21. Juli – Ein wunderschöner Seg eltag – mit einem etwas abrupten End

Niki.schmidt.warc
Sat 21 Jul 2018 11:39

18:09.200S 160:55.200E

Die Jungs passieren die Wegpunkte perfekt. So langsam ist die Crew richtig eingespielt. Morgens um 0600 übernehme ich wieder und geniesse einen wunderschönen Sonnenaufgang. Ich bin etwas müde, und es braucht Überwindung runter zu gehen (also aufzustehen) und mir einen Kaffee zu machen. Wenn ich schon gehe, nehme ich gleich noch die Früchte mit um einen Fruchtsalat zu machen.

Wir verbringen eigentlich den ganzen Tag mit wunderschönem Segeln. Der Wind ist gut und wir fahren zwischen 8 und 9 Knoten. Am Nachmittag setzten wir den Code 0 auf der Leeseite und die Genua baumen wir auf der Luvseite aus. Der Wind natürlich pfeilgerade von hinten. So segeln wir in den Abend hinein. Um 1600 ist Funkrunde, und die startet jeweils mit einer 5 minütigen Stille, welche nur für Notfälle gebraucht werden darf.

 

PAN-PAN PAN-PAN PAN-PAN tönt es plötzlich auf 4 Charly (unsere Frequenz). Dieser Aufruf ist zwar kein Mayday aber dennoch sehr ernst zu nehmen. Er heisst eigentlich ‘wir haben ein grosses Problem’, aber es betrifft noch nicht ‘Leib und Leben oder ein sinkendes Schiff’.

Denis, der das Netz heute Abend leitet, versucht den Pan-Pan Aufrufer zu lokalisieren. Einige Minuten hört man nichts und dann kommt es plötzlich, es ist die Lunatix und die hat ein Ruderproblem. Das Ruder hat sich vom Schaft gelöst, d.h. es kann nicht mehr gesteuert werden und wenn man auf einem Segelboot nicht mehr steuern kann, ist man ziemlich aufgeschmissen, vor allem wenn es noch 500 Meilen bis Australien sind.

Es folgen ein paar Funkanrufe verschiedener Teilnehmer, aber die erleuchtende Idee ist noch nicht da. Einiges später kommt die Anfrage, wer Spanngurten dabei hat. Wir haben solche auf der Aranui, mussten wir doch damit unseren Baum damals fixieren, als der Bolzen der Nock rausfiel. Wir melden uns also und werden gebeten diese zu übergeben. Gesagt getan, aber so einfach war es dann auch wieder nicht. Wir ändern unseren Kurs und fahren auf die Lunatix zu, ca. 10 Meilen weg. Die Lunatix hat einen Treibanker draussen, welchen wir natürlich nicht treffen sollten, erstens wäre er dann defekt, und zweitens hätte unsere Motorenschraube sicher keine Freude. Wir machen also einen grossen Bogen um die Lunatix und nähern uns dann retour mit unserem Heck an ihre Seite. Man stelle sich das jetzt relativ einfach vor, aber beide Boote rollen ca 30 Grad hin und her und in etwa 2m hohen Wellen auf und ab. Die Lunatix treibt mit ca 2 Knoten NW.

Fabienne und ich haben alles vorbereitet. Zwei dünne Leinen, welche je eine mit Wasser gefüllte Plastikflasche halten. Diese werden wir dann hinüberwerfen in der Hoffnung, dass eine davon auf der Lunatix landet. Am Ende dieser dünnen Leinen ist eine dicke Schot befestigt, welche die Rohre, die Tasche mit den Spannsets sowie die Dieselkanister zusammenhält. Joel wurde vom Lärm auf Deck geweckt und kommt gerade im richtigen Moment um zu helfen. Nach zwei Wurfversuchen, landet eine der Flaschen auf dem Deck der Lunatix. Jetzt werfen wir blitzschnell alles ins Wasser, was rüber muss und ich muss Vollgas geben. Der Motor heult auf und wir sind während Bruchteilen von Sekunden nur noch etwa 2m von der Lunatix weg. Dann nimmt die Aranui einen Satz nach vorne – brav gemacht Motörchen und dann sind wir weg. Die nächtliche Übergabe ist geglückt.

In der übergebenen Tasche habe ich noch eine Skizze beigefügt, wo ich eine Zeichnung gemacht habe, wie ich das Problem lösen würde. Nimmt mich wunder ob es funktionieren wird.

Wir setzten das Gross wieder und baumen die Genua aus. Dann nehmen wir den Kurs Richtung Australien wieder auf. Die Atem, eine 62 Fuss grosse Swan wird die Nacht in der Nähe der Lunatix verbringen und warten, bis die Reparatur morgen gelingt, resp. bis die Lunatix weiterfahren kann.

Inzwischen haben wir noch neue Gäste an Bord. Auf unserem Genackerbaum hat sich eine Möwe niedergelassen, welches sich partout nicht vertreiben lässt.

Die Nacht ist dunkel und der Mond schien helle....