Log Dumia 25.11.

Dumia
Fri 26 Nov 2021 17:22

Donnerstag, 25. November 2021, 23:00 Uhr GMT

Alle sind wohlauf.

Hinter uns liegt eine ruhige und erträglich kühle Nacht, die nur durch viermaliges Schnarchen unseres Skippers währen seiner Nachtwache gestört wurde (der Chronist hat peinlich Buch geführt). Wir bewegen uns mit 4,5 bis 5 kn auf Südsüdwest-Kurs und nähern uns langsam wärmeren, aber auch luftfeuchteren Breitengraden. Der Nordost-Wind ist bis in den Vormittag hinein mäßig aber stabil und beschert uns eine gleichmäßig ruhige Fahrt. Als der Wind abflaut, müssen wir gegen 10:00h die Segel einholen und mit dem Volvo weiterdieseln. Erfreulicherweise bestätigt sich die Prognose des Wetterdienstes nicht: Statt einer länger anhaltenden Flaute beglückt uns Poseidon ab 13:30h mit einer veritablen Privatbrise. Mit Groß und Genua nehmen wir anständig Fahrt auf (7,5 kn). Nach einer knappen Stunde wieder Flaute: Segel runter, Motor an. Nach einer weiteren halben Stunde frischt der Wind wieder kräftig auf: Motor aus, Segel wieder hoch. Akkordarbeit ist für Senioren eigentlich nicht zugelassen; Professoren wie immer natürlich ausgenommen).

Immerhin liegen wir jetzt gut in einem Halbwind von Steuerbord, der uns bis nach Mindelo begleiten soll. Als der Berichterstatter spätnachts die Hundewache übernimmt, machen wir bei weiterhin ruhiger Welle anständige 8 bis 9 kn. Hans-Peter befürchtet bereits, dass wir zu früh ankommen und bei Nacht in den Hafen einlaufen müssen. Den Hinweis, dass wir mit Rolf einen gerade in den Ruhestand verabschiedeten Lufthansa-Piloten mit langjähriger Erfahrung im Drehen von Warteschleifen an Bord hätten, weist er als unqualifiziert zurück. Segeln ist halt doch anspruchsvoller als Fliegen.   

Von den verschiedenen Baustellen auf der Dumia ist heute nur Positives zu berichten. Zunächst sieht es zwar nach einer neuerlichen Unannehmlichkeit aus, als das Wasser in den Duschen nicht abläuft und droht, bei Seegang überzuschwappen und die Kabinen zu fluten. Die schnelle Eingreiftruppe der Bordmechaniker erweist sich dieses Mal jedoch als analytisch scharfsinnig und handwerklich schlagkräftig: Die nicht funktionierenden Pumpen hängen an der gleichen Sicherung wie der defekte Water Maker! Sicherung rein und die Pumpen schnurren wieder. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Großer Beifall für diese Meisterleistung vom Rest der Crew.

Danach gelingt es der jetzt hochmotivierten Reparaturtruppe um Hans-Peter noch, eine fehlende Niete an der Verriegelung des Vorpieks zu ersetzen. Die über den Bug spritzende Gischt kann jetzt keine Feuchteschäden mehr anrichten.

Zu aller Erleichterung löst sich überdies noch das Problem der verstopften Steuerbord-Toilette von selbst: Rolf geht davon aus, dass Verdauungsbakterien über Nacht ihre Arbeit fortgesetzt und den Abflussstollen freigelegt haben. Das riecht nach einer plausiblen Erklärung. Und ganz nebenbei: Kompliment an jeden, der sich nicht mit fremden Federn schmückt.

Zu guter Letzt hat Hendrik – Dank sei dem Internet – eine Ersatzpumpe für den Water Maker bei einem Händler gleich um die Ecke in Nantes (F) ausfindig gemacht. Wie er seine Gattin überzeugen konnte, das Ersatzteil dort abzuholen, muss er seinen Mitseglern bei Gelegenheit im Detail verraten. Sie kennen das nur umgekehrt. Wir sind wie immer aufgeschlossen und lernbereit.

Rolf sucht wieder einmal seine Lesebrille …

Ansonsten verläuft unsere Fahrt unaufgeregt: rundum, tags wie nachts, bis zum Horizont keine Fische oder Fischer, keine Segler oder andere Schiffe: Wir befinden uns allein in einer ausnahmslos blauen wundersamen Welt. Tiefblaues Tintenwasser, darüber die Kuppel eines leicht diesigen hellblauen Himmels, mit der Dumia und ihrer Crew im Zentrum, aus dem wir uns trotz zügiger Fahrt nicht fortbewegen. Nachts bis zum Mondaufgang ein klarer Sternenhimmel, der unverändert über Jahrhunderte hinweg die Nachtwache alle Seefahrer begleitete und ihnen den Weg wies. (Hinweis: Dieser Abschnitt wurde ausschließlich für unsere sentimental veranlagten Leser eingefügt.)

Hans-Peter sucht wieder einmal seine Rettungsweste …

Wegen einer ausgewogenen Ernährung müssen sich die zuhause Gebliebenen weiterhin nicht sorgen: Obst und Gemüse sind noch gut erhalten und frisch, die Mahlzeiten vom deutschen Frühstücksei, einem üppigen Obstteller bis zu mit Käse überbackenen italienischen Rigatonis werden den ernährungsphysiologischen Ansprüchen eines harten Seemannsalltags vollauf gerecht. Alkoholische Getränke werden mit Ausnahme eines Schluck Weins zum Abendessen nicht angefasst. Unbeteiligte könnte man überzeugen, dass es sich um einen Betriebsausflug der Anonymen Alkoholiker handelt.

Folgt unserem Beispiel, liebe Leser, auch wenn Euch der Kummer über unsere mehrwöchige Abwesenheit überwältigt.

Herzliche Grüße,

Eure Crew von der Dumia!

PS: Bitte entschuldigt den späten Versand! Der Freitagvormittag war ereignisreich und hat den Logführer an anderer Stelle gefordert. Mehr dazu morgen. Bis dann.

gw