Vanuatu - Tanna - Port Resolution

Blog von Outer Rim
Thomas
Thu 7 Sep 2017 07:59
19:31.547S 169:29:756E
 
Montag erledigten wir noch die letzten Vorbereitungen für das Ablegen aus Fiji. In Lautoka wurden die Vorräte aufgestockt, einige Besorgungen gemacht und natürlich ausklariert. Zum Abschluss gab es noch ein leckeres Mittagessen beim Inder. Dann sagten wir unseren Freunde von Lil’Explorer und Fiji “Good Bye!”. Kurz nach Mittag ging es los. Eigentlich war Südwind vorhergesagt, aber dieser wurde durch die Insel Viti Levu so abgelenkt, dass daraus ein Nordwind wurde. Auch gut, wir wollen ja nach Westen. Aber die ersten 2-3 Meilen mussten die Segel erst mal eingerollt bleiben, da unter Deck noch nicht aufklariert war. Die Einkäufe und die restlichen Sachen mussten noch seefest verstaut werden. Normalerweise machen wir das bevor der Anker hochgeholt wird. Aber am Montag hatten wir es eilig. Es lagen 25 Meilen bis zum Außenriff vor uns, und diese Strecke durch Untiefen und Korallenriffe wollten wir vor Sonnenuntergang hinter uns bringen. Nachdem das Boot aufgeräumt war, ging Genua und Groß hoch und wir konnten recht schön mit halbem Wind und später am Wind nach Westen segeln. Wie erwartet fiel dann der Wind plötzlich zusammen und kam dann frisch aus Süd. Weiter am Wind durch die Untiefen. Wir hatten diese ja vorher schon auf den Satellitenbildern identifiziert und uns genaue Wegpunkte im Plotter vermerkt. An diesen hangeln wir uns durch das Minenfeld. An einer Stelle fällt die Tiefe auf gut 10 Meter. Das ist eigentlich weniger als gewünscht, aber kein Problem. Dann frischt der Wind weiter auf – Windstärke 5. Da muss bei Am-Wind-Kursen die Genua gerefft werden. Wir fieren die Schot, starten das Einrollen des Segels ... und plötzlich dreht sich die Rollanlage nicht mehr. Was ist los? Die Schot schlägt und wir müssen sie erst mal wieder dicht hohlen. Thomas geht auf Fehlersuche unter Deck während wir mit eigentlich zu viel Segel durch die Riffe düsen. Die Rollanlage wird durch eine Hydraulik bedient, und die ist in der Vorschiffkabine unter der Matratze. Thomas gräbt sich durch, prüft oberflächlich die Leitungen und Sicherungen. Auf den ersten Blick ein Problem feststellbar, es geht aber trotzdem nichts. Die Genua-Rollanlage dreht sich noch ein klein wenig, dann gar nicht mehr. Das Groß scheint nicht betroffen. Also entscheiden wir uns, nicht umzudrehen. Noch könnten wir in die Marina zurück fahren. Aber umdrehen? Nicht unser Ding. Also weiter. Wir rollen die Genua manuell ein. Das geht auch, ist aber sehr mühsam und langsam. Dazu muss jemand mit der Winschkurbel auf das Vordeck und dort eine extrem untersetzte Mechanik bedienen. So gehen wir ins 2. Reff in der Genua. Das Groß reffen wir gleich mit – hydraulisch. Der Wind frischt auf 6 bis 7 auf. Das heißt noch mehr reffen, aber jetzt geht auch das Groß-Furling nicht mehr. Totalausfall der Hydraulik. Wir sind aber schon so kurz vor dem Außenriff, dass wenig Platz für das zeitaufwändige manuelle Reffen bleibt. Also müssen wir durch den Pass im Riff mit deutlich zu viel Segel fahren. Outer Rim ist extrem Luv-gierig und das gefällt dem Autopiloten gar nicht. Immer wieder läuft das Schiff aus dem Ruder und driftet nach Luv