54:59.7N 002:06.8E Mambo Jambo auf der Dogger Bank

SY HIGH YIELD
Dr. Hanns Ostmeier
Mon 18 Jul 2016 10:17
Nachdem unser geschundenes Vorsegel dankenswerter Weise in Cuxhaven prompt repariert worden ist, sind wir bei wenig Wind unter Motor mit ablaufendem Wasser am Dienstag gegen 20:30 Uhr ausgelaufen. Nach durchmotorter Nacht hatte der Wettergott (am Vorabend war Rasmus natürlich mit gutem Sherry pflichtbewußt geopfert worden) morgens sogegen 06:00 Uhr ein einsehen und schickte uns 4 Bft. WNW. Zunächst konnten wir Kurs 300 Grad noch halten. Gegen Abend am Mittwoch wehte der Wind mit 6 Bft. allerdings genau auf unserer Kurslinie.Unser ursprünglicher Plan etwas nördlich unseres Zielkurses zu fahren wurde durch das Erreichen des Dänischen Ölfeldgebietes Regnar, Dan, Halfdan, Kraka etc. und einen weiteren Rechtsdreher des Windes leider vereitelt. Also dann auf Bb Bug erstmal westwärts. Bei 6 Bft. und entsprechender Welle konnten wir aber nicht einmal West anliegen, sondern "verschenkten" auf SW Kurs ordentlich Höhe zu unserem immer noch 320 nm NW-lich liegendem Ziel Inverness. Mit aufgehender Sonne am Donnerstag dann noch einmal ein Versuch Nordkurs zu segeln. Das bedeutete allerdings hoch am Wind (HIGH YIELD läuft auch unter diesen Bedingungen recht gut TWA 40 Grad) gegen eine mittlerweile durchschnittlich ca. 3-4 hohe und nordseemäßig steile Welle. Ab und zu ist dann auch mal ein Set mit 1-2 Meter höheren Brechern dabei. Als Ergebnis fällt High Yield dann hin und wieder mal von solch einem Kaventsmann mit dem Vorschiff 3-4 Meter ins Leere. In der Folge eines solchen "Fluges" hat sich dann die Verankerung unserer Batteribank nebst Salontisch (ca. 100 Kilo Gewicht)  aus der Verschraubung gerissen. Diese bauseitig vorschriftsmässig mit auf jeder Seite 8 Schrauben gesicherte Konstruktion war wie wir jetzt feststellen konnten auf der Knierim Werft nur mit je 2 Schrauben auf beiden Seiten, offensichtlich nur provisorisch, gesichert worden. Klar, das diese bei solchen "Abstürzen" irgendwann einmal abgeschert sind (in den Vorjahren hat die Konstruktion deutlich schlimmere "Rumse" schadlos überstanden). Mit dem provisorisch gesicherten Batterierahmen war allerdings an ein weiteres Gegenan nach Nord nicht mehr zu denken. Das heisst dann endgültig "Good Bye Inverness, Hello Englische Ostküste". Newcastle upon Tyne scheint ein erreichbarer Hafen mit ausreichend Tiefe im Yachthafen für unser Schiff.

Nach der Wende auf den Bb Bug ging es dann also weiter nach SW, wo zwischen uns und Newcastle noch die legendäre Dogger Bank zu "bezwingen" war. Auf dieser reduziert sich die Tiefe der ohnehin schon flachen Nordsee von ca 50 m auf ca 15 m im südlichen Teil.  In der Seekarte wird der Nautiker in diesem Gebiet freundlicher Weise über das Auftreten von brechenden Grundseen aufgeklärt. Ein ozeanisches Phänomen, dem man als Seegler (und auch als Fischkutter) unbedingt aus dem Wege gehen sollte. Gott sei dank hatten wir uns durch unseren folgenschweren Schlag nach Norden genug Höhe geholt, um die Dogger Bank an ihrem etwa nur 20 m flachen nördlichen Teil zu überqueren. Immerhin werden Seegebiete in diesem Bereich auch noch mit vielsagenden Namen wie "North West Rough" bezeichnet. Die in diesem Gebiet bei unseren Bedingungen durchschnittlich ca. 3-4 m hohe Welle kommt auf dem Kurs W allerdings in einem Winkel von ca 50 Grad von Stb, so dass sie sich sehr gut aussteuern lässt.

Schliesslich wurde die Nordsee auch wieder 50m tief, und sie See beruhigte sich. Gegen Morgen am Freitag haben wir dann Newcastle upon Tyne erreicht, und in der sehr schönen "Royal Quai Marina" festgemacht. Time und Lena werden hier gegen Abend mit dem Mietwagen von Edinburgh eintreffen und zusteigen. Am Samstag geht es dann Richtung Norden nach Inverness weiter.

Frische Grüße

Niels, Fynn, Rüdiger und Hanns