28. Februar 18 – Start zur längs ten Etappe auf dieser Weltumsegl ung.

Niki.schmidt.warc
Thu 1 Mar 2018 02:18
01:15.800S 91:03.100W

Heute morgen früh aufstehen, Müesli mit frischen Früchten machen (wenn wir an Land sind, verpflegen wir uns eigentlich nur mit frisch gepressten Säften da wir so oft keine frischen Früchte haben) und dann ab mit dem Wassertaxi nach Porto Ayora. Die ganze ARC Flotte muss heute ausklarieren, jeder braucht sein ‘Zarpe’ (Beweis, dass man ausklariert hat als Boot) und jeder braucht einen Stempel im Pass – wir wollen ja nach 3100 Seemeilen nicht, dass wir zurückgeschickt werden.

Letzte kleine Einkäufe und nochmals einen Maracuja Saft im Strassenkaffe. Dann retour auf die Aranui. Wir packen alles weg was noch rumliegt, was zum Trockenen rumhängt und was unter Deck lose rumsteht. Schwimmwesten werden angepasst und wir produzieren nochmals Wasser, dass die Tanks voll sind. Und dann kommt unser grosses Ankermanöver: Grosser Sturmanker kommt rauf aufs Deck, dann wird der normale Anker an die Kette geschäkelt, wieder ins Wasser runtergelassen und vorne am Bug wieder raufgezogen – richtig fixiert. Dann folgt die Präzisionsarbeit um den grossen Anker in die Segelstaukammer abzusenken. Auf der Seite gibt es genau einen mm Spiel. Wir lassen den Anker an einem Fall in die Segelstaukammer runter und fixieren ihn an 10 Ringschrauben mit etwa 10 kleinen Gurten. Es ist wichtig, dass dieser nicht plötzlich lose kommt, denn ein solches Gewicht ganz vorne im Bug, welches er sich selbstständig machen würde, sofort auch ein Loch in die Bugwand schlagen würde. Nach einer knappen Stunde ist alles an seinem Platz und wir stossen mit einem Corona mit Limone auf die bevorstehenden 3100 Seemeilen an.

Um 1200 ist Start bei praktischer Windstille. Wir treiben fast noch zu früh über die Startlinie.... Aber dann kommt der Wind langsam und um 1500 segeln wir bereits mit 7 Knoten Richtung Hiva Oa. Wunderschönes gemütliches Segeln in den Nachmittag hinein. Der Wind kommt raumschots aus Südosten, wie angesagt, natürlich haben wir virtuell wieder Sebastian dabei. Wir setzen keinen Genacker, weil ich denke, dass wir als Crew bez. Segelerfahrenheit etwas vorsichtig sein müssen. Der Wind nimmt leider bald mal ab und wir müssen den Motor anstellen. Irgendwann kommt ein Funkspruch ‘Aranui Aranui, this is ..... (Ich will hier keine Namen nennen). Man stellt uns tatsächlich die Frage, welcher Kurs zu nehmen ist nach Hiva Oa.... Wir sind schon etwas überrascht, aber geben natürlich gerne und bereitwillig Auskunft. Der direkteste Kurs ist 255 Grad – kürzeste Distanz – das hängt aber davon ab, wie sich der Wind entwickelt. Wenn der Wind im Süden stärker ist, lohnt es sich vielleicht erst mehr Richtung Süden zu fahren und erst dann Richtung Westen. Das aber hängt wiederum vom Wetter ab und von der Zuverlässigkeit der Prognose in 7 Tagen (Was meist nicht so zuverlässig ist – Hier allerdings weiss man aus langer Erfahrung, dass die Winde im Süden zunehmen). Unsere Devise ist fast immer (ausser beim ARC), wenn kein Wind da ist und wir motoren müssen und die Wetterlage nicht eindeutig ist, dann möglichst Weg zum Ziel zu machen, d.h. direkt drauf zu (es ist wie bei einer Regatta Spinackersegeln: Man möchte anluven, da er dann sooooo schön zieht und fährt dann viel zu viel Weg). Das wäre dann 255 Grad (und zwar Kurs über Grund – der ist natürlich anders, weil wir vom Strom noch versetzt werden).

Wir hoffen also, dass dieses besagte Boot die Marqueses Inseln finden wird.

Unterdessen ist es dunkel geworden und wir segeln bei Vollmond mit 7-9 Knoten unter Segel Kurs 242. Im Moment können wir nur so schnell segeln, weil uns der Strom noch von schräg hinten mit fast 1.5 Knoten schiebt. Der Hydrogenerator funktioniert, wir hatten ihn ja oben und jetzt beim Segeln wieder im Wasser und wir machen bei etwa 5.5 Knoten Speed 3-4 Ampere (was nicht viel ist – bei 7.5 Knoten würden wir fast 10 Ampere machen). Heute morgen habe ich noch dran geglaubt, dass wirklich alles funktioniert, musste dann aber feststellen, dass irgendein Anschluss der Solarzellen vermutlich korrodiert ist. Dann haben wir ja morgen etwas zu tun....

Mein Essensvorschlag trifft heute auf taube Ohren. Steve hat keinen Hunger, Simone kämpft leicht mit dem ersten Tag und ich selber noch mit meiner Lebensmittelvergiftung, welche ich mir auf dem Tauchboot trotz wunderbarem Essen geholt habe.

Also backe ich ein Brot, dann kann jeder während der Nacht Sandwiches machen oder wie Steve zu sagen pflegt: Peanutbuttersandwich!

En  gueti Nacht an alle die die im Moment in der Schweiz frieren bei -10 bis -20 Grad. Hier ist es überraschenderweise angenehm. Etwa 25 Grad am Abend/Nacht.