ab. Thomas übernimmt das Ruder und stemmt sich ins Steuerrad, um gegen die Kräfte des übertakelten Schiffs anzukommen. Mit 9,5 Knoten düsen wir durch die Passage. Inzwischen hat auch die Welle deutlich zugenommen und schießt über das Deck. Auch wenn die Riffdurchfahrt mit einer Meile sehr breit und mit 60 Meter tief ist uns doch unwohl bei der Aktion. Auf dem nördlichen Riff liegt ein verunglücktes Frachtschiff und rostet als Mahnmal vor sich hin. Kaum sind wir durch die Engstelle fällt die Anspannung ab. Wir können Kurs ändern und auf einen raumen Kurs gehen. Das nimmt Druck aus den Segeln und erlaubt uns erst mal durchzuschnaufen. Wir überlegen was wir nun tun sollen und entscheiden, dass wir trotz der ausgefallenen Hydraulik nach Vanuatu segeln. Dazu muss jetzt zuerst das Großsegel eingerollt werden. Eigentlich muss die Genua komplett eingerollt werden bevor das Groß eingerollt werden kann. In den Wind gehen mit Genua ist nicht möglich. Aber das erscheint uns jetzt als zu Kräfte raubend. Also bleiben wir auf Vorwind und lassen das Groß genau mittig zum Wind. Dadurch ist immer wieder der Druck im Segel weg und wir können über die Kurbel ein Stückchen einrollen. Nach gefühlt einer Ewigkeit ist das Segel drin. Wir gehen auf Kurs nach Vanuatu und segeln die verbleibenden 460 Meilen unter Genua. Die Welle ist am ersten Tag recht unangenehm. Mit 2-2,5 Metern nicht wirklich hoch, aber die Frequenz ist so hoch, dass uns schummrig wird. Auch bleibt der Wind in der Nacht mit Stärke 6 bis 7 recht stark. Eigentlich würden wir jetzt die Genua ins 3. oder 4. Reff nehmen, aber wir lassen sie heute so und düsen mit 8-9 Knoten durch die Nacht. Zu allem Übel werden die Kinder auch noch krank. Schon beim Ablegen hatte Franka einen Ausschlag und war recht müde. Am zweiten Tag fällt Arvid aus und liegt den ganzen Tag nur apathisch im Bett oder auf dem Sofa. Am dritten Tag trifft es Vsevolod. Wir wissen nicht genau, was es ist – vermuten aber, dass es mit den Aktivitäten der Kinder im Pool oder mit Freunden zusammenhängt. Jedenfalls wird das Leben an Bord dadurch nicht einfacher. Auch die zweite Nacht wird wieder windreich. Ab und zu steigt die Geschwindigkeit über 10 Knoten. Am dritten Tag schwächt sich der Wind ab und auch die Welle wird deutlich weniger. Schon während der Fahrt mailt Thomas mit dem Zoll in Vanuatu, um unsere Ankunft anzukündigen. Eigentlich muss man zur Westküste von Tanna und in der Stadt Lenakel einklarieren. Wegen der Schwierigkeiten mit den Segeln und der Krankheit der Kinder steuern wir statt dessen Port Resolution an der Ostküste an. Dorthin ist die Fahrt kürzer, wir können die Bucht noch bei Tageslicht erreichen, allerdings muss eine Zusatzgebühr für das Einklarieren gezahlt werden. Das ist es uns aber dieses Mal wert. Am letzten Tag ist der Wind etwas zu schwach, um uns wirklich bis zum Eindruck der Dunkelheit nach Port Resolution zu bringen. Also schalten wir für 20 Meilen den Motor an. So erreichen wir um 17:30 Uhr die Einfahrt zur Bucht, die nicht kartografiert ist. Die Genua einzurollen dauert ganze 15 Minuten, und der Skipper ist danach richtig geschafft. Mit Sonar tasten wir uns in die Bucht und ankern auf 5 Metern. Morgen früh kommt der Zoll zum Einklarieren.