12. Mai 2018 – Regen, kein Wind, dafür Sturmböen, kein Schlaf, a ber immer no besser als seekrank ...

Niki.schmidt.warc
Sun 13 May 2018 03:55

14:32.400S 156:12.500W

... und ich weiss, es fehlt ein Tag im Blog... ich glaube, das kam noch nie vor, seit wir unterwegs sind, aber gestern Abend waren wir alle so müde, dass auch kein Blog mehr drin lag. Nun aber von vorne:

Wir hatten also einen wunderbaren Start und einen guten Abend. Die Nacht nach dem Start Richtung Norden war ereignislos, ausser, dass wir bald mal realisierten, dass wir im Moment nur eine einsatzfähige Zweimanncrew sind. Susu ist wirklich seekrank, sie hält sich aber tapfer, und lässt ausrichten, dass sich niemand Sorgen machen soll. Solange sie liegt, geht es einigermassen.

Bald mal kommt auch der Regen und damit auch die Squalls, welchen wir eigentlich mit unserer nördlichen Route ausweichen wollten, aber eben, das Wetter ist und bleibt unberechenbar, und unser Schlaf Rythmus passt sich den Squalls an, eben unregelmässig.

Der nächste Morgen dafür ist sehr schön, mit gutem Wind und ein paar Sonnenstrahlen, aber dann so ca. um 10 beginnt das Theater. Wind, Sturm, Flaute, Regenschauer, und alles grau in grau wechseln sich ab. Der Wind steigt innert Minuten von 10 auf 25 Knoten und die Segelwahl ist nicht ganz einfach. Reff rein, Reff raus, Genua rein, Fock raus, Code 0 raus und rein (und dann verpacke ich ihn definitiv, damit er nicht plötzlich davonweht...) – irgendwann brauchen wir sogar mal während 2 Stunden das 3. Reff (es bleibt nur sehr wenig Segelfläche übrig), was sehr selten vorkommt, aber im Moment spritzen uns dunkelgraue Gischtwellen von NW ins Gesicht mit 25 Knoten. Was ich noch vergessen hatte, der Wind wechselt nicht nur in der Stärke, nein, er macht innerhalb einer Stunde auch eine volle Drehung um 360 Grad. Wir haben den Autopiloten auf Wind eingestellt (d.h. die Aranui folgt dem Wind immer mit einem relativen (fixen) Winkel, und als ich mal 15 Minuten nicht auf den Plotter schaue, realisiere ich, dass wir zurück Richtung Papeete fahren....!!!, und dann ist der Wind weg und wir stehen wie begossene Pudel in der Mitte des Pazifik. So geht es die ganze Nacht. Statt dem schönen SE Passat, haben wir Wind mit 25 Knoten direkt auf die Nase von NW - da liegt auch Suwarrow (ich weiss jetzt sogar wie man das schreibt). Und weil wir so viele Segelwechsel machen und die Richtung anpassen müssen bin ich eben sehr viel auf Deck, bis sich die Situation dann heute morgen etwas normalisiert. Ich bin ‘durch den Wind’ wie man so schön sagt, und bin froh, dass Jeannette jetzt übernimmt (nachdem sie schon nachts 4 h alleine auf Wache war) und ich Schlafen gehen kann. Mein riesen Glück ist, das Jeannette sehr wenig Schlaf braucht und ihren Job super macht. Der Wind ist weg und wir motoren mit direktem Kurs Richtung Suwarrow.

Unerfreulicherweise, aber das nur als Nebenbemerkung, läuft unser Schwarzwassertank nicht mehr ab, oder jedenfalls sagt der Sensor, dass der Tank voll sei und demzufolge verbietet, weiterhin zu spülen. Meine Vermutung ist eher, dass der Tank leer ist und der Sensor nicht weiss was er tut!

Zum Mittagessen gibt es vorgekochte Bolognaise mit Penne, was sehr gut tut, da wir gestern kein richtiges Nachtessen hatten (mir lagen die Zwiebeln vom Mittag auf und Jeanette hatte ihren Hunger erst gegen Mitternacht).

Im Moment könnten wir Eintritt verlangen für Achterbahn Fahrten. Die Aranui schwankt 40 Grad nach links, dann 40 nach rechts und auch die andere Achse wird gehörig beansprucht. Der Wind ist gleich 0, aber wir haben eine richtige Kabbelsee. Aber gerade in diesem Moment findet sich tatsächlich ein Sonnenstrahl, der in den Saloon hineinfällt, das ist ja mal was Neues (für max. 3 Minuten).

Das Gemüse liebt diesen Wechsel von nass und trocken ebenfalls nicht. Wir haben unseren persönlichen Komposthaufen (was mal frisches Gemüse war) und der hängt in der Mitte im Cockpit in einem Netz. Er riecht unglaublich. Wir müssen leider alle paar Stunden wieder Gemüse wegwerfen, die Tomaten sind alle verfault und heute morgen als ich eine Papaya nehmen wollte, griff ich in eine schmierige Masse hinein... Unter Deck ist es noch trocken, obwohl wir alle ein paar nasse Kleider haben, aber in Suwarrow scheint dann sicher wieder richtig die Sonne.

Heute beim Schlafen am Nachmittag bin ich von einem ungewöhnlichen Knacken erwacht. Ein neues Geräusch, dem ich mal nachgehen muss. Es kommt aus dem Grossbaum heraus, und das weckt immer unschöne Erinnerungen. Das machen wir dann morgen.

Übrigens, meinem Fuss (ich konnte in Bora Bora kaum mehr laufen) geht es wieder gut. Ob es das Ibuporfen war, der Kortisonschuss oder die Wärme und Kühle des Ch’i.... sei dahingestellt, ist aber in diesem Fall nicht relevant.

Es wird dunkel, Jeannette ist am Kochen und Susu hat es gerade geschafft eine Dusche zu nehmen, was sicher zum Besserfühlen beiträgt. Und so fahren wir in die nächste ungewisse Nacht hinein.