13. und 14. Juli 2018 – Gibt es noch Kanibalen....?

Niki.schmidt.warc
Sat 14 Jul 2018 23:31

17:44.550S 168:18.760E

... und nach einer guten Stunde Motoren, kommt auch etwas Wind auf. Wir setzten den Genacker und siehe da er steht – wenn auch nur für kurze Zeit, denn der Wind nimmt wieder ab und bald mal sind wir wieder am Motoren. So geht es eigentlich den ganzen Tag. Genacker rauf und runter, Genua einrollen und ausrollen, Grosssegel rauf und runter etc. Flaue und nicht konstante Winde, und wenn sie da sind dann meist von hinten, begleiten uns meistens. Wir nähern uns der Insel Erromango und sind bald mal in der Abdeckung der Insel, wo es sowieso keinen Wind mehr hat, meint man... aber dann kommt er wirklich wunderschön und schon bald mal mit 18 Knoten. Wir bleiben bei Genua und vollem Gross und gleiten mit 8-9 Knoten dahin, Segeln wie es am Schönsten ist. Was noch viel schöner ist sind meine Jungs und Mädel, welche nicht mehr seekrank sind. Gegen Abend gibt es sogar Bier zum Apéroz (Bier auf Stugeron, das nimm mal schon....). Kurz vor dem Eindunkeln kommen wir dann in der Dillons Bay an. Die Dillons Bay ist im Westen der Insel, also der Wind abgewandten Seite, was natürlich auf eine ruhige Nacht hoffen lässt, ohne Geschaukel. Und so ist es dann auch. Wir ankern auf etwa 15 m Wassertiefe im Schlick und Sand, lassen das Dinghy ins Wasser und montieren noch den Motor – und dann ist es stockdunkel. Joel grilliert und ich koche Resten und Tara (lokale Kartoffel). Bald mal sind alle in ihren Kojen.

Am Morgen wecken uns die ersten Sonnenstrahlen und schon bald mal kommen die Dorfbewohner und sammeln die Geschenke ein, welche wir mitgebracht haben; Kleider, Fussbälle und Solarlampen. Das mutet etwas komisch an, Einsammeln, bevor wir uns kennengelernt haben, aber offenbar funktioniert dies hier so. Um 1100 holt uns dann John ab mit dem einzigen Motorboot, welches das Dorf besitzt. Man stelle sich ein kleines Fischerboot vor, beladen mit uns 20 Leuten. Wir steigen ein und übergeben noch einen Kanister mit 10 Litern Benzin, welches hier offenbar wirklich Mangelware ist. Wir fahren zu den Höhlen, mehr wissen wir noch nicht.

Die Fahrt dauert ca. 15 Minuten und dann nähern wir uns dem Strand. Leider hat es vor dem Strand ein Korallenriff, welches unsere Weiterfahrt stoppt, aber die Eingeborenen sehen hier kein Problem. Wir laufen einfach auf den Korallen ans Land! Uns tut dies natürlich allen weh, denn eine abgeknickte oder abgebrochene Koralle ist tot. John erklärt uns dann, dass diese Korallen zwar immer wieder nachwachsen, aber jeder grössere Sturm alle wieder abbricht und an Land schwemmt, deshalb sehen sie es nicht so tragisch, dass wir hier ein paar mehr zerstören...

Wir folgen ihm in den Busch hinein und dann beginnt es steil bergauf zu gehen. Nach kurzem Marsch sehen wir ein kleines Loch im Boden. John gebietet uns zu Schweigen und erklärt, dass er jetzt erst den Chief um Erlaubnis fragen muss, ob wir hineindürfen. Er murmelt etwas vor sich hin und kurze Zeit später gibt er uns ein ‘Thumps up’; Wir dürfen die Höhle betreten. Wir realisieren dann auch, dass er vom toten Chief spricht. Wir klettern in die Höhle hinunter und sehen Knochen und Schädel liegen. John erklärt uns (er erklärt sehr ausschweifend und auch nicht ganz klar), dass hier die Überreste der Feinde und der eigenen Leute jeweils hineingeworfen wurden, nachdem man ihnen die Haut und das Fleisch abgenagt hatte. Einer der bekannteren Personen welche vorbeikamen war ein Missionar... da das weisse Fleisch sehr gut schmeckte und es sich bei ihm wirklich lohnte, hatte man ihn auch aufgefressen. Er erklärt auch, dass es ihnen sehr leid getan hätte und, dass sie heute wissen, dass man keine Personen fressen darf. Man darf das schon nicht, weil sie heute alle an Gott glauben und sehr gläubig sind. Aber das wisse man erst, seit die ‘white skinns’ hier eingezogen seien, seither habe man dies gelernt.

Nach kurzer Zeit klettern wir wieder ans Tageslicht zurück und von dort geht es steil die Felsen rauf, leichte Kletterei bis wir kurz darauf in einer Höhle sind, wo es 5 Schädel und Knochen hat. Das sei der Chief des Dorfes gewesen mit seiner Familie, welche dann eben auch gefressen worden seien von den Feinden... das ganze etwas spukig, ulkig und auch sehr makaber, aber eben ...

Am Mittag sind wir zurück im Dorf und fahren mit dem Dinghy an Land. Die Frauen des Dorfes haben ein wunderbares Mittagessen zubereitet. Ein Buffet, etwa 20m lang extra für uns. Wir geniessen das Essen und werden während dem vom Chief des Dorfes (der lebt im Moment noch.... - übrigens Kannibalen töten immer von Hinten mit einer Art Hammer auf den Schädel, damit das Opfer möglichst wenig Schmerzen hat und die Opfer wurden dann mit Gabeln verspiesen (diese kann man heute als Souvenier kaufen) über die Geschichte von Erromango aufgeklärt. 200 Erwachsene und 400 Kinder. Interessant ist, dass es im Jahre 2013 eine Versöhnung gab zwischen der Familie des Missionars (welcher ja aufgefressen wurde) und den Einwohnern. Die Bucht vor dem Dorf heisst seither nicht mehr Dillons Bay, sondern St. Williams Bay.

Nach dem Essen begeben wir uns auf die Aranui zurück und gehen nochmals Schwimmen und Schnorcheln. Dann kommen das Dinghy und der Motor wieder rauf und schon bald sind wir bereit. Wir wollen heute durch die Nacht fahren um morgen im Laufe des Vormittags in Port Villa, der Hauptstadt von Vanuatu, anzukommen.

Es gibt einen Kartoffel/Thnonsalat, eine wunderbare Sache, wäre da nicht diese 1kg Tonbüchse, welche sich nach dem Öffnen so galant über die Küchenkombination entleert. Der Ton bleibt zwar drinn, aber etwa 3 dl Fischöl entleeren sich über die Kombination, ein Teil in den Gefrierschrank rein, ein Teil ein die Bilge..... etc. Etwa 45 Minuten schweisstreibende Arbeit bringt die Küche wieder auf Vordermann...

Wir heben den Anker und segeln unter Gross und Genua gleich von der Boje weg. Leider schläft der Wind wieder mal ein und wir Essen mit romantischen Motorengeräusch.

Fabienne und ich übernehmen die erste Wache und schon bald frischt der Wind auf. Wir setzen wieder Segel und sind bald mal mit 8 Knoten unterwegs Richtung Port Villa, ich hoffe der Wind schläft nochmals etwas ein, sonst sind wir nämlich zu früh...

 

Ja, der Wind ist etwas eingeschlafen aber nicht genügend. Um Mitternacht nehmen wir die Genua rein und machen 2 Reff ins Gross. Somit reduzieren wir unser Tempo auf 5 Knoten.

Bei Dämmerung laufen wir in die Bucht von Port Vila ein und nach einigem rumhantieren mit Leinen auf verschiedenen Booten, haben wir am Pier einen Platz gefunden. Strom und Wasser für die nächsten 3 Tage, ein richtiger Luxus Smile.

 

Am 19. starten wir auf die grosse Überfahrt nach Australien, nach Mackay. Ab dann gibt’s wieder was zu berichten.

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