1. Februar 2019 - mal so richtig durchgeschüttelt - mehr mals!

Niki.schmidt.warc
Sat 2 Feb 2019 02:20
13:53.500S 022:18.800W
Ich erwache um sechs nach nur 2 Stunden schlafen, das ganze Boot zittert und vibriert. Die Schläge sind unglaublich, welche diese kurzen Wellen uns hier aufzwingen. Ich stehe auf und steige ins Cockpit.
Der Wind weht mit ca 14 Knoten und trotzdem schlägt alles hin und her. Wir beschliessen zu halsen und den Code 0 lassen wir dann gleich eingerollt. Das wir uns etwas Speed kosten, aber dafür hat das Grosssegel keinen unerwünschten Druck mehr vom Code 0, welcher das Gross jeweils zum Schlagen bringt. Wir sind auf dem optimalen Kurs nach Salvador, 292 Grad, VGM (Velocity made good) = SOG (Speed over Ground) und wir fahren zwischen 6.5 und 7 Knoten. Und das Beste von allem, die Segel haben augehört zu schlagen. Der Kompromiss: 0,5 Knoten langsamer. Eine Minute später bin ich wieder in meiner Koje am Schlafen, Mike räumt den Schotensalat auf (2x Code 0, 2x Gennackerbaum Niederholer, 2x Genuaschot, 2x Grossschot und 2x Fockschot, 1x Furler Genua, 1x Furler Code 0, 2 xal Traveler - alle gebraucht für dieses kleine... Manöver).
Zum Frühstück nehme ich um 10 mein Müesli aus dem Kühlschrank, welches Karen vor einer Stunde gemacht hat. Sie hat immer die Wache ab acht und macht dann Frühstück. Das Müesli ist generel wunderbar, aber heute muss ich tatsächlich eine grosse Erdbeere entsorgen. Gefrohrene Erdbeeren sind wie...???
Kaffee (übrigens wird die neue Verstrebung für die Kaffeemaschine wirklich perfekt gebraucht und funktioniert) und Wasser und dann bin ich bei herrlichem Wind am zmörgele im Cockpit. Mike und Karen sind am Photos anschauen auf dem PC.
Wir sind nach wie vor mit direktem Kurs auf Salvador unterwegs. Das VMG liegt bei 7-8 Knoten was für uns sehr hoch ist.
Meine Suche nach meinen Verwandten in Salvador ist hingegen noch nicht erfolgreich gewesen. Alle, die ich angeschrieben habe für Kontaktdaten, haben entweder keine, oder die alten, welche ich auch noch habe.
Unser Generator läuft seit Cape Town tatsächlich wieder, warum wissen die Götter. Vielleicht war der Serviceman in CT so gut, oder, was ich immer mehr vermute ist, dass er der erste war, der den Filter unter dem Generator wirklich gewechselt hat. Es gibt dort einen Dieselfilter, welchen ich beim Service immer in Auftrag gebe zum Wechseln. Man erreicht ihn fast nicht und er ist schwierig loszuschrauben. Auf der Rechung war er jedesmal. So lange wie jetzt ist der Generator kummuliert seit Galappagos nie mehr gelaufen: 12 h! Ich kontrolliere den Ölstand und Kühlwasserstand im Generator und im Motor. Ebenfalls reinige ich noch die Filter fürs Wasser.
Der Wind bleibt konstant den ganzen Tag über. Nach dem Nachtessen halsen wir mit der Absicht nochmals ein ganzes Breitengrad nach Norden zu kommen, das sind 60 Meilen. Die letzten Grib Files haben dort eindeutig mehr Wind angezeigt für die nächsten Tage.
Dieser Schlag ist aber eher mühsam. Die Wellen kommen in einem Winkel, der die Aranui sehr unruhig werden lässt. Man muss sich beim Autopiloten steuern sehr konzentrieren, dass der Wind immer im gleichen Winkel von hinten kommt. Eigentlich könnte man dem Autopiloten einen relativen Windwinkel eingeben, dann würde er sich selber steuern. Leider ist es aber so, dass mit achterlichen Winden die 'Responstime' (Antwortezeit) des Autopiloten zu langsam ist, um das Boot sauber auszusteuern. Deshalb haben wir den Autopiloten auf Kurs gesetzt, d.h. wir geben einen Kompasskurs vor, den er dann steuert. D.h. aber auch, dass wir bei jeder Winddrehung nachkorrigieren müssen, damit wir keinen Weg vergeben. Im Moment ist das ziemlich mühsam, da der Wind von 105 bis 126 Grad dreht, immer wieder hin und her. Spätestens merkt man, dass etwas nicht mehr stimmt, wenn die Segel das Boot wieder einmal so richtig durchschütteln. Ich habe eine Hand am Kindle zum Lesen und die andere an den zwei Knöpfen, mit denen man den Kurs justieren kann. Rundherum ist es stockdunkel. Der Mond geht erst in etwa einer Stunde auf, ist aber zurzeit nur noch eine kleine Sichel.
Vorhin hat es kurz angefangen zu regnen, aber nach ein paar Tropfen, war der Regen wieder weg. Es scheint aber um uns herum noch ein paar Regenzellen zu haben.
Es ist morgens um zwei und ich bin am Gähnen, Kaffee ist angesagt!