10. März 2019 - Der Motor und der Strom, dein Freund u nd Helfer

Niki.schmidt.warc
Mon 11 Mar 2019 04:45
01:50.100S 039:52.900W
Morgens um 0330 nimmt der Wind stark zu, ein Squall - eine Gewitterböe. Es beginnt wieder einmal zu schütten. Der Wind nimmt bis auf 25 Knoten zu und bleibt dann schön konstant. Ich justiere die Segel, mache ein zweites Reff ins Gross und rolle die Fock statt der Genua aus. Kaum ist das alles vollbracht, ist der Wind wie weggeblasen. Um 0400 sind wir bei 3 Knoten angelangt. Zeit für das Y-Segel (Yanmar heisst unser Motor). Ich nehme das Gross herunter und rolle die Fock ein, welche nur noch runterhängt und hin-und herschlägt. Dann fahren wir mit 5.8 Knoten in die Nacht hinein. Bem Motoren müssen wir auf die PretTaixte Rücksicht nehmen, das ist ihr maximaler speed. Auch sonst, segeln wir nicht so schnell wir könnten, denn dann würden wir PretAixte verlieren. Wir haben oft die Genua eingerollt oder nur halb ausgerollt.
Ich gehe schlafen und Andreas übernimmt. Am Morgen weckt mich der Duft von Zwiebeln, es gibt Rösti und Rührei aus irgendeiner Knollenwurzel, von welcher wir nicht mal wissen wie sie heisst. Sie ist etwa 800 gr. schwer und wächst in der Erde. Beim Rührei muss ich dem Koch leider etwas 'dreinschwatzen', da unsere Eier bereits 3 Wochen alt sind, muss das Rührei gut durch sein und es muss nochmals auf den Herd. Ein wunderbares Frühstück am Sonntagmorgen aus Wallisser Küche.
Wir motoren mit 5.8 Knoten und der Strom schiebt nochmals mit 1.8 Knoten. Der Strom ist wirklich entlang der ganzen Küste hier erfreulich. Es scheint so, als ob er uns die ganzen 2000 Meilen unterstützen wird. Einzig vor dem Amazonasbecken müssen wir gut aufpassen, da gibt es einen Strom der uns mit 4 Knoten schiebt, aber wenn wir am Ende dieses Stroms am falschen Orts sind, sind wir innerhalb von 1-2 Meilen in einem Gegenstrom von 4 Knoten, welcher uns dann in den Amazonas reinschiebt. Ich tendiere deshalb eher auf die vorsichtige Seite und demzufolge die nördliche etwas weniger starke Seite. Von dort können wir dann um den Gegestrom herumfahren. Dazu müssen wir allerdings ca. 260 Meilen vom Amazonasbecken resp. der Küste weg sein.
Der Tag wird heiss. Andreas verringt fast den ganzen Tag in der Küche (freiwillig). Das Resultat sind erstmal ein wunderbarer Salat am Mittag, dann frisches Brot (nicht ganz aufgegangen, liegt wohl in der Familie und sieht eher etwas wie Sauerteiggbrot aus) und am Schluss noch einen Kuchen, den wir dann heute Nacht versuchen werden. Wir motoren den ganzen Tag, der Wind bleibt in weiter Ferne. Am Nachmittag kommt ein riesen Ungetüm von einem Gas/Petrol Frachter auf uns zu. Dieses Ding ist sicher 200m lang und 60 m breit. Es hat kein AIS, was absolut verboten ist für ein solches Boot. Wir rufen das Ungetüm auf Kanal 16 an, aber erhalten keine Antwort. Hinter uns versucht es die Lydia nochmals, Donald mit seiner britischen tiefen Admiralsstimme hat mehr Erfolg - wenn er am Funk spricht, tönt es wie der General der Armee oder der Polizeichef persönlich - er bekommt eine schnodrige Antwort auf Englisch/Chinesisch und nach etwa 20 Minuten sehen wir tatsächlich eine Kennung auf unserem Bildschirm. Kein Danke, keine Entschuldigung, nichts.... Ich hoffe das war der einzige auf unserem Kurs.
Am Horizont sehen wir, wie sich langsam die Wolken zusammenbrauen. Ich denke es gibt Gewitter auf die Nacht. Es wird immer dunkler und wir beschliessen zu essen, solange es noch trocken ist. Wir sehen den Squall auf dem Radar näherkommen, ziemlich gross, und setzten die Genua um vom Wind zu profitieren und harren der Dinge die da kommen werden. Inzwischen ist es dunkel geworden und der Wind hat angefangen aufzufrischen, aber es bleibt bei mageren 11 Knoten. Die bringen uns nicht viel weiter, vor allem weil sie von vorne kommen....
Und so bleibt es dann auch die ganze Nacht hindurch. Motoren und von Zeit zu Zeit in der Kabine unten warten, bis der Regen wieder vorbei ist. Der Wind kommt jetzt gerade von hinten mit 9 Knoten, was bei unserer Fahrt von 7 Knoten über Grund auch nicht hilft.
Der Motor läuft seit 24h und es ist noch kein wirkliches Ende in Sicht.