14. Mai 2018 – eine stürmische N acht und ein Elektronik Totalaus fall....

Niki.schmidt.warc
Tue 15 May 2018 06:11

13:39.400S 161:15.200W

Ok, Gemütlichkeit definieren wohl alle anders, musste ich gestern erfahren. Jeannette und Susu fanden es gar nicht gemütlich unter Deck... (auch ‘über’ nicht...)

Die Nacht war wirklich anstrengend. Ab ca 20h legt der Wind wieder richtig zu. Wir haben Ostwind zwischen 25 und fast 40 Knoten (meist an der obere Grenze) und die Aranui fliegt förmlich unter 3 Reffs in die stockdunkle, wind- und regengepeitschte Nacht hinein. Die Bullentalje, welche verhindert, dass das Gross plötzlich rüberknallt ist straff angezogen wie noch nie. Alle paar Sekunden erhellt sich das ganze Meer von den gewaltigen Blitzen die rund um uns herum niedergehen, es sind hunderte wenn nicht gar tausende heute Nacht – dazu der Donner, der meist relativ schnell folgt... – faszinierend zu sehen, aber trotzdem schaut man eher ungern hin.

Das geht so weiter bis um Mitternacht. Die Aranui steuert unter Autopilot wie auf Schienen die Wellen rauf und runter und lässt sich durch nichts beirren, trotz den leicht schräg einfallenden Wellen und den 38 Knoten Wind (70 km/h), manchmal macht sie im leichten Surf bis über 10 Knoten (mit 13 m2 Segel welche die 15 Tonnen bewegen), dann wieder schnaufend, wellenauf. Da ich die letzten 3 Stunden nichts an der Steuerung machen musste (ausser akzeptieren, dass sie furchtbar knackst) und die Aranui sich selber gesteuert hat bei konstantem Wind genau aus Osten, wecke ich meine zwei Seglerinnen für eine Doppelwache (zusammen). Das ist mir wohler und ihnen sicher auch. Auch sie erleben zusammen eine stürmische Nacht mit Surfs von 10 Knoten und Wind weit über 30 Knoten, aber die Stimmung muss gut sein, da sie unter diesen Bedingungen doch tatsächlich noch frische Pampelmouses schälen und essen können. Die nächsten 4 Stunden schlafe ich fast durch in meiner Koje hinter dem Bug – immer mit dem Gefühl mit voller Geschwindigkeit ins nächste Wellental hineinzudonnern, Wasser spritzt über das Deck hinweg und dann taucht der Spitz wieder auf.

Gegen 5h erwache ich definitiv weil wir so stark hin- und her schaukeln. Der Wind hat innerhalb von Minuten auf fast Windstille abgenommen, aber die Wellenberge bleiben natürlich bestehen.

In der ARC Flotte hat es offenbar relativ viele kleine Schäden gegeben, es spricht zwar erst niemand davon, aber so während dem Tag kommt immer mehr zum Vorschein. Eines der Boote geht direkt nach Niue weil eine der Wanten halb durchgebrochen ist, andere haben Segel zer- oder angerissen, Blöcke haben sich in Luft aufgelöst etc. Und was mich besonders beeindruckt ist der Kommentar von ausgewachsenen Seebären, Leute die seit 50 Jarhen auf dem Meer segeln und sagen, sie hätten noch nie so eine Nacht durchlebt, es wäre schrecklich gewesen.

Zum Glück sind alle mehr oder weniger mit einem Schrecken und nicht mehr davongekommen. Kein Blitz hat eingeschlagen und kein Boot hat ernsthafte Probleme zu rapportieren.

Dafür haben wir heute keinen Wind mehr. Es ist Motoren angesagt und zwar den ganzen Tag. Wir erholen uns, plaudern, sitzen im Cockpit und geniessen den Kuchen, den ich heute gebacken habe. Und dann kommt es plötzlich....

‘No GPS fix’... ‘no rudder indication’… ‘nor radar overlay’… ‘no autopilot computer’  und dann sind alle Instrumente blank! Und dazu jedes mal ein Alarm, der losgeht. Das ist eine ganz unschöne Sache. Wir rebooten das gesamte System, alle Schalter aus und wieder ein, aber es nützt nichts. Wir versuchen es der Reihe nach und können irgendwann den zweiten GPS Empfänger auf dem System ansteuern. Jetzt haben wir wenigstens wieder eine Position. Aber der Autopilot und der Plotter gehen nach wie vor nicht.

Gestern Abend ist mir aufgefallen, dass das eine Anzeigegerät an der Steuersäule den Geist aufgegeben hat, vermutlich während den sintflutartigen Regen. Nach einer guten Stunde mit Pröbeln beschliesse ich, dieses Gerät einfach mal abzuschrauben und die Zuleitung abzuhängen und siehe da, alles startet wieder von Neuem und es scheint auch zu funktionieren. Das muss ein Kurzschluss gewesen sein. Wäre super, wenn es das wirklich war.... mit dieser Hoffnung motoren wir in die Nacht hinein. Wir beschliessen, den Motor laufen zu lassen, da der Effekt unter Motor plötzlich eine 90 Grad Drehung zu machen viel kleiner ist, als wenn wir Segel gesetzt haben. Der Wind frischt auf auf 17 Knoten, und es juckt mich die Genua trotzdem zu setzten, und bald laufen wir unter Genua genau gleich schnell wie unter Motor.

Die letzte Nacht, bevor wir Suwarrow erreichen.