29. März 2018 Grapefruit!!!

Niki.schmidt.warc
Fri 30 Mar 2018 20:11
08:55.000S 140:05.850W
Nach wiederum heisser Nacht (nicht nur wegen meiner Amour) haben wir uns selbständig mit dem ersten Tageslicht (gegen 6 Uhr) geweckt um uns mit einem schnellen Frühstück (Konfibrote) für die bevorstehende Expedition zu stärken. So hatten wir dann bereits nach sieben Uhr mit dem Dingi in den Hafen übergesetzt und erfreuten uns (oder sicher ich mich) an den frisch abgehackten grossen Thunfischköpfen auf dem Fischmarkt. Die blauen Augen der frisch geköpften Fische schauten ein wenig trostlos in die Ferne, was den Capitano nicht davon abhalten konnte 2.5 kg ihres Körpers zu erstehen, welchen wir dann am Abend genussvoll verspeisen werden. Hiermit sei zu erwähnen, dass Niki heute ein Kurzprogramm zu einem einheimischen Künstler absolvierte und der Rest der Truppe sich bei der charmanten Colette (Leiterin der Tourismushütte von NUKU-HIVA) einfand, um den Obolus für die bevorstehende Expedition zum grossen Wasserfall zu bezahlen. Um 7.30 h fuhr die “Belle-Marie” von unserem Tourguide Mai an die Mohle und wir sprangen in das alte Holzböötli mit immerhin 2x 60 PS Yamaha-Aussenbordern.
Die Belle-Marie beschleunigte auf beachtliche 48 km/h und sprang über die Wellen wie ein junges Mädchen, was nicht nur mich, sondern auch Mai sehr freute. Nach halbstündiger Fahrt Richtung Westen der Küste entlang, landeten wir an einem traumhaften schwarzen Palmenstrand an, nur 500 m Luftlinie zu einem traumhaften weissen Palmenstrand entfernt. Wieso denn dieser Gegensatz? Mai erklärte, dass der schwarze Strand durch schwarze, angeschwemmte Lava vom Bergbach entstanden ist und daneben der weisse Strand aus angeschwemmten Korallensand besteht. Mai ist ein 47jähriger Ur-Insulaner mit einem breiten, freundlichen Lachen und sehr viel Wissen über die Flora-Fauna und die Geschichte der Insel. Wir sind super froh mit diesem sehr sympathischen Führer unterwegs zu sein. Unser Weg beginnt wortwörtlich durch den Garten Eden, wo Kokosnüsse, Grapefruits, Mangos, Sternfrüchte, Brotfrüchte und und und nur so von den Bäumen uns Sträuchern fallen. Mai erklärt uns alle diese Früchte und die Geschichte der Insel, wo noch vor bis ca. 10 Generationen eine Königin jeden Morgen von den Bergen an den Stand lief um ihr Volk zu besuchen und mit ihren Leuten zu speisen. Und wir machen uns weiter auf dem Königinnenweg in das Innere der Insel durch einen Dschungelwald vorbei an Tikis (alte Steinmonumente), Resten von alten Siedlungen und Bauten. Ursprünglich lebten ca. 3 Gruppen von Einheimischen mit je ca. 500 Mitgliedern friedlich auf der Insel. Sie tauschten Ware, Wissen und auch die Frauen untereinander aus (dazu kein Kommentar von mir) und schützten sich gegen Eindringliche fremder Inseln indem sich die Frauen und Kinder in das “Verborgene Tal” zurück zogen, bis die Männer die Eindringlinge besiegt oder vertrieben hatten. Dieses Verborgene Tal, wo alles fürs Leben vorkommt, möchte unser Führer Mai für weitere Exkursionen erschliessen. Nach 2stündigem Marsch durch Bäche (nur beim ersten zierten wir uns wegen nassen Füssen) und über von wilden Mangos übersäten Pfaden (die den Beweis lieferten, dass man auf Mangos besser rutscht als auf Bananen) erreichten wir den Point of no return wo sich M. LeBlanc freiwillig zur Gepäckwache meldete und sich am nahen Bache zur Erholung installierte, währenddessen der Rest der Expedition über den Bach (ballancierend auf einem Baum) übersetzte, um in absoluter Stille an den hoch aufragenden Felswänden in den Talkessel vorzudringen. Hie und da sahen wir Vögel über uns kreisen und Mai ermahnte uns, die vielen hier nistenden Vögel nicht aufzuscheuchen, denn damit entstand die Gefahr, dass die Vögel oben an dem Kraterrand wilde Schweine oder Ziegen aufschrecken, die dann Steinschlag auslösen konnten. Hinten im Kessel angekommen, trafen wir dann zu unserem Erstaunen nur ein klägliches Rinnsal von einem Wasserfall an. Aber das Ambiente an diesem Kraftort, ringsum mehrere hundert Meter steil aufragende Felsen und ein sattes Pflanzengrün am Boden, liessen uns in Andacht und in Dankbarkeit ein paar Minuten an diesem wunderschönen, einzigartigen Ort verweilen. Zurück bei M. LeBlanc warfen wir uns (Valérie in voller Montur) in den herrlich kühlen Bergbach und liessen uns auch nicht vom grossen Aal, der da munter herumschwamm, dass Vergnügen verderben. Dann kam der unerwartete Höhepunkt der Excursion: die Grapefruits! Mai schnitt mit seiner Machette drei grosse Grapefruits auf und wir assen das saftige, süssliche und überhaupt nicht bittere Fruchtfleisch mit höchstem Genuss. Sowas hatte noch keiner von uns bevor genossen und wir befürchten ernsthaft, nie mehr im Leben eine andere Grapefruit essen zu können, welche nur annähernd dem Genuss dieser sonnengereiften Delikatesse nah kam. Zurück ging es dann im flotten Schritt, zwischendurch fiel M.LeBlanc noch in den Bach, aber wir erreichten bald den Strand, wo uns Kua (in 8ter Generation hier lebend) in einer einfachen Hütte mit frischen Säften und Sorbets verwöhnte. Auf der Belle-Marie ritten wir wieder zurück und Mai lieferte uns direkt auf das Deck der Aranui, wo Niki bereits den Fisch vom Morgen am kochen war. Nach dem feinen Nachtessen schloss sich dann der Kreis dieses wunderschönen Tages mit einem Williams, Whisky oder sonstigem feinem Wasser, worauf wir schon bald todmüde in die Kojen zurück zogen, wo uns eine weitere heisse Nacht bevorstand....wobei sich auch dieser Kreis, zumal mit meiner Amour, freudig schloss.