21. Januar 2019 - Segeln über den Nullmeridian

Niki.schmidt.warc
Mon 21 Jan 2019 23:11
18:08.770S 001:50.700W
Alle 3 Stunden muss das Bodenbrett weg (für welches wir übrigens den Saugnapf verloren haben, eigentlich unmöglich aber eben doch passiert), damit wir neues Papier auf und neben den Tank legen können, 4-5 Kitchentape Rollen pro Tag. Die alten, vollgesogen mit Diesel kommen in einen Sack und das neue Papier darf sich dann wieder vollsaugen die nächsten 3 Stunden. So langsam habe ich mich an den Dieselgeschmack gewöhnt, leider stinken auch meine Hände dementsprechend danach. Ich habe das Gefühl, dass der Haarriss grösser wird. Ich bin nicht sicher ob man dem Haarriss sagt, die Schweissnaht hat sich einfach von der Platte gelöst, also eine def. schlechte Schweissnaht.
Der Wind ist heute den ganzen Tag über geblieben, wir konnten demzufolge keinen Diesel verbrauchen. Vermutlich müssen wir morgen den Schlauch von der Dieselpumpe abhängen und mit der Pumpe vom Tank 1 durch das Luk in den Tank 2 umpumben. Dort haben nämlich noch etwa 60 L platz, welche wir ganz zu Beginn ab Walvis Bay verbraucht haben.
Dieselgeschmack lässt sich offenbar mit Kaffeepads neutralisieren. Von denen haben wir aber sowieso zu wenige, deshalb machen wir es direkt mit gemahlenem Kaffee. Den werden wir hoffentlich in St. Helena kaufen können. Die Frage ist, was man in St. Helena wirklich einkaufen kann? Seit der Flughafen offen ist, landen dort keine Versorgungsboote mehr, aber die Flieger können manchmal nur jede dritte Woche landen wegen Nebel oder anderen Natureinflüssen.
Um 0943 ist es dann soweit, wir queren den 0 Meridian zum zweiten Mal. Unsere Position ist 18:25.846Süd // 000:00.000 West. Das letzte Mal war es im Sommer 2017, als wir südlich von England Richtung Spanien gesegelt sind. Damals mit Champagner, heute mit Berocca-Brausetabletten... Wir trinken nicht mehr auf Überfahrten (da könnte man doch fast sagen, man wird aufs Alter doch vernünftiger und weiser oder?).
Der Wind ist den ganzen Tag über relativ konstant geblieben mit ca 12-15 Knoten. Leider etwas zu wenig, vor allem, da er ja gerade von hinten kommt. Wir müssen den direkten Kurs etwas verlassen und segeln etwa 15 Grad zu weit südlich, damit wir genügend Fahrt im Schiff haben vor allem um das Schlagen der Segel zu verhindern.
Heute morgen musste ich 3 Bücher auflesen, welche über Nacht das Büchergestell verlassen wollten. Das ist eigentlich sehr selten vorgekommen bis jetzt, aber es schaukelt extrem wegen der Dünung. Diese Dünung kommt von einem Tief welches etwa 2000 Meilen weiter südlich seine Kreise zieht.
Das Türchen zur Kaffeemaschine scheint zu klemmen. Auch das ein Resultat des Wellengangs. Das ewige hin und her versucht auch die Kaffeemaschine auf ihrem Auszug mitzumachen, was das Schloss nicht sehr schätzt. Die Kaffeemaschine bekommt jetzt einen 'Sturmquerbalken' um sich zu verbarikadieren. Der nützt aber nur, wenn man ihn jeweils auch einlegt nach dem Zurückschieben...
Zum Nachtessen mache ich Tomatenrisotto mit Rotwein und Smokeys, das sind geräucherte kleine Salamis, welche wir in Walvis Bay gekauft haben. Es scheint zu schmecken!
Wir geniessen den Ausblick auf die Wellen, die weissen Schaumkrönchen und die fliegenden Fische, welche sich wieder schwarmweise eingefunden haben. Sie sind grösser als die im Pazifik. Für eine kurze Zeit besuchen uns Delphine oder kleine Wale. Da sie sich nicht wirklich nähern, bleibt es bei der ungenauen Bezeichnung...
Der Wind bleibt bis in die Nacht hinein, allerdings nur mit knappen 13 Knoten.