Dumia Log 04.12.

Dumia
Sun 5 Dec 2021 22:58

Samstag, 04.12.2021, 23:00 Uhr

 

Alle sind wohlauf.

Wieder einmal „im Westen nichts Neues“ (Zitat Tom). Himmel, Sonne, Wolken, Sterne und Wasser, immer nur Wasser … Es gibt wirklich, wirklich viel davon. Und das im schönsten Dunkelblau.

Da den ganzen Tag nichts Aufregendes passiert, beschäftigt sich der heutige Logbuch-Eintrag der Dumia mit einer Reihe von Themen, die bisher nicht zur Sprache kamen oder eines Nachschlags bedürfen.

Wir sind in der nächsten Zeitzone angekommen und leben jetzt vier Stunden später als die meisten unserer Leser. Dem Berichterstatter verschafft die Ankunft in UTC-3 glücklicherweise eine extra Stunde, um seine Rückstände abbauen zu können.

Die ersten Rallyteilnehmer – vermutlich aus der Racing Division – sind bereits am Ziel eingetroffen. Im Feld der Cruisers hat sich die Dumia weiter nach vorne gearbeitet und jetzt bereits 64 Boote hinter sich gelassen. Die Aussicht, bald in die Arme unserer Lieben zurückkehren zu können, spornt uns zu Höchstleistungen an.

Das Team ist inzwischen eingespielt, die täglichen Verrichtungen verlaufen routiniert und reibungslos. Rolf fragt nicht mehr nach dem Verbleib seiner Lesebrille, Hans-Peter nach dem seiner Rettungsweste.

Gottfried vergisst regelmäßig, nach Sonnenuntergang seine Sonnenbrille abzusetzen. Das erinnert Hans-Peter an „Herrn Heino“ (so der baden-württembergische Ministerpräsident anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes). Unser Skipper hat zu dem Barden eine besondere Beziehung, da er einmal im Flugzeug neben Herrn Heino sitzen durfte und seither das Privileg genießt, diesen ohne Brille gesehen zu haben. Wir sind alle neidisch.

Irgendwie hat Franz-Josef von dem Recht auf einen freien Tag doch Wind bekommen und heute die Zubereitung unserer Abendverköstigung an den Souschef Rolf delegiert. Aber dieser als smart empfundene Schuss könnte nach hinten losgehen. Rolf bekommt soviel Lob für Gulasch, Ratatouille und Potatas Grenarias, dass sich Franz-Josef in den nächsten Tagen mächtig anstrengen muss, um im Kochduell nicht als die Nummer 2 durchs Ziel zu gehen.  

Schon lange haben wir nichts mehr von Tom und seinen Angelbemühungen gehört. Hierfür gibt es gleich mehrere Gründe: Keiner will unsere flotte Fahrt unterbrechen (siehe oben). Darüber hinaus sind wir derzeit sogar für die Fische zu schnell. Die kommen einfach nicht mehr hinter dem Köder her. Auch die Hoffnung auf fangfrischen karibischen Fisch muss Tom wohl fallen lassen: der ist oft mit dem von Algen ausgeschiedenen Gift Ciguatera verseucht, dessen Wirkungen in unserem Karibikführer beginnend mit abdominal cramps und loss of muscular control and balance bis hin zu loss of hair and teeth, respiratory paralysis and cardiac arrest beschrieben werden. Keiner von uns ist darauf erpicht, allzumal manche hinsichtlich loss of hair and teeth schon von bitteren Erfahrungen berichten können.

Zum Schluss, weil das immer schwer fällt, ein Geständnis: Worauf der Chronist sich bei dieser Reise eingelassen hat wurde ihm erst bei der Anreise auf der Autobahn zwischen dem Bad Homburger Kreuz und dem Flughafen Frankfurt so richtig bewusst: Das Taxi geriet in einen Stau und kam nur mit 15 bis 20 km/Stunde voran. Jeder kennt das Gefühl. Als ihr Berichterstatter diese Geschwindigkeit in Seemeilen je Stunde umrechnete, wurde ihm schlagartig bewusst: Das ist genau das Tempo, mit dem die Dumia hofft, die 5000 km über den großen Teich zurückzulegen. Er stellte sich vor, in seinem Wagen auf einer Schlaglochpiste von Paris nach Moskau und wieder zurück ununterbrochen im Stau fahren zu müssen. Das war mitnichten ein gutes Gefühl. Aber es gab natürlich kein Zurück.

Gottlob muss er nach zwei Wochen auf See festhalten, dass die damalige Betrachtung doch recht einseitig war. Was sie unterschlug waren drei Wochen

·       frische Seeluft

·       mit ausreichend Zeit abzuschalten

·       zum Nachdenken

·       ohne Internet, soziale Netzwerke, Radio und Fernsehen

·       ohne die lieben Kolleginnen und Kollegen 😉

·       mit vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen

·       ohne nasskaltes Novemberwetter

·       mit herzhafter, gesunder Ernährung

·       in den immer gleichen (nicht unbedingt denselben) gemütlichen Klamotten

·       gute Gespräche und

·       gute Kameradschaft und Teamwork.

Dafür lohnt es sich doch allemal, im Stau zu stehen. Nachahmung empfohlen!

Herzliche Grüße,

Eure Crew von der Dumia

gw