16. September 2018 – Ein wunders chöner Start, Wind, Waschküche u nd pudelnass

Niki.schmidt.warc
Sun 16 Sep 2018 17:51

 09:10.600S 115:55.900E

Nach ein paar eindrücklichen Tagen in Lombok, verlassen wir die schöne neue Marina von Gilis Gede und begeben uns zur Startlinie hinaus.

Ich war zwei Tage auf der Insel Lombok und es war erschütternd, aber zugleich auch erstaunlich zu sehen, was diese Erdbeben der Insel ausgelöst haben. Je mehr man Richtung Norden fährt, desto grösser ist der Zerstörungsgrad. Ganze Dörfer liegen in Schutt und kein Ziegel steht mehr auf dem anderen. Ein Grund sind sicher die verschiedenen Erdbeben, aber ein anderer ist auch die Bauart dieser Häuser. Da werden schmale Ziegelsteine aufeinandergeschichtet und mit etwas Zement verbunden, der 10:1 mit Sand gestreckt wurde. Ich denke schon im Normalzustand fällt so eine Mauer zusammen, wenn man richtig dranstösst. Erstaunlich ist, mit was für einer relativen Gelassenheit die Bevölkerung diese Situation auf sich nimmt. Jeder hat in seinem Vorgarten oder teilweise auch auf den Tempelarealen eine Plastikhütte aufgebaut und darin wird geschlafen. Am Tag ist man dann zurück im Haus, falls es noch halb steht. Die Leute haben Angst vor den nächtlichen Beben, wo kein Licht vorhanden ist und dann Panik ausbrechen könnte. Man wartet....

Ich bin hier weit und breit der einzige Tourist. Der Tourismus ist komplett eingebrochen, mein Guide sagt mir, dass sein letzter Kunde vor 2 Wochen da war und er keine weiteren Buchungen hat für die nächsten Wochen. Auch Celine erzählt von ihrer Gastfamilie, dass die Touristen völlig ausgeblieben sind. Für die Bevölkerung eine Katastrophe. Man merkt, wie man bei den meisten Leuten willkommen ist. In einem der alten Hindutempel parkieren wir etwas ausserhalb und laufen dann zwischen hunderten von Plastikzelten durch - auf dem Tempelareal - bis wir dann irgendwo auf den Hindutempel treffen. Es mutet komisch an...

In Gili Gede dann aber die andere Seite, die nichts mit den Erdbeben zu tun hat, sondern mit den zwei Welten, die hier aufeinander prallen. Die Besucher mit den Yachten, die z.B. für 4 lokale Monatssaläre mal kurz ihren Dieseltank auffüllen, oder für ein halbes Monatssalär ein Nachtessen im lokalen Restaurant zu sich nehmen. Auf meiner Fahrt über die Insel, besuche wir einen Supermarkt und ich möchte noch Käse und Schinken kaufen.... als ich beim Gestell stehe, realisiere ich wie der Guide mich anschaut, als ich den Camembert in die Hand nehme – er kostet ein halbes Monatssalär! Ich lege ihn wieder hin und sage, dass mir der viel zu teuer ist.....

Bei der Rückfahrt vom Einkauf, welcher durch WARC organisiert wurde, wurde der Bus von lokalen blockiert und nach einer Stunde Warten, wurde dann klar, dass die Leute vom Fahrer versucht haben Geld zu erpressen für die Weiterfahrt.

Wir sind also wieder unterwegs, nachdem wir gestern Abend noch Harry verabschiedet haben. Harry ist ein Berner Künstler, der sich zum Ziel gesetzt hat, überall wo er ankommt in den lokalen Schulen Umwelt-Abfallprojekte durchzuführen. Er produziert aus Abfall sogenannte Cubes, gepressten Abfall, den er in 1 dm3 grosse Würfel vergiesst als Mahnmal gegen die Verschmutzung. Er wird seine Projekte in Indonesien weiterführen und im Moment hier bleiben.

Wir fahren wieder mal als erste über die Startlinie, nachdem man gestern gemunkelt hat, dass dies nun ein Ding der Vergangenheit sein wird (Aranui als erste auf der Startlinie), da ein neuer Teilnehmer ein ehemaliger Olympiake sei, der auf Booten nur dabei war, weil er der bester Starter sei... nun, wenn das wahr ist, dann sollte die ARANUI vielleicht auch mal an die Olympiade.

Wir segeln beschwingt mit bis zu 5 Knoten Rückenströmung Richtung Süden durch die Strasse von Lombok Richtung Christmas Island. Die Wellen werden unglaublich hoch und kurz. Die Frequenz zwischen 3 und 4 Sekunden mit bis zu 3 m hohen Wellen. Die Aranui stampft und stöhnt und ächzt und es ist ein richtiges Getose um uns herum. Wir schlagen mit dem Bug voll ins Wasser, der Mast vibriert und der Bug taucht ab, es spritzt und schäumt um uns herum (Céline hält sich im Moment übrigens sehr gut als Novizin), und dann kracht es plötzlich: Trotz wunderbarem Sonnenschein überspült eine riesen Welle das gesamte Cockpit und wir sitzen wie klatschnasse Pudel da. Das Wasser läuft nur so an uns runter, das Cockpit voll Wasser und, leider geht auch viel Wasser den offenen... Niedergang runter (klar, der lesende Segler wird sagen, selber schuld....). Zum Glück waren wir an unseren Lifebelts eingehängt und sind nicht weggespült worden.

Ich versuche das Schlimmste aufzuwischen im Saloon, leider hat es auch die zwei hinteren Kojen erwischt, bald mal merke ich, dass ich fast mehr Wasser hineintrage als aufwische und gehe wieder hinaus.

Wir segeln weiter und nach etwa einer Stunde wird es langsam besser. Karen geht hinunter um einen trockenen Pullover anzuziehen und kommt wieder hinauf, hängt sich am Lifebelt ein und sitzt noch nicht – dann die nächste Welle! Und wieder ist sie pudelnass. Der neue Pullover hat es gerade mal 3 Sekunden lang geschafft trocken zu bleiben... Da es fast 35 Grad ist, tragen wir kein Ölzeug.

Nach 3 Stunden hat sich die See und die Strömung beruhigt und wir sind richtig am Segeln. Wir sehen von weitem ein Rudel Delfine und können bald mal auf unseren richtigen Kurs Richtung Christmas Island abfallen.

Der Wind nimmt ab und wir setzten den Code 0 und gleiten in einen wunderschönen Abend hinein. Nachtessen mit Rotweintomatenrisotte mit wildem Reis und Parmesan und ein gesundes Glas Wasser vom Wassermacher dazu.

Karen übernimmt die erste Schicht bis Mitternacht. Um 2320 stehe ich in meiner Koje. Eine riesige Vibration läuft durch die Aranui, ich springe ins Cockpit raus und dann nochmals genau dasselbe, der Propeller vibriert wie wild. Wir nehmen das Gas zurück und versuchen langsam wieder zu beschleunigen. Das Vibrieren kommt wieder – eine Fischerleine oder ein Netz....das darf nicht wahr sein...

Nach 5 Minuten Gas geben, Gaswegnehmen etc. ist alles vorbei und wir sind wieder mit 1850 Touren und 6 Knoten unterwegs. Ich gehe wieder schlafen.