10. Februar 18 – Wunderschönerwi ndiggutenmorgen

Niki.schmidt.warc
Sun 11 Feb 2018 02:09

05:08.300N 80:55.230W

Heute morgen um 0600 übernehme ich meine Schicht. Die Nacht war relativ ereignislos, ausser, dass wir mehr Wind hatten als erwartet. Wir konnten die ganze Nacht hindurch mit 6-8 kn segeln. Jetzt geht die Sonne auf und ich muss sagen, seit langer langer Zeit ist es das erste Mal, dass ich mir die Sonne herbeiwünsche. Die Nacht war nämlich relativ kühl, ich musste um zwei Uhr sogar etwas Langärmliges anziehen!

Das Brot ist gebacken und wir frühstücken. Der Wind nimmt auf 15 Knoten zu und wir segeln mit wunderbarem räumlichem Wind jetzt direkt Richtung Galapagos. Wir haben beschlossen ‘Weg zum Ziel’ zu machen auch wenn die Grib Files uns im Süden etwas mehr Wind vorhersagen. Ich denke wir könnten den so verlorenen Weg nicht mit mehr Wind (Speed) wettmachen, da sich die Windsituation hier wirklich nicht so richtig vorhersagen lässt. Um 0900 ist wie üblich Funkrunde, wo alle Positionen durchgegeben werden inkl. Windspeed, Windrichtung etc. Dies ergibt ein gutes Bild bezüglich der Windsituation – allerdings sollte man dafür die Karten auf dem Tisch haben, was ich nicht habe? Wir sind gestern voller Enthusiasmus losgefahren und als ich kurz nach dem Start in den Kartentisch griff um die aktuelle Karte rauszunehmen, war gar keine Karte drin!!! Ich habe die alle  bereitgelegt, sortiert und ...vermutlich wieder irgendwo in den 30 cm hohen Kartenstapel gelegt. Ich weiss also was ich heute machen werde; Karten raussuchen.

Unser Entscheid mehr südlich zu segeln scheint gut zu sein. Gerade höre ich, dass die Boote im Norden praktisch keinen Wind mehr haben und seit dem Mittag am Motoren sind. Vermutlich wird uns dies auch noch blühen aber hoffentlich bleibt der momentane Wind noch eine Weile.

Heute steht Duschen an. Wir ziehen den Salzwasserschlauch vom Bug durchs Luk in die Dusche rein und können uns also mit Salzwasser duschen und am Schluss mit Süsswasser abspülen. Das vermindert den Wasserverbrauch dramatisch. Unsere Wasserproduktion funktioniert zwar, aber sie braucht eben trotzdem Strom. Zur Zeit, seit 48 h, können wir allerdings unsere ganze Stromversorgung mit den Solarzellen und dem Hydrogenerator decken. Ich denke dies ist vor allem möglich, weil die Wassertemperatur hier ‘nur’ noch 25 Grad ist, und der Gefrierschrank deshalb viel effizienter läuft.

Im Moment macht uns eigentlich nur das Gennakerfall zu schaffen. Leider wurde dort ein Mantelschutz schlecht angenäht und dieser hat sich vom Fall gelöst und ist nun innerhalb des Mastes verhakt. Es wird mir nichts anderes übrig bleiben, als das Fall auszufädeln, oben am Mast eine neue Mausline einzuziehen (eine dünne Hilfsleine) und zu versuchen diese unter wieder rauszufischen. Eigentlich wäre es einfacher, eine Mausline mit dem Fall direkt einzuziehen, aber dann läuft auch diese Mausline durch dieses Stück Mantelschutz – also geht das eben nicht so einfach. Ich hoffe wir haben dafür Zeit in Porto Ayora auf St. Cruz – und dazu bräuchten wir dann einen ruhigen Tag (Keine Wellen).

Der Wind nimmt leider ab und nicht zu und schon bald haben wir nur noch etwa 9 Knoten Wind von hinten. Wir baumen die Genua aus und laufen noch magere 4-5 Knoten vor dem Wind. Und dann während dem Nachtessen – Wahua mit Peperonata und Brot (und beim Schreiben dieses Blogs habe ich also noch keine sensorischen Störungen wegen der Shiguterra Krankheit.... 😊) – ist es dann ganz vorbei mit dem Wind. Das Gross schlägt hin und her und wir müssen die Segel streichen. Also Gross runter, Genua einrollen, aber den Baum lassen wir angeschlagen. Und dann starten wir seit langem wieder mal unseren eisernen Gustav. Ich lade mir noch die neuesten Gribfiles (Wetterdaten) herunter und beschliesse einen Kurs von 220 Grad zu fahren. Dies bringt uns näher an Galapagos (nicht direkt) aber vor allem in die Südwindzone, welche ca 350 Meilen südlich von uns in 3 Tagen vorherrschen wird. Damit könnten wir dann einen Anlieger auf Galapagos segeln – wenn das alles so gut aufgeht wie in der Theorie. Jetzt wird vermutlich erst mal 2 Tage der Motor laufen. Zwischen dem Wind und uns liegt übrigens noch ein Fels im Wasser (ziemlich genau auf der Linie). Es ist hier zwischen 3000 und 4000m tief, aber dann ragt plötzlich ein Fels aus dem Wasser. Schon interessant!

Übrigens, Anis Büchsenpresse bewährt sich sehr, aber heute hat sie versagt: Wir haben versucht Kokosdrinkbüchsen aus Panama zu pressen, aber diese sind aus Stahl!!!

Die Nacht ist hereingebrochen, wir haben die Positionslichter angestellt und fahren mit Kurs 220 Grad Richtung SW. Ein kristall klarer Sternenhimmel steht über mir und es wird mir wieder mal so richtig bewusst, wie klein die Erde in diesem Universum eigentlich ist. Da kann man nur staunen!

Gute Nacht!