19.10.2012 Zurück von den Waldmenschen (Orang Utans)

TeApiti
Peter Heer / Gisela Roll
Fri 19 Oct 2012 04:15

Zurück von den Waldmenschen (Orang Utans)

Vor der Insel Besar Tingi haben wir erstmal eine leichte Fleischvergiftung. Hühnerbrust am Brustbein im Ofen gebacken, gekauft bei Carrefour. Mich erwischt es ziemlich schlimm, mein Körper entschliesst sich für oben und unten zur Erleichterung und ich bin drei Tage nur noch schlapp und k.o. Dort vor Anker haben wir seltsame Fische gesehen: sie haben einen langen „Schnabel“ und einen runden Schwanz mit dem sie rückwärts und vorwärts schwimmen. Neben unserer Ankerkette stehen etwas grössere Exemplare, es sind Squid. So noch nie gesehen.

Am Donnerstag, den 11. nehmen wir mittags um 12 Uhr den Anker hoch und machen uns auf den Weg nach Karimun Java, 140nm. Gelegentlich können wir sogar segeln. Morgens zum Frühstück sind wir da und welche Freude, Sara II, Esperanza und Fearless uam. sind auch vor Anker. Aber es ist auffallend ruhig, alle haben sie ihre Dingis oben. Wie wir später erfahren, sind viele auf Tour nach Jogjakarta zu den Tempeln. Haben wir ja schon hinter uns. Aufgrund unserer Konstitution machen wir gar nix am Freitag.

Am Samstag will ich Wäsche waschen, der Generator macht Mucken. Peter muss mal wieder Mechaniker sein. Bei einem Wetter, wo einem schon ohne jede Bewegung die Suppe herunter läuft.

Am Abend ist Gala Dinner von Sail Indonesia. Das Übliche: lange Reden, viele Fotos und eine Geschenktüte mit Schal (ikat) und einem Talmi-Armband, aber nett anzusehendes Fischbüffet. Wenn auch alles kalt. In pechschwarzer Nacht (wir sind in einer anderen Zeitzone, es wird schon um 6 Uhr stockdunkel) tasten wir uns mit unserm Dingi nach Hause. Kleine indonesische Bötchen haben mal gerade kleine flashlights und düsen durch die Ankerlieger.

Am Sonntag brechen wir um 8 Uhr auf, haben bis 20 kn Wind und segeln wunderbar mit 8-9 kn. Endlich mal wieder. Nachts sind tugs unterwegs mit riesigen barges und sie haben keine bei uns geläufige Lichterführung und auch kein AIS. Dazu hat’s dann hinter uns noch Wetterleuchten, später auch vor uns. Am Montagmorgen arbeiten wir uns langsam den Kumai River hoch, das sind von der Mündung ungefähr 2 Stunden. Es ist alles sehr flach, so um 5 m. Vor einer Landzunge liegen einige Boote und wir sprechen mit Mabuhay, CH, Paul und Marie-Therèse. Sie sind mal für uns getaucht, als unser Anker sich verhakt hatte. Nett von ihnen zu hören. Wir ankern mittags gegenüber Kumai-Stadt inmitten von Frachtern und barges, die dort auch vor Anker liegen. 

Das Wasser ist unendlich dreckig und es fängt auch noch an zu regnen, was hier giessen heisst. Die Regenzeit hat begonnen. Es hat 70-73 % Luftfeuchtigkeit.

              

Wir schwimmen im ÖL                 Schwalbennester- Zucht      

Dienstag Unsere Tour beginnt. Ein Mann wird an Bord von TeApiti – aussen – schlafen und aufpassen. Wir steigen auf ein Ausflugsboot und sind die einzigen Gäste. Für uns sind vier (!) Leute tätig: der Kapitän und sein mate, die Köchin und unser guide Andreas. Diese Boote sehen alle mehr oder wenig gleich aus: die Gäste schlafen auf Matratzen auf dem Oberdeck. Die Crew unten, wo es auch noch eine Küche gibt. Hinten hat es einen Verschlag, das ist die Toilette mit Dusche. Für eine Dusche muss der Generator angeworfen werden, wir entschliessen uns es auf die indonesische Art zu machen. Es gibt eine grosse Schöpfkelle und du überschüttest dich mit Wasser. Ist viel erfrischender. Es geht vier Stunden den Sekonyer River hinauf. In Kumai selber hören wir ziemlich lautes Vogelgezwitscher und wundern uns schon sehr. Am Uferrand stehen diverse grosse Gebäude, sehen aus wie Speicher- dort fliegen die Vögel nachts rein und morgens raus und bauen da drinnen ihre Nester. Es sind Schwalben und Schwalbennester sind eine chinesische Delikatesse (! ) Man glaubt es kaum. Das Kilo kostet 1400 sfr. Schwalben in riesigen Silos!

   

 

 

 

 

Unsere Dusche hatte wenigstens ein Dach

 

                    

Rammen mit der Hand                                                               Krokos gibt es hier auch

 

Der Sekonyer River ist palmenbewachsen und wird immer enger. Hinter den Palmen kommt Regenwald mit sehr hohen Bäumen. Andreas macht uns auf vieles aufmerksam. Unterwegs haben wir lunch und kurz nach 13 Uhr sind wir am Endpunkt unserer Flussreise angekommen. Es ist der Landesteg für eine Rangerstation. Um 14 Uhr ist Fütterung. Es gibt Bananen und süsse Milch. Die Orangs werden hier gefüttert ( nur subsidiär) ,da sie teilweise ausgewildert sind, sind sie aber Menschen gewohnt und kennen teilweise die guides. Wir erfahren wirklich ganz viel Interessantes, nachzulesen im internet…

Abends legen wir uns einfach in die waterlillies zum Schlafen. Beim Absuchen des Ufers entdeckt der Kapitän eine Phyton und trotz Regen verholen wir auf einen anderen Platz. Offensichtlich sind schon mal Schlangen in die Küche gekommen. Trägt nicht gerade zu meiner Beruhigung bei. Nach dem Dinner – nur Kerzenlicht- ist Schlafenszeit: die Seitenteile werden halb heruntergelassen, Matratzen auf dem Boden ausgebreitet und ein Mückenzelt darüber aufgebaut. In der Nacht giesst es heftig und es tropft auf mein Bein. Abenteuerurlaub.

  

Flusslandschaft                                                     Lunch

 

So geht das dann drei Tage lang. Wir sehen auch einen Gibbon, der „klaut“ immer schnell Bananen und verschwindet auf einen Baum. Wir sehen Langnasen-Affen und Longtail-Affen und und und Das ganze Gebiet ist Nationalpark, aber trotzdem sind die Orangs gefährdet wegen illegaler Abholzung und illegalem mining und Genehmigungen für Palmoil-Plantagen. Die Siedler in dem Naturschutzpark wurden 1975 von der rechten auf die linke Seite des Rivers umgesiedelt. Unser Guide führt uns durchs Dorf. Für uns nur deprimierend. Die Häuser wurden von der Regierung gestellt, verwahrlosen langsam, der Weg aus Sechskant-Betonsteinen bröckelt und neben den Häusern steht das Wasser dieser Sumpflandschaft. Der Bach rechts ist dreckig, wird zum Schwimmen und waschen benutzt, Regenwasser dient zum Kochen und Trinken. Trostlos das ganze. Viele Bewohner arbeiten auf den Plantagen. Die Früchte der Ölpalme werden geerntet und gepresst und weiterverarbeitet in Lebensmitteln und in der Industrie, besonders Kosmetik. Die Palmen brauchen aber ziemlich viel Wasser und haben nach Erntejahren lange Ruhepausen, für diese Zeit werden dann neue Plantagen angelegt.

 

 

 

 

 

 

  

 

Wir canceln die letzte Fütterung und gehen etwas früher zurück, so können wir noch bei Tageslicht aus dem Dreck von Kumai Stadt entkommen. Nach zwei Stunden ankern wir ausserhalb des Fahrwassers vor einer Halbinsel.

Freitag Um 5 Uhr ist es bereits hell. Wir brechen auf nach Manggar 218 nm. Nix mit segeln. Gelegentliche Schauer. Peter verschlingt noch die 1000 Seiten Follett… on the route again…