56:50.57N 005:07.180W Back to Normal im "Great Glen": Kanalende in Corpach

SY HIGH YIELD
Dr. Hanns Ostmeier
Thu 21 Jul 2016 13:51
Der in den Medien so gefeierten Hitzewelle machte heftige Gewitter in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch rasch das erwartete Ende: Blitz, Donner und Regen, als ob ein Fuder Golfbälle über High Yield ausgeschüttet worden wären. Am Morgen stellte sich das im Abendsonnenschein so lieblich darliegende Hochland wieder in seiner natürlichen Weise. Wolkenverhangen und nass. 

Der Lockkeeper jedenfalls scheint irgendwie mehr mit diesem Wetter im Reinen als mit der mediterranen Warmluft vom Vortag. Pünktlich um 8:15 Uhr mit einem Mug Kaffee in der knorrigen Hand öffnet er für uns die Schleuse. Die Fahrt durch den "Loch Oich" führt uns in eine gänzlich andere Landschaft. Hier ist das Ufer nahe, und die Weite des Loch Ness eher einem flussgleichen Eindruck gewichen. "Wie am Amazonas" kam es einigen Crewmitgliedern in den Sinn. Regenwaldgleich war auch der Regen, der sich nun ohne Unterlass mit schweren dicken Tropfen auf Boot und Besatzung ergoss. Die Verbindung zwischen "Loch Oich" und dem folgenden, wieder etwas weitläufigeren "Loch Lochy" bildet ein Kanalabschnitt der auch "Laggan Avenue" genannt wird. Hier ist der Kanal sehr schmal, was dem extrem widerspenstigen Granit geschuldet ist, in den er hereingesprengt und -gehämmert wurde. Kein Kanalbschnitt hat der Geschichte nach mehr Opfer beim Bau gefordert als dieser nur ein paar Meilen lange Durchbruch.

"Loch Lochy" ist soetwas wie der kleine Bruder von "Loch Ness", und endet in einer Doppelschleuse, in der unser Schiffchen über eine beeindruckende Höhe nun wieder herabgeschleust wir. Wir haben uns schon Sorgen gemacht, dass unsere erste Saling an der Schleusenmauer antickt. Den letzten bedeutenden Akt des Schleusenspektakels konnten wir dann so gegen 14:00 Uhr im Örtchen Banavie in Angriff nehmen. Hier befindet sich die Größte, 8 aufeinander folgende Kammern umfasende Schleuse des Kanals. Es dauert fast 2 Stunden bis High Yield diese auch "Neptuns Treppenhaus" genannte Anlage überwunden hat. Gott sei Dank hat der Dauerregen irgendwo auf dem "Loch Lochy" aufgehört, so daß wir dieses aussergewöhnlich Schauspiel alle trocken an Deck geniessen konnten.

Das Örtchen Corpach schliesslich ist endgültiger Endpunk der Kanalfahrt, befindet sich hier doch die Seeschleuse. Die Nacht verbringt High Yield noch diesseits der Schleuse im "Corpach Basin". Ihre Crew fährt mit dem lokalen Bus (Doppeldecker, erste Reihe oben) in das benachbarte Fort Williams. Nach drei/vier vergeblichen Versuchen einen Tisch zum Abendessen zu ergattern finden wir schliesslich eine nette Gaststätte mit leckerem und mehr als ausreichend dimensioniertem "Scottish Beef Burger". Am Abend verschmähen wir sogar die Verlockungen des netten Pubs neben dem Hafen auf ein letztes frisches Ale und fallen alle ziemlich erschöpft sofort in unsere Kojen. Morgen geht es wieder auf See.

Beste Grüße vom Great Glen






Dr. Hanns Ostmeier
Owner Swan45 "HIGH YIELD" GER5335
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