser ansonsten fragen, ob wir denn beim Segeln oder Fischen gewesen seien. Aber was mich dabei ärgert: Warum wird der gute Mirtiniquinische Rum immer zum Betäuben der Fische verwendet? Die Winschkurbel-Methode ginge doch auch?!? Aber mich fragt ja keiner ...

 

So, nun noch ein Wort in eigener Sache: Ich grutuliere meinem Kroatien-Hämo-Segeltörn-Deckoffizier Koppe (alias Erwin Schneider) zu seinem heutigen 40. Geburtstag und wünsche ihm eine schöne Feier heute abed im FW-Haus. Nebenbei, liebe Hämos: Nach diesem Hochseetörn über den Atlantik habe ich sicherlich so viel gelernt, dass wir im Mai 2010 in  einer Nacht von Dubrovnik nach Pula  und zurück rauschen werden können. Aber natürlich wie hier: Mit striktest korrekter Seemannschaft und ohne jeglichen Alkohol. :-)))

 

Es grüsst Euch (besonders S.+L.+L.)

 

Matrose Tom

 

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So - auch ich melde mich heute mal zu Wort... Und bedanke mich erstmal bei allen, die an mich denken und mir liebe Mails zur Aufmunterung schicken. Die Aufmunterung ist noch nicht wirklich noetig, tut aber trotzdem gut!

Nun, die Story mit dem Fliegenden Fisch hat mir ja nun Tom geklaut, obwohl ich diese Story natuerlich voellig anders erzaehlt haette... Meine Freunde kennen ja nun mein etwas gespaltenes Verhaeltnis zu derlei Fischen. Vielleicht nur so viel: Sie sehen hier zwar immer noch haesslich aus, trotzdem etwas putziger als im Pazifik. Sie sind hier blau und schimmern, und nicht so schwarz und eklig wie die Pazifik-Arten. Und, liebe Mama und lieber Papa, natuerlich esse ich auch weiterhin keinen Fisch. Aber ich habe mich an das Schlachtfeld auf der Badeplattform gewoehnt und nutze diese trotzdem weiterhin eifrig fuer meine taegliche Salzwasserdusche. Damit bin ich die einzige, die anderen wissen gar nicht, was sie verpassen. Das Wasser ist herrlich und wird taeglich waermer.

Skipper Ralf hat heute offiziell unseren Urlaub beendet, ab sofort wird von Hand gesteuert und es macht riesig Spass: Wir sausen bei achterlichen Winden die Wellen hinunter, leider kommen wir nicht ganz ins gleiten, dafuer ist der Wind nicht stark genug und die Wellen noch zu niedrig. Uns stehen noch einige Meilen unter Schmetterlingsbesegelung bevor, wir muessen jetzt mal Ruder gehen ueben ;-)

Waehrend die Fischvorraete taeglich aufgefrischt werden, nimmt das frische Gemuese und Obst langsam ab - obwohl man schon ganz schoene Tricks in der Kueche anwenden muss, um den Mannsbildern hier das Gemuese als schmackhaftes Essen zu verkaufen. Aber mit kleinen Schmankerln, wie ein leckeres Steak als Beilage, ein Kuchen zur Aufmunterung und frisches Brot zum Fruehstueck klappt das auch mit dem Gemuese.

Liebe Gruesse an alle eifrigen Blog-Leser von einer immer braun gebrannter werdenden Crew und sicher noch ohne ein einziges Kilo weniger...

Eure Iris