20. Juli – Zügig unterwegs!

Niki.schmidt.warc
Fri 20 Jul 2018 09:32

17:39.400S 164:00.800E

Und es wurde eine kalte Wache. Ich war eingepackt in langärmlige T-Shirts, Pullover und drüber eine Windjacke und natürlich lange Hosen. Fabienne dementsprechend noch mit Mütze.

Letzte Nacht hatte ich grosse Probleme den Blog rauszuschicken. Das Telefon schaltet nach 20 Sekunden einfach wieder ab. Ich könnte mir vorstellen, dass die salzige Luft ihren Zoll verlangt. Mit all den anderen Kontakten, welche auf einem Boot dem Salznebel ausgesetzt sind, gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit: Kontaktspray! Und so spraye ich also auch mal ein paar solcher Spritzer ins Iridium Satellitentelefon hinein (sollte eigentlich salzwasserdicht sein). Und siehe da, nach etwa 10 Minuten funktioniert das Ding wieder wie neu.

Die Nacht ist sehr schön mit einem Sternenhimmel, einer kleinen Sichel des Mondes und ein paar Wolkenbänken. Der Wind gerade von hinten, so dass die Genua nie steht... und da wir uns an unsere Regeln halten, haben wir diese bis am morgen auch nicht ausgebaumt (nicht aufs Vorschiff zu gehen nachts). Um 0100 übernehmen die drei Jungs. Wir legen noch ein Reff mehr ein, der Wind weht nach wie vor mit 20 Knoten. Um 0600 bin ich wieder dran und Joel, Nick und Michi gehen schlafen, sie sehen ziemlich müde aus. Am Tag haben wir 3 Wachen eingeteilt. Ich bin auf der ersten, da ich noch Brot backen will, Gemüse aussortieren muss und um 0800 das Flotten Netz stattfindet (Funkrunde).

Als erstes müssen mal die zwei Reffs raus und wir müssen etwas mit der Genua machen. Ich komme nicht ums Ausbaumen herum (d.h. die Genua ist auf der gegenüberliegenden Seite des Grosssegels, und, dass sie dort stehen bleibt, muss sie mit dem Genackerbaum ausgebaumt werden). Ich gehe aufs Vorschiff, immer gut eingehakt mit der Leine an der Schwimmweste. Der Genackerbaum ist vertikal vor dem Mast an diesem befestigt und muss mit ein paar Leinen in Position gebracht werden. Bei diesem Schaukelkurs muss das sehr vorsichtig geschehen, sonst hat man dieses etwa 25 kg schwere Ding ziemlich schnell am Kopf, was eine Beule mehr wäre. Ich versuche den Baum aus seiner Halterung auszuklinken, aber er klemmt; Schöne Grüsse vom Salzwasser.... Also zurück in die Kabine mit Ziel WD40, ein Allerweltspray, wenn’s ums Lösen oder Schmieren geht. Und siehe da, der Bolzen lässt sich tatsächlich wieder bewegen. Ich bringe den Baum in Position; Eine Leine, welche den Baum nach achtern zieht, das ist gleichzeitig die Genuaschot, eine, welche ihn hochholt, damit er ohne Druck nicht runterfällt aufs Deck und eine, welche ihn runterzieht, wenn in einer Böe der Wind einfällt und ihn hochreissen will. Das Ganze ergibt dann eine stabile 3 Punkt Fixation.

Dann bereite ich das Frühstück vor mit frischem Brot und frisch gewürfelten Früchten. Danach mache ich fürs Mittagessen noch ein Couscous mit eingemachtem Gemüse, frischen Tomaten, Zwiebeln und Äpfeln – ich werde dann vermutlich am Schlafen sein wenn der Hunger einfällt. Tja, es fällt auf, dass auf dieser Überfahrt sehr viel gegessen wird, die Crew ist immer hungrig.

Der Tag beginnt wunderschön, gutes Wetter, nach wie vor guter Wind und es wird bald auch schon wieder etwas wärmer. Auf jeden Fall können wir wieder in die kurzen Hosen schlüpfen.

Es wird wieder ein wunderschöner Segeltag. Allen geht es gut, solange sie nicht allzulange unter Deck sein müssen. Der Wind bläst nach wie vor um die 20 Knoten und wir kommen gut voran. Gegen Abend nimmer er zwar etwas ab, aber trotzdem wir sind nach wie vor mit 7-8 Knoten unterwegs.

Zum Nachtessen gibt es Kartoffeln mit Tomaten und Käse überbacken. Wir sind am Aufbrauchen der Vorräte und Käse darf in Australien nicht importiert werden. Ich koche die Kartoffeln kurz im Dampfkochtopf und... zur allgemeinen Überraschung sind es Süsskartoffeln, obwohl die Verkäuferin auf dem Markt versichert hat, dass es normale Kartoffeln wären. Gespannt warten wir bis das Essen fertig ist. Die Kommentare gehen dann auch von ‘interessant’, ‘eigenartig’, ‘komisch’ aber trotzdem auch ‘ich finde es gut’. Das war auch meine Meinung, auch wenn etwas gewöhnungsbedürftig.

Wir haben noch ca 60 Meilen vor uns, bis wir zur ersten Riffgruppe kommen, den ‘Entrecasteaux’- Riffs, welche eigentlich eine Fortsetzung sind von Neukaledonien. Neukaledonien, wäre ein Land, welches ich gerne besucht hätte, leider reicht die Zeit aber nicht. Der Kurs ist 252 Grad zu unserem Wegpunkt, welchen ich auf dem Kartenplotter gesetzt habe. Diesen müssen wir backbord von uns liegenlassen. Da ich zu diesem Zeitpunkt am Schlafen sein werde, mache ich diese Wegpunkte, damit die Jungs dann auch wissen, wo sie durchzufahren haben.

So, jetzt mache ich uns einen Schwarztee mit Zitrone, ganz wie wir es zuhause am Abend jeweils trinken und wir machen eine dritte Tasse für Sylvia als Gruss aus der Ferne